Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Allein in der Dunkelheit
Mel:
Blut.
Blut und Erde.
Ihre Nasenflügel blähten sich, als sie die Gerüche tief in sich aufsog.
Rauschen in ihren Ohren.
Wasser?
Die Droor?
Wappen tanzten vor ihrem inneren Auge, doch konnte sie sie nicht zuordnen.
Was machte sie an der Droor?
Warum war sie hier?
Das Wasser färbte sich rot von Blut.
Jäh ruckte sie hoch.
Und bereute es im nächsten Moment.
In ihrem Kopf hämmerte es und obwohl sie nichts sehen konnte, drehte sich die Welt um sie herum.
Dann sank sie zurück in die Dunkelheit.
Mel:
Wilde Träume wirbelten in ihrem Kopf umher.
Namen, die sie einst kannte, und die jetzt ohne Bedeutung waren.
Gesichter, die ihr einmal so vertraut waren, wie ihr eigenes und die jetzt zu entstellte Fratzen verschwammen.
Wer sind die Lebenden, wer die Toten?
Sie versuchte sich zu erinnern, doch nichts als Schwärze umhüllte sie.
Mel:
Jede Faser ihres Körpers schmerzte, ihr Kopf dröhnte.
Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah... nichts.
Man hatte ihr einen Sack über den Kopf gestülpt und als sie ihn von ihrem Kopf ziehen wollte, musste sie feststellen, dass man ihre Hände auf dem Rücken gefesselt hatte.
Zut alors!
Das Dröhnen wurde stärker und für einen kurzen Moment schloss sie die Augen.
Un, deux, trois...
Als sie sich wieder beruhigt hatte, versuchte sie sich an die Geschehnisse zu erinnern.
Wer war sie, wo war sie, vor allem: WAS war passiert?
Offenbar war sie allein.
Probehalber versuchte sie ihre Gliedmaßen zu bewegen.
Sie war gefesselt und durch ihre unbequeme Lage war ihr linker Arm eingeschlafen, aber sie konnte keine weiteren Auffälligkeiten feststellen.
Zur Sicherheit fuhr sie sich mit der Zunge über die Zähne - waren auch noch alle da.
Als sie ihre Position wechselte, stellte sie fest, dass an ihrem Gürtel immer noch ihr Messer hing.
Diese Trottel! Die haben mir doch tatsächlich mein Messer gelassen.
Hoffnung keimte in ihr auf und sie musste sich zusammenreißen, nicht laut zu lachen.
Umständlich winkelte sie ihre Arme an und versuchte das Messer aus der Scheide zu ziehen, festzuhalten und gleichzeitig ihre Fesseln daran aufzuribbeln.
Mehrfach rutschte sie ab und schnitt sich in den Arm oder die Hand.
Nach kurzer Zeit war ihre Kleidung von Schweiss durchnässt.
Vor Anstrengung wurde ihr übel und ihr Atem ging schneller.
Nicht ohnmächtig werden! Gleich hab ich es, fast durch...
Mel:
Sie unterdrückte ihren Jubelschrei.
Geschafft!
Blut lief über ihre Hand, doch das war nicht wichtig- sie war frei!
Erschöpft blieb sie einen Moment liegen.
Einen Moment zu lange.
Stimmen um sie herum, fluchend, schimpfend.
Sie wollte sich schnell den Sack vom Kopf streifen, doch da wurde sie am Nacken gepackt.
Das Messer!
Sie stiess es blind nach hinten, jemand schrie auf und der Griff löste sich.
Weitere Hände griffen nach ihr, mindestens zwei Paar.
Sie wand und wehrte sich, stiess ihr Messer dahin, wo sie ihre Gegner vermutete.
Schmerzensschreie belohnten ihre Mühen.
Doch vergebens.
Jemand packte ihr Handgelenk und entwand ihr das Messer.
Sie spürte Knochen in ihrem Gesicht brechen, als sie getroffen wurde.
Dann explodierte der Schmerz in ihrem Kopf.
Mel:
Sie musste eingeschlafen sein, denn nun hörte sie die Vögel zwitschern.
Es war Tag.
Nur ein Traum.
Erleichtert versuchte sie sich aufzusetzen.
Empörung, Wut und Verzweiflung erfassten sie, als sie sich wieder gefesselt fand, und wieder konnte sie um sich herum nichts sehen.
Diesmal hatten sie die Stricke aber fester und ihre Arme zusätzlich an den Körper gebunden, so dass jedwede Bewegung unmöglich war. Sie konnte sich nur herumrollen und selbst das kostete enorme Anstrengung und dabei sah sie wie ein Fisch auf dem Trockenen aus.
Entwürdigend.
Leise fluchte sie und löste damit neue Schmerzen in ihrem Gesicht aus. Ihr Kiefer schien gebrochen und ein Auge konnte sie kaum öffnen.
Da an ihrer Situation nichts ändern konnte, begann sie ihre Gedanken zu ordnen.
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