Autor Thema: Winter 265 n.J., Lager des grünen Ritters, nach dem Schützentunier  (Gelesen 24322 mal)

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Offline Anders

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Anders nickte. "Du hast mir einige Geschichten über deine Zeit mit dem Barden erzählt.", sagte sie und schmunzelte wieder. "Ich habe allgemein sehr viel gehört, über den Bürgerkrieg und die Geschichte dieses Landes und manchmal auch über andere."
Sie schwieg nochmals und überlegte. "Ich weiß, das Lorainne schlimme Sachen angetan wurden. Wir haben es erlebt. Und ja ich glaube auch, dass sie lernen muss wie man ein normales Leben führt, aber wenn sie auf niemanden hört wie kann man ihr dann helfen?"
Sie überlegte nochmals, runzelte  kurz die Stirn und meinte dann. "Vielleicht in dem man sie einfach mit nimmt.  Auf meine Vorschläge reagiert sie ja auch Situationsbedingt anders."
Mit den Füßen schob sie etwas Staub zusammen und tippte mit der Schuhspitze hinein. In dem Moment legte Vanion den Arm um sie und sofort erstarrte sie. Sie wusste nicht woher diese plötzliche Distanzierung kam, aber... sie hatte sich gerade daran gewöhnt ihn etwas von sich weg zu drücken, damit es nicht mehr weh tat und jetzt war er wieder... so nah. Ihre Gedanken wollten wieder anfangen zu kreisen wie ein Krähenschwarm über einem Feld aber sie riss sich zusammen.
"Wenn alles vorbei ist? Ich hoffe dann bin ich... von dem Ding da auch befreit.", sie tippte kurz auf ihre Brust und lächelte müde, "Ich werde wohl noch ein bisschen bei euch bleiben und euch helfen euren Alltag zu regeln. Falls ihr dabei überhaupt Hilfe braucht. Und danach... ich bin neugierig auf Engonien. Ich würde gern den Rest meines Lebens hier verbringen und da möchte ich mehr über das Land erfahren. Ich würde gern nach Fanada Yorik besuchen, und Stella und Lyra an der Magierakademie. Vielleicht frage ich auch Sasha ob ich mal mit in den Norden darf. Ich möchte alt Engonia sehen, nach Tangara und Valkenstein und all die anderen Orte. Ich würde gerne nochmal Torben und Robert und Joshua und Otus besuchen. Ihr habt dann alle euren Platz und Dinge zu tun von daher werden die Reisen wohl recht einsam, aber ich kann dann viele Leute besuchen, bis ich weiß was meine Aufgabe hier ist, in meinem Leben."
Sie schaute zum Feuer, dann vorsichtig zu Vanion. "Wenn ihr mich aber braucht. Ich werde immer kommen wenn einer meiner Freunde mich braucht. Ihr müsst nur rufen."
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Offline Vanion

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Als Anders erstarrte, löste Vanion seinen Arm wieder rasch von ihrer Schulter. Ihr Götter! Bei allen Schrecken, denen ich begegne, wie gehe ich mit einem verliebten Mädchen um? Helft mir! Er kam sich von einem Moment auf den anderen furchtbar unbeholfen vor.

Als die kleine Kenderin weiter sprach, trat ein wehmütiger Ausdruck in Vanions Augen.

"Ja, Umherziehen - das klingt wundervoll. Unter den Sternen schlafen und mit der Mittagssonne aufwachen, im Regen frieren und Freunde überall besuchen." Doch ihn band sein Eid, und nur wegen seines kindischen Traumes von Unbeschwertheit würde er seinen Eid niemals aufgeben.
"Das ist ein Leben, das ich nicht führen möchte, so schön es auch klingt. Weißt du, wenn das alles erst einmal ausgestanden ist, dann werde ich meine Familie endlich zu mir holen. Und dann? Nun, ein Ritterlehen verwaltet sich nicht von selbst, glaube ich. Und ich muss Jeanne eine gute Bildung zukommen lassen, aus ihr soll etwas werden. Vielleicht finde ich auch.." eine hübsche Frau. Er verkniff sich die Worte und fuhr stattdessen fort, die Pause mit einem Husten überspielend: "..mein Glück bei Turnieren! Im Tjosten hab ich keine Übung, aber im Buhurt kann ich mich gewiss hervortun. Wer weiß, eines Tages gehe ich vielleicht auf die Beiz, und jage mit Falken statt mit Bogen, Fallen und Sauspieß. Ich werde tanzen lernen, und in sauberen, ordentlichen Kleidern an guten, festen Holztischen speisen. Und wenn die Königin  zu den Fahnen ruft, werde ich in schimmernder Rüstung zu ihren Ehren reiten, an Lorainnes und auch an Simons Seite. Darüber wird man gewiss dereinst Lieder singen!"

