Ich nehme erstmal Stellung zu dem, was bereits geschrieben wurde:
Mir scheint, dass eine Gemeinsamkeit vieler Leute eine lebendige Hintergrundwelt ist, die viele Ansatzpunkte bietet und in welcher folgerichtig reagiert wird. Eine Welt, wo man mit NSC interagieren kann (ohne direkt zu merken, dass es NSC sind), die in irgendeiner Art und Weise folgerichtig auf die eigenen Handlungen reagiert. Eine Welt, deren Geschichte fortgeschrieben wird und wo auch immer wieder auf alte Geschichten zurückgegriffen werden kann.
Jau. Das ist ein sehr großer kleinster gemeinsamer Nenner, aber da stimme ich dir zu.
das Problem sehe ich darin, dass wir verschiedene Ansichten haben wie dieser Hintergrund auszusehen hat. Die einen wollen High-Fantasy mit Dämonen, Portalen und Co. Die anderen wollen eher Low-Fantasy mit Adelsspiel, Intrigen und Co.. Ebenso kann man das auf die NSCs anwenden mit denen gespielt wird und in welche Richtung sich der Hintergrund zu entwickeln hat.
Ich glaube nicht, im Gegensatz zu Jerry, dass das ein wirkliches Problem ist. Mit verschiedenen Fantasy-Leveln hat man sich immer irgendwo arrangiert, und ich erinnere mich an keine Con (ich glaube, nicht einmal die Belagerung mit großen Szivars-Auftritt), wo es von einem Engonier in der Conkritik hieß "ey, alda, viel zu high fantasy". Vielleicht täusche ich mich da, ich würde mir zum Beispiel so eine Meckerei zutrauen, aber wenn es so ist, halte ich's eher für die Ausnahme als die Regel.
Und nun zu einem neuen Gedanken, den ich in die Arena werfe:
Ich glaube, es gibt verschiedene Arten von "Plottern". Da fällt mir als erstes der Spieler ein, der über eine möglichst lange, komplexe Conreihe, die viele Hintergründe beleuchtet, eine ausgearbeitete, detaillierte, spannende und packende Geschichte miterleben und mitgestalten möchte. Dabei steht
Erleben,
Gestalten und
Charakterentwicklung im Vordergrund. Im Hintergrund stehen die Mechaniken und Werkzeuge, die die Orga benutzt: ob das gut gebaute, handwerkliche Rätsel sind, Wellen von NSC-Angreifern, das Mega-Ritual oder whatever - das sind alles nur Teile des Bühnenbilds, das im Hintergrund des Theaterstückes steht, aber nicht Teil der eigentlichen Schauspielerei. Natürlich ist ein Theaterstück ohne gutes Bühnenbild Mist, trotzdem kommt ein Theaterstück eher ohne Bühnenbild als ohne Schauspieler aus. Die Schauspieler - das sind wir, die Spieler. Ein Beispiel für so jemanden bin vermutlich ich
.
Eine weitere Art von Plottern wäre der Spieler, dem die eigentliche Handlung eher nicht so wichtig ist. Solange es für den Charakter zu tun gibt, ist der Spieler glücklich.
Sprich, man ist Krieger? Ho, gebt mir die NSC-Wellen. Yay! Man ist Magier? Ho, gib mir den mächtigen Zauber, den es zu finden und zu brechen gilt. Man ist Abenteurer? Ho, hier erlebe ich ja was, all die tollen Menschen hier! Diese Spieler fahren höchstwahrscheinlich auf eine Menge Cons verschiedenster Orgas. Der stringente Hintergrund ist eher nicht hoch gewichtet, stattdessen zählen die Charaktererfahrungen um so mehr (im schlimmsten Fall: "been there, done that", im besten Fall ergibt sich irgendeine Art von Spiel aus "oh, das hab ich schonmal erlebt, ..."). Diese Spieler haben sehr viel Spaß an den verschiedensten Mitteln, die die Orga benutzt, um für die Dauer des Cons Spieler zu beschäftigen. Der Winterwacht-Plot ist genau einer der Plots, die ein solcher Spieler vermutlich lieben, auf jeden Fall aber wertschätzen würde - knackig, erzählt eine in sich geschlossene Geschichte, ermöglicht Rätsellösen, etc.pp. Ich hab hier eben noch Beispiele genannt, aber wieder entfernt - die Wahrnehmung anderer Spieler ist doch zu subjektiv geprägt.
Diese Liste könnte man vermutlich noch weiter ausführen. Aber worauf ich hinaus will, ist, dass ich glaube, dass der Unterschied im Spielstil auch daher herrührt, dass viele Engonier eben unterschiedliche Ansprüche an den Plot haben. Egal, wieviel Mühe Ingrid sich gibt, ich werd von einem Winterwacht-Plot, der von Freitag bis Sonntag geht, niemals so begeistert sein wie von einem in eine größere Geschichte eingebetteten Plot. Da kann Ingrid aber nichts für, das ist ja mein Problem.
Ich muss ehrlich sagen, ich glaube nicht, dass wir zu einem Spielstil finden, der einen Kompromiss aller Engonier darstellt. Das soll mMn. auch gar nicht Ziel sein, denn: Larp soll in erster Linie Spaß machen. Ein Kompromiss ist immer die Lösung, mit der alle gleich unzufrieden sind
.
Ein Schlüssel ist die Erwartungshaltung. Ich hab von der Winterwacht genau das erwartet, was drin war: eine schöne Con mit Plot, der mir vermutlich nicht gefallen wird. Hat trotzdem Spaß gemacht, und ich komme auch gerne wieder. Aber mit der Zeit weiß man doch, was in der Con-Schachtel drin ist: Ingrid-Plot ist ganz anders als Jeremias-Plot ist ganz anders als Melanie-Plot ist ganz anders als Jo-Plot ist wieder anders als Markus-Plot ist wieder anders als Kade-Plot ... Also kann man im Vorfeld seine Erwartungshaltung angleichen, hoch- oder runterschrauben, wie man es für angemessen hält.
Ich hab mich jetzt ein wenig verrannt, also versuche ich, noch ein TL;DR hinauszuziehen:
- zu hohe Erwartungshaltungen sind doof
- ein Problem ist, dass es hohe Unterschiede in der "wann ist ein Con gut"-Frage gibt
- ein Problem ist, dass es hohe Unterschiede in der "welche Art von Plot möchte ich überhaupt haben"-Frage gibt
- Spielstile sollten unterschiedlich bleiben, der Umgang miteinander muss/sollte besser werden
Außerdem würd ich mir echt mehr Beteiligung als gefühlt dieselben drei Leute wünschen.