Die Gebiete in Caldrien > Das Fürstentum Middenfelz
Norngard, Winter 264/265 n.J.
Tannjew:
"Manche Göttern lieben es mehr zu strafen als andere," murmelte Tannjew. Dann erhob er wieder die Stimme. "Der Krieg war nur noch formal im Gange! Kaum war Barad Konar tot tat sie es ihm gleich und ließ sich von der Gier nach Macht verleiten. Sie hätte wie einst Jeldrik das Volk nach Kriegsende einen können, aber sie entschied sich lieber den Eroberertitel anzunehmen, den Jeldrik erst ersetzt hatte - dem sie übrigens die Treue geschworen hatte."
Dann deutete er hinüber zu einer langen Tafel, der genügend Platz für ein kleines Gelage bot.
"Genau dort saß ich bei Kriegsbeginn zusammen mit meinem Vater und Barad Konar. Damals versagte ich dem Usurpator die Treue, weil ich seine Ansprüche für nicht gerechtfertigt hielt." Tannjew hielt kurz Inne, denn die Worte riefen ihm die unwirkliche Szene in Erinnerung, wie Barad Konar unvermittelt eine Fleischgabel in den Schädel seines Vaters rammte, um ihn später des Vatermordes zu bezichtigen. "Und ebenso versagte ich der Imperatorin meine weitere Treue, weil ich ihre Ansprüche für nicht minder ungerechtfertigt halte."
Simon de Bourvis:
"Wie KANNSt Du es wagen, du dummer Hund!" Simons Fäuste krachten auf die Tischplatte. "Eine den Wenigen, die den ganzen Krieg über treu zu Jeldrik standen, deren Männer auf beinahe jedem Schlachtfeld geblutet haben, als andere nur ihre eigenen Kämpfe schlugen.
Sie nahm den vorjeldrikischen Titel wieder an, weil das Reich uns schon unter den Händen zerbröselte! Du stehst da in deiner unwissenden Arroganz und hast doch nicht einmal gesehen, wie die Tangaraner ihre Unabhängigkeit vom Reich forderten, dafür, dass sie uns halfen Konar zu vertreiben!
Gerade Männer wie dich hätten wir unter ihrem Banner gebraucht, damit sie nach Konars Tod das Reich erneut hätte einen können! Als Middenfelz Schwerter vor uns und Hahnekamps hinter uns gezückt waren. Aber ihr wart nicht da, und darum blieb das Reich in Scherben.
Als Imperatorin versucht sie nun Jeldriks Reich bis zu seiner Rückkehr zusammenzuhalten, bis Jeldrik selbst es erneut einen kann. Und im Gegensatz zu Middenfelz und Hahnekamp hat sie darauf verzichtet im Blute derer zu waten, die ihr die Treue verweigern.
Der Senat hat versagt, die Reichsgarde hat versagt, das Reich selbst hat versagt. Szivar hat dafür gesorgt. Und nun kommen die, die ihre Pflicht vergassen, die gelogen, verraten und verkauft haben, was heilig sein sollte und beschuldigen gerade diese Königin, so zu sein, wie sie selbst es in Wahrheit sind. Es ist so ekelerregend das zu sehen, dass es mich würgt!"
Simon atmete tief ein:"Aber ich sehe schon, ich predige zu tauben Ohren."
Tannjew:
Ob man mir die Verblüffung ansieht... dachte sich Tannjew. Wie kann man so blind sein? Doch dann fiel ihm wieder ein, was er einer der Chroniken des Avernius von Barebury gelesen hatte. Avernius beschrieb darin facettenreich und von zahlreichen Beispiel untermauert die bedinungslose Treue der Firngarder zum Geschlecht der Donnerheimer. Und auch, wie schwer sich damals schon die caldrischen Rittern mit diesen Sturköpfen von jenseits der See machten. "Die Ritter der Königin taten sich äußerst schwer mit den neuen Ritterbrüdern aus Firanos. Kampfstil, Sprache und Verhalten führten zu zahlreichen Irritationen im täglichen Miteinander, zumal der gemeine Firngarder leicht zu erzürnen war. Die Saat manch generationenübergreifender Familienfehde wurde in jener Zeit gesät bis sich herumsprach, dass es für die Männer aus Firanos völlig selbstverständlich war Zwistigkeiten durch das Austragen eines götterfälligen Zweikampfes beizulegen."
"Simon, du bist hier eingekehrt und hast die Gastfreundschaft meines Hauses genossen. Das dankst du mir in dem du mich anschreist und meine Ehre in Frage stellst. Geh, lass dir in der Küche Speis und Trank geben. Zur Mittagsstunde erwarte ich dich vor dem Tempel."
Simon de Bourvis:
Simon nickte "Du hast natürlich recht. Verzeih mir bitte die Unhöflichkeit, ich hätte dich nicht anschreien dürfen. Wir sehen uns dann heute mittag."
Er drehte sich zur Tür, aber bevor er hindurch war dreht er sich noch einmal um.
"Aber bitte ohne Rüstung, ja? Wir müssen es ja nicht in die Länge ziehen, wo es so unangenehm kalt ist."
Er lächelte dankbar, als Tannjew zustimmend nickte, verbeugte sich leicht und verschwand in Richtung Küche.
Tannjew:
Tannjew seufzte. Der Tag fing ja gut an.
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