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Wassilij und Jennas Geschwister auf dem Weg von Engonia nach Fanada (Sommer 264)

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Lilac:
Dječak und Jabucica hielten nach einer Stelle Ausschau, die etwas vom Hauptweg abgelegen war, Platz für ihr kleines Lager und die Pferde bot und idealerweise von schützenden Bäumen überwachsen war. Die erste Möglichkeit winkte Jabucica sofort ab, weil sie am Rand des Platzes einen riesigen Ameisenhaufen erspäht hatte. Auch eine zweite und dritte wurde von den Geschwistern verworfen.
Schließlich jedoch war eine nahezu perfekte Stelle gefunden. Es war eine natürliche Lichtung, die von Buchen umringt war und an einer Seite durch einer sich erhebenden Felswand begrenzt wurde. Die weit in die Lichtung reichenden, laubtragenden Äste schufen eine Art Dach, das die Reisenden in der Nacht vor eventuellem Regen schützen würde. Der Boden war leicht feucht, aber es gab genügend trockenes Material, um sowohl ein Feuer zu machen, als auch den Schlafbereich zu unterlegen.

Unter den Bäumen war es inzwischen sehr dunkel geworden.
Dječak hatte den Teil mit dem Nachtlager übernommen und Jabucica sich um das Feuer gekümmert.
Gemeinsam hatten sie einen im Sturm abgebrochenen großen Ast herangeschleppt, der als Sitzunterlage taugte. Das Feuer war etwas größer, als ein einfaches Kochfeuer und spendete Wärme und Licht.

Nun breitete der junge Mann noch die Lebensmittel aus, während seine Schwester einen erneuten Versuch startete, den Milan zu füttern. Inzwischen versuchte sie es sogar mit vorgekautem Fleisch - mit einigem Erfolg, wie die Männer ihr zugestehen mussten.
Undankbarerweise hielt die Fürsorge den Greifvogel nicht von seinen regelmäßigen Versuchen ab, ihr die Hand zu zerfetzen.

Wassilij:
Wassilij war die Pflege nicht entgangen.

"Ihr beide habt eine wahre Begabung für andere Lebewesen. Eine Schande, das diese Bestimmung bisher verwehrt wurde. Hat euch eigentlich jemals einer eurer Verwandten unseren Glauben erklärt?"

Lilac:
Beide Geschwister sahen den Krieger verwirrt an.

Dann sagte Dječak: "Ich glaube, du meinst das, was in unserer Familie immer als 'Bekas Altweibergeschwätz' bezeichnet wurde. Vater hat es nicht geduldet, dass diese Themen aufkamen."

Nun nickte Jabucica. "'Geht in die hiesigen Tempel, wenn ihr schon an irgendwelche Götter glauben wollt!' hat er immer gesagt. Und im gleichen Atemzug verboten, dass wir dort Geld oder andere Dinge geben..."

Wassilij:
Wassilij nickte schwer.

"Ich habe nie viel darüber gesprochen. Doch die Götter wirken und sie existieren. Manche nehmen guten Einfluss, andere schlechten. Unser Glaube lehrt uns, dass jeder Mensch immer mindestens zwei Entscheidungen treffen kann. Egal worum es geht. Wir glauben an eine Gottheit mit 777 Inkarnationen. Jeder Medvjedstani findet mit einem Ritus oder durch besondere Erlebnisse heraus, welche seine Inkarnation ist. Man kann das als Aberglaube abtun, oder daran glauben. Aber nur sehr wenige Menschen wissen das wirklich. Was ihr möchtet, solltet ihr selbst entscheiden. Ihr seht, worauf unser Glaube aufbaut?"

Lilac:
Dječak legte seinen Kopf schief und versuchte, Wassilijs Worte zu begreifen.
"Also das... das Volk... dem wir entstammen, glaubt an einen Gott mit siebenhundertsiebenundsiebzig Inkar... Gesichtern, ja? Und jeder hat eines dieser... dieser Gesichter als... als... persönlichen ähm... 'Ansprechpartner'?"

Seine Stirn legte sich in Falten.
"Und was ist mit den engonischen Göttern? Sind sie dann auch diese Inkarna... also würde man sie dann auch dazu zählen und das was wir schon kennen, ist nichts anderes? Oder, oder gibt es dann einfach ganz viele Götter? Ich meine, es gibt ja auch ganz viele... ähm... Leute. Und die meisten glauben ja an irgendwas, oder?!"

Jabucica war von dem Thema so fasziniert, dass sie einen Moment nicht achtgab und der Milan wieder einmal seine Chance nutzte und ihre Hand attackierte.
"Au!"
Sie sah hinab auf den Vogel: "Welche Gottheit dich auch immer geschaffen hat, muss eine ganz schön harte Nuss sein!", schmollte sie.

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