Diemal war die Überfahrt ruhiger, hatte Lorainne doch reichlich an Naduria und Lavinia geopfert und um eine sichere Überfahrt gebeten.
Trotzdem sass sie blass auf Deck und lehnte ihren Rücken an eine Kiste, die Augen geschlossen, den Mund mürrisch verzogen.
Die Geschehnisse und der Seegang hatten ihr zugesetzt und sie wollte ihre Gedanken nicht teilen.
Schuldgefühle machten sich in ihr breit, wie damals, als sie Jacques Knappen.... er war kaum älter als Jorge gewesen.
So sehr wie nie sehnte sie sich nach dem Rücken eines Pferdes, nach Engonien, ganz gleich, ob es die heimischen Wälder in Blanchefleur waren oder die dreckigen Städte in Tangara. Und nach Vergessen.
Hier zu sitzen und der Dinge zu harren, die auf See kommen konnten, machten sie schier verrückt. Sie hatte zuviel Zeit zum nachdenken.
Vor allem Williams Frage bereitete ihr Kof zerbrechen.
"Wem kannst Du noch trauen?"
Vorsichtig öffnete sie ein AUge und schielte zu den übrigen Engoniern.
Wem würde sie blind ihr Leben anvertrauen?
Lyra? Kadegar? Stella? Nun, Stella vielleicht. Gerhardt und den Valkensteinern? So gerne sie manche mochte, war sie noch nicht verrückt genug, ihr Leben einem Valkensteiner anzuvertrauen. Nun, Maugrimm vielleicht.
Plötzlich lächlete sie. SIe gehörte nicht zu den seinen, weder zu seinem Rudel, noch zu den Valkensteinern, und deswegen durfte sie die Drecksarbeit, wie er es, nannte nicht tun.Er war zur richtigen Zeit aufgetaucht, so wie er es immer tat. Wie es viele ihrer Waffenbrüder getan hatten.
William hatte unrecht, und das würde sie ihm beweisen. SIe war vielleicht naiv gewesen, aber trotzdem wusste sie, dass es noch Menschen gab, denen sie vertrauen konnte, auch wenn sie es nicht immer tat.