Autor Thema: In Ellenbis...  (Gelesen 3361 mal)

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Offline ZuMe

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In Ellenbis...
« am: 17. Apr 13, 19:15 »
Keuchend, so schnell es seine durchnässte Hose zuließ, rannte der Junge, etwa 8 oder 9 Jahre alt, nach Hause. "Maaaamaaa!" schrie er voller Angst. "Maamaaaa, da sind... da sind..."
Hausfrauen sahen von ihrer Arbeit auf, als er an den sechs oder sieben Häusern des Dorfes vorbeikam und weitere Kinder unterbrachen ihr lärmendes Spiel, als der Junge auf der schlammigen Hauptstrasse vorbeirannte.
Obwohl alt genug, um sich seiner Angst zu schämen, brüllte er aus Leibeskräften : "Feeeeeinde! Feinde!"
Sofort änderte sich die Stimmung im Dorf. Kinder wurden nach Hause gerufen, Fensterläden schlugen zu, und bald war die Hauptstrasse leer, während der Junge seiner zunehmend besorgten Mutter berichtete, die ihn alsbald ins Innere des Hauses verfrachtete, um seine Hose zu wechseln. "Schliesst das Tor!" hallte es bald durch die stille Strasse, und das einzige Tor in der armseligen Holzpalisade, die Ellenbis umgab, wurde geschlossen.
Der einzige Mann in Waffen, ein älterer, dickleibiger Kerl mit einer rostigen Brünne, kletterte unter vernehmlichem Keuchen auf den wackeligen Wehrgang. Angespannte Stille breitete sich über dem kleinen Flecken aus, während die Sonne im Westen langsam versank und das Kuppeldach der winzigen Alamar-Kapelle vergoldete.

Am nördlichen Ende der schlammigen Strasse durch Ellenbis, dort wo sie über den Hügel abbog um ein kleines Wäldchen zu umrunden, erschienen ein paar seltsame Gestalten... :

Offline Yorik

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Re: In Ellenbis...
« Antwort #1 am: 22. Apr 13, 22:20 »
Als Yorik sich dem Dorf näherte, war seine Laune beinahe am Tiefpunkt angelangt. Seine Kleidung war schmutzig, seine Haare durchnässt und die Reise hatte auch sonst einige Spuren hinterlassen: Kratzer von dornigem Gestrüpp, blaue Flecken und Verletzungen übersähten seinen Körper. Die ganze Strecke von Blanchefleur hier hin waren sie zu fuß gelaufen, denn Zume hatte sich strikt geweigert, sich auch nur noch ein einziges Mal auf einen Pferderücken zu setzen. Jetzt trottete die Barbarin neben Yorik her und hatte augenscheinlich eine ähnlich gute Laune wie er. Die Reise war lang gewesen, die Gegend unwirtlich und das Tor des Dorfes, vor dem sie jetzt standen, war fest verschlossen. Auf den Wachtürmen war niemand zu sehen und es herrschte gespenstige Stille. Alles was man hörte, war das Fallen der Regentropfen, während die Sonne langsam im Westen verschwand. "Hallo?" rief Yorik. "Ist da jemand?"
She would not think of battle that reduces men to animals,
so easy to begin and yet impossible to end.
For she the mother of all men did council me so wisely then
I feared to walk alone again and asked if she would stay.

Offline ZuMe

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Re: In Ellenbis...
« Antwort #2 am: 23. Apr 13, 20:11 »
Eigentlich war Zume gar nicht so schlecht gelaunt - das Wetter war erträglich, das Wandern war sie gewohnt und sie kamen gut voran. Nur Yoriks düstere Mine verdunkelte ihre eigenen Gedanken, bis sie - beinahe unbewusst - mit genauso tristem Gesichtsausdruck herumlief wie er. Die letzten paar Tage hatten sie nicht viel miteinander gesprochen. Aber das hatte die wilde Waldläuferin bisher nicht gestört - wenn sie es wollte, konnte sie durchaus tagelang schweigen.

Doch dieses Dorf - es sah wenig vertrauenerweckend aus. Stirnrunzelnd betrachtete sie die schlecht zusammen gefügte Palisade, die Hände in die Hüften gestemmt.

"Was wollt ihr?" ließ sich ein dicker Soldat vom Wehrgang über dem Tor vernehmen. Er schnaufte hörbar und hielt eine schartige, schwarz angelaufene Pike in den Händen, die bedrohlich herumschwankte - wohl, weil der Mann sein Gleichgewicht auf dem wackeligen Podest nicht gut halten konnte.

Ja, was wollten sie eigentlich hier? Zume wandte sich zu Yorik um. Sollte er die Fragen der Steinhäusler beantworten - immerhin war dies seine Welt.

Offline Yorik

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Re: In Ellenbis...
« Antwort #3 am: 25. Apr 13, 19:06 »
Yorik war etwas verwundert ob des unfreundlichen Empfangs, dennoch antwortete er dem Wächter. "Wir sind nur auf der Durchreise", rief er zum Wehrgang hinauf, "wir suchen eine Möglichkeit, unsere Vorräte aufzustocken und eine trockene Unterkunft für die Nacht." Außerdem Informationen zum Verbleib einer verschollenen caldrischen Chevalière, dachte er, aber das musste er ja nicht jedem auf die Nase binden. "Spricht etwas dagegen?" fragte er stattdessen.
« Letzte Änderung: 25. Apr 13, 19:26 von Yorik »
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Offline ZuMe

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Re: In Ellenbis...
« Antwort #4 am: 25. Apr 13, 19:53 »
Yoriks Gegenfrage schien den Wächter zu verwirren. "Es sind Reisende," rief er zu jemandem im Dorf hinunter, der den Weggefährten ausserhalb der Palisade verborgen war. "Was?!" fragte er einen Augenblick später, weil er wohl die entsprechende Antwort nicht verstanden hatte.
Dann musterte er die Neuankömmlinge noch einmal, gründlicher.
"Ja, Waffen und Daumen," rief er dann wieder hinunter, "aber keine Krallen."

Offline Yorik

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Re: In Ellenbis...
« Antwort #5 am: 28. Apr 13, 13:09 »
Yorik stutzte. Krallen? Irgendetwas an diesem Wort gab ihm das Gefühl, dass die Reise ab hier nicht wirklich besser werden würde. Kurz blickte er zu Zume um zu sehen, wie sie die seltsame Reaktion des Wächters aufnahm, dann wandte er sich wieder dem Dicken auf dem Wehrgang zu. "Ja, wir sind wirklich nur Reisende", beteuerte er, "wärt Ihr nun so freundlich uns einzulassen?" Dann könnt Ihr uns vielleicht auch erklären, warum Ihr erwartet habt, dass wir Krallen hätten, dachte er.
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Offline ZuMe

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Re: In Ellenbis...
« Antwort #6 am: 28. Apr 13, 23:01 »
Zume hatte es schon lange aufgegeben, die Wege der Steinhäusler zu verstehen. Sie für ihren Teil hätte gerne Krallen gehabt. Schulterzuckend wollte sie gerade vorschlagen, das Dorf zu umgehen, als Yorik dem Wächter antwortete. Wärt ihr so freundlich...? So hätte sie es nicht ausgedrückt.

"Hört mir mal zu!" brüllte sie. "Ihr wollt mich nicht zur Feindin, also lasst mich rein und gebt mir'n Abendbrot! Dann helf ich euch auch gegen welche Dinger mit Krallen auch immer euch Sorgen machen, in Ordnung?"

Wenn Yoriks Freundlichkeit und Zumes direkte Willensbekundung irgendetwas bewirkten, so war das zumindest nicht zu erkennen. Der Wächter hatte sich hinter der Palisade verkrochen und schien sich leise, aber aufgeregt mit jemandem zu besprechen.
Es dauerte quälend lange, bis das Tor endlich einen Spalt weit geöffnet wurde und ein kleines, blasses Kindergesicht dahinter hervorlugte. In diesem Moment knarzte und krachte etwas - und der dicke Wächter kullerte von dem Wehrgang herunter. Offensichtlich hatte die wackelige Konstruktion sein Gewicht und das Öffnen des Tores nicht überstanden. Stöhnend lag der Mann auf der Erde direkt hinter dem Tor, während der unsichtbare Toröffner völlig verstört davon rannte.

"Tz..." Missbilligend schnalzte Zume mit der Zunge. Soviel Unfähigkeit auf einem Haufen...

Offline Roburix

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Re: In Ellenbis...
« Antwort #7 am: 28. Mai 13, 14:42 »
Endres war, wie alle anderen Bewohner, auch in einem der Steinhäuser. Er war sehr nervös geworden als die Straße Geräumt wurde, da er in den letzten Tagen viel über das gefährliche  Krallenwesen gehört hatte, welches hier in der Gegend sein Unheil treiben soll.
Doch plötzlich als er Zumes Brüllen hörte war seine Furcht verschwunden. Er rannte in Windeseile zum inzwischen eingestütztem Tor und kletterte über die Reste, was er inzwischen wieder ohne Probleme konnte, da sein Arm nicht mehr in der Schlinge um seinen Hals war. Nun steht er vor Yorik und Zume und Sagt: " Da seid ihr ja endlich, ihr habt euch aber Zeit gelassen."