Nun leuchteten Vanions Augen. "Das Rittertum lebt von Taten, und ich glaube nicht, dass die Götter den ihren Ruhe gönnen. Ich will für alles kämpfen, was gut und recht ist in Caldrien, und mein Schwert den Hilflosen widmen. Savaric ist nicht die Welt, aber die Welt ist voller Savarics. Da bin ich mir sicher. Und wenn du einem edlen, schönen, tapferen, starken Ritter helfen möchtest, dann hab keine Sorge - ich werde tatsächlich rufen". Nun grinste er breit und zwinkerte den Kender an.
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Offline Anders

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Anders kicherte wieder. "Wenn du so redest könnte man meinen du warst noch nie auf der Straße unterwegs. Natürlich gibt es auch solche Tage, aber die meiste Zeit ist es ein langer langer Weg der oft leer ist. Manchmal muss man laufen, manchmal rennen. Hin und wieder wird man mitgenommen. Auf einem Heuwagen. Und da schläft man dann auch. Aber wenn ich ehrlich bin. Das Leben was du beschreibst... ich glaube ich würde nur für Chaos sorgen. Ich meine, da muss man immer aufpassen, was man sagt und trägt und die Frauen müssen Kleider tragen... ich meine Kleider. Die sind meistens zu dünn und dann friert man haben unbequemen Stoff und dann trägt man so ein... Dings so ein Korsett, und der Rock ist zu lang und es hat keine Taschen, man kann damit nicht laufen und darf sich nicht schmutzig machen. Und hast du mal versucht zu Knicksen? Ich hab immer gedacht ich kipp gleich um."
Sie schüttelte sich. "Ich hoffe ich werd nie in so was gesteckt. Brrr. Röcke, Knielang sind in Ordnung, aber bloß kein Kleid. Außerdem würde mir das eh nicht stehen."
Sie wickelte sich einen kleinen Zopf um den Finger und strich sich mit der Feder am Ende über die Nase.
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Offline Vanion

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"Naja, auf der Straße war ich tagsüber. Abends haben wir meist irgendwo gesoffen und gesungen, bis wir dann unser beim Singen verdientes Geld in den Graben gekotzt haben."

Ernsthafter geworden, musterte Vanion Anders von oben bis unten. "Ich glaube, ein Kleid würde dir stehen, weißt du." Ihr Kopf zuckte nach hinten, und ihre Augen verengten sich zu einem bösen Blick. Er musste schon wieder lachen. "Im Ernst! Natürlich ist ein Kleid nichts, was dich in der Wildnis warm hält, und es ist wohl auch nicht praktisch, aber es sieht schön aus. Du bist ein Wildfang, aber mit gekämmten Haaren und Fingernägeln ohne Dreck darunter? Es würde dir gut anstehen."
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Offline Anders

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Anders Wangen röteten sich leicht. "ICH TRAG KEIN KLEID!", entrüstete sie sich und verschränkte die Arme. "Mein Haare gefallen mir so wie sie sind ausgesprochen gut. Und ich bin nicht schmutzig. Nicht mehr als jeder hier. Auch wenn ich morgen nochmal zum Fluss will."
Sie wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Und ich kämm mir die Haare mindestens einmal im Monat wenn ich die Zöpfe aufmache um sie neu zu machen."
Sie kickte einen kleinen Stein ins Feuer. "Sowas edeles überlässt man den Damen die wissen wie man sich in so einem Ding bewegt sonst macht man sich nur lächerlich. Und ich bin alles aber keine Dame."
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Offline Vanion

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"Na, wie auch immer." Es tat gut, Anders wieder lachen zu sehen. Doch eins lag Vanion auf dem Herzen.

"Hör mal.. ich weiß, dass du's nicht gerade mit unseren Göttern hast. Doch nur Dank der Götter sitzen wir hier und können miteinander reden und lachen. Anderen ist das nicht vergönnt. Denk