Der Städtebund von Tangara > Hier und dort in Tangara
Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Charisturcear:
Nun denn... Ysander trat in den Zeugenstand, verneigte sich dem Protokoll entsprechend vor der Richterin und begann mit der Selbstvorstellung: "Ich bin Bruder Ysander, Ordensbruder im Range eines Novizen im 'Ordo Defensoris Scientiae ad Eljae Gloriam' mit Sitz in Eljasfried. Ich bin hier um für den Angeklagten Bürgschaft abzulegen." Ysander blickte kurz zu Vanion, dann wandte sich sein Blick wieder der Richterin zu. "Auch ich war bei besagtem Duell nicht anwesend und kann nicht für oder wider jene Ereignisse sprechen, doch auch ich bezeuge und bürge mit meinem Wort und meiner Ehre als Diener Eljas, dass der Knappe Vanion Bachlauf unzweifelhaft ein redlicher und götterfürchtiger Mensch ist, an dessen Integrität und Treue niemand zweifeln sollte. Er hat mir, seit wir uns kennen, stets treu und unverbrüchlich zur Seite gestanden und auch seine bekannten Taten im Pilgerzug festigen mich in dieser Ansicht!" Abwartend sah Ysander die Richterin an.
Engonien NSC:
"Eure Aussage ist von diesem Gericht zur Kenntnis genommen und schriftlich niedergelegt worden. Bitte haltet euch für weitere Fragen bereit."
Sie warf einen erneuten Blick auf ihre Papiere und machte sich einige Notizen.
"Ist noch jemand in diesem Saal der eine Aussage zu dieser Sache machen möchte?"
Vanion:
Wenn jetzt nicht noch jemand aus dem Keller springt, dann wohl nicht. Wir haben alles gesagt. Es war nicht mehr in seiner Hand. Mit einem Schlag fiel die Spannung von Vanion ab. Es war ein seltsames Gefühl, machtlos zu sein und nur auf sein Schicksal warten zu können. Andererseits war es - entspannend? Das falsche Wort.. Der Knappe ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ein Schreiberling saß mit Tinte und Feder bewaffnet etwas abseits, wohl einer derer, die es kaum erwarten konnten, ihn schuldig zu sehen und entsprechende Berichte über ganz Tangara zu verteilen. Die Zuschauer wirkten gespannt, einige sahen ihn abwertend an, ein paar schienen ihn bereits vorverurteilt zu haben. In dem Gesicht einer jungen Frau konnte er Bewunderung sehen. Bestimmt ein junges Ding, das Geschichten über den Pilgerzug gehört hat. Wer weiß, vielleicht sieht sie in mir ja einen großen und starken Helden. Vanion unterdrückte grade noch ein Grinsen, als er sah, dass ein alter Mann in der letzten Reihe eingeschlafen war. Sein Kopf war auf die Schulter seines Nachbarn gefallen, aus seinem Mund lief ein Sabberfaden herunter. Das Schnarchen war auf der Anklagebank so grade noch zu hören.
Der Knappe wollte seine Aufmerksamkeit grade wieder auf die Richterin lenken, als ihm der Blick des Mannes auffiel, der den Sabber abbekam. Er war direkt auf die Richterin gerichtet, und es war klarer Abscheu darin zu erkennen. Kurze Haare.. kein Bart.. aber alt genug, um beides etwas länger zu haben. Die eng anliegende, dunkel gehaltene Kleidung verriet einen recht muskulösen Körper. Wer mag das sein?
Johannes:
Recht erleichtert hatte Felix sich aus dem Zeugenstand verabschiedet. Die Aussagen der anderen waren deutlich schneller erledigt. Jetzt wartete er gespannt auf den Ausgang der Verfahrens. Er hatte alles für Vanion getan, was er konnte. Hoffentlich würde es reichen.
Engonien NSC:
Nachdem eine angemessene Zeit verstrichen war und sich niemand mehr zu Wort meldete sammelte die Richterin ihre Notizen ein und steckte kurz den Kopf mit dem Schreiber zusammen. Die beiden tuschelten eine Zeit lang und der Gesichtsausdruck der Richterin verfinsterte sich zusehends.
Schließlich nickte sie und wandte sich wieder der Anklagebank zu.
Ihr Blick schweifte über Vanion, die Zeugen und schließlich über den Boten der immer noch abwartend neben der Tür stand. Sie schien einen Augenblick mit sich selbst zu debatieren, aber schließlich lächelte sie und griff nach dem Breitschwert welches vor ihr auf dem Tisch lag.
Das Lächeln war so kalt das einem Blut in den Adern gefror.
"In der Sache das hohe Gericht gegen Meister Vanion Bachlauf, Knappe der Ritterin Lorainne de la Follye des la Joux betreffend Mord, Leichenschändung und Flucht vor der Gerichtsbarkeit sind wir zu einem Urteil gekommen."
Sie erhob das Schwert und schien den Boten mit einem herausfordernden Blick zu betrachten, fast so als ob sie ihn herausfordern würde auch nur daran zu denken etwas wagen zu wollen.
Ihr Blick kehrte zurück zu Vanion und nagelte ihn förmlich fest, vor ihm stand keine lebende, fühlende Frau mehr sondern die eiskalte, neutrale Gerichtsbarkeit der Stadt Uld.
"Wir sind überzeugt das der Angeklagte ausreichend Beweise vorgelegt hat die die Anklage widerlegen. Dies und seine über alle Zweifel erhabenen Leumundszeugen der Kirchen Engoniens waschen ihn von jeder Schuld bezüglich der genannten Vorwürfe frei."
Sie nahm das Schwert nun in beide Hände und erhob es so das alle Anwesenden es sehen konnten:
"Damit schließt dieser Gerichtstag des hohen Gerichtes der Stadt Uld. Das Recht ist im Namen der Sechs gesprochen und vernommen worden. "
Sie wandte sich um und verließ den Saal während der Schreiber alle Papiere zusammenlegte und dem Ausrufer ein Zeichen gab.
Das verhutzelte Männchen räusperte sich und ließ seine Stimme erneut erschallen:
"SO GILT NUN DER GERICHTSTAG DES HOHEN GERICHTES DER STADT ULD ALS BEENDET! DIE HEUTE VERKÜNDETEN STRAFEN SIND UNVERZÜGLICH ZU BEGLEICHEN ODER ES IST MIT DER VOLLEN HÄRTE DES GERICHTES ZU RECHNEN! BÜRGSCHAFTEN KÖNNEN BEI DEM SCHREIBER DES GERICHTES EINGELÖST WERDEN SOFERN DIE NOTWENDIGEN PAPIERE VORLIEGEN. DIE NOTWENDIGEN GEBÜHREN KÖNNEN VOR VERLASSEN DES SAALES BEGLICHEN WERDEN!"
Ein Gerichtsdiener näherte sich Kassos und Ysander und sprach die beiden nach einer Verbeugung an: "Lupus Kassos? Bruder Ysander? Die Frau Falcone würde euch gerne persönlich sprechen sofern eure Zeit es zulässt."
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