Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Simon de Bourvis:
Nach seiner Ankunft hatte Simon sich in einer Schänke in den Aussenbezirken einquartiert, die Preise der besseren Unterkünfte wie dem "Vollen Krug" überstiegen den Inhalt seiner Börse.
Am Folgetag wurde er in seiner besten neuen Tunika im Palast vorstellig und bat um eine Audienz. Bald fand er sich in den äusseren Hallen vor dem Thronsaal wieder, in denen sich die Bittsteller, Höflinge, Damen und niedere Vasallen ihrer Majestät tummelten.
Er begrüsste den einen oder anderen Ritter, den er zumindest oberflächlich kannte, spazierte aber sonst am Rande der Menschentrauben durch die Hallen und bewunderte ihre Schönheit. Immerhin konnte er den Gesprächen entnehmen, dass seine Cousine bei Hof weilte, vielleicht würde er sie ja noch zu sehen bekommen. Er entschied sich dagegen ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen und überliess es den Göttern sie zusammen zu führen, immerhin mochte eine offen zur Schau gestellte Freundlichkeit sich am Ende zum Nachteil auswirken.
Seine Kleidung, obwohl ausnahmsweise neu, sauber und ungeflickt, erschien ihm ärmlich im Vergleich mit den menschen hier und er war sich bewusst, dass er gaffen musste, wie ein Bauer vom Lande.
Aber es war ja durchaus möglich, dass er nie wieder würde hierherkommen dürfen, also fand er, er könne den Anblick ruhig ausgiebig geniessen.
Engonien NSC:
Die Audienzen dauerten den ganzen Tag und so dauerte es eine ganze Weile bis Simon de Bourvis vom Herold aufgerufen wurde.
Der Mann vergewisserte sich das er die Gepflogenheiten der Audienz kannte und kündigte ihn kurz darauf an:
"Der Ritter seiner Majestät, Simon de Bourvis, Mitbegründer des Pilgerzuges, Held der Schlachten um Brega, Ahrnburg und Engonia!"
Simon de Bourvis:
Simons eingefrorenes Lächeln wurde eine Grimasse, als das Wort "Held" fiel. Er musste sich beinahe zwingen seine Beine zu bewegen, um vorzutreten.
Mechanisch marschierte er mit langen Schritten durch den Saal, während ihm Bilder der aufgequollenen Gesichter der Leichen der Männer, die er in den Tod geschickt hatte durch den Kopf jagten.
"Held" war ein Wort, dass man auf der Bestattung von Kriegern benutzte, um ihren Tod für Kameraden und Angehörige sinnvoll erscheinen zu lassen.
"Dein Sohn war ein Held" hatte er zu so mancher Mutter in Bourvis sagen müssen, gefolgt von "Er hat nicht leiden müssen, es ging ganz schnell". Und alle waren froh gewesen, die schöne Lüge glauben zu dürfen. Selbst die, die es hätten besser wissen müssen.
Aber der Herzog von Hahnekamp erfreute sich immernoch bester Gesundheit. Ausgerechnet der Mann, der...
Nicht gerade jetzt, reiss dich zusammen! schalt er sich.
In dem angemessenen Abstand vor dem Thron sank er auf das rechte Knie und beugte den Kopf. Gerade rechtzeitig erinnerte er sich an seinen Hut und riss ihn sich mit einer zackigen Bewegung herunter.
Er fixierte das Muster der Bodenplatten und wartete geduldig darauf, angesprochen zu werden, dankbar für den Moment, seine Gedanken sammeln zu können.
Engonien NSC:
"Erhebt euch, Simon de Bourvis, und tretet näher. Es ist bereits lange her seitdem wir euch in Donnerheim begrüßen durften."
Simon de Bourvis:
Lavinia, lass mich jetzt nicht im Stich, Aine, lass mich gesetzte Worte finden, Heiliger Nelor, lass mich und meine Sippe nicht wie die Barbaren erscheinen, die wir einst waren!
Er kam auf die Füsse und legte die Hälfte der Distanz zwischen ihnen zurück, bevor er stehenblieb.
Immernoch so weit entfernt, immernoch mehr ein Schauspiel für die Hohen Damen und Herren um sie herum als ein ehrliches Gespräch.
Sie schien kleiner zu sein, als in seiner Erinnerung, zierlicher, hatte er sie doch in den Jahren meist nur aus der Entfernung sehen können. So nah jetzt, aber doch immernoch Meilen getrennt von der Frau, die dieses Reich zusammenhielt.
"Euer Majestät, es dauert mich, nicht öfter Eure Gastfreundschaft genossen haben zu dürfen. Doch nicht mangelnde Zuneigung war es, die mich von Eurer Majestät fernhielt, nur die Furcht, mein Mangel an courtoise bereite Eurer Majestät mehr Verdruss, als meine Anwesenheit das Gemüt Eurer Majestät hätte erhellen können."
Oh ihr Götter, was schwafele ich denn da, kurz, genau und auf den Punkt! DAS gefällt ihr, das WEISST du doch!
Er blickte in ihre unergründlichen Augen, mit einem kleinen entschuldigenden Lächeln auf den Lippen, von dem er hoffte, dass es als "Ich gebe mir Mühe, Euch nicht zu brüskieren, aber ich kenne die Regeln Eures Spiels nicht." verstanden würde.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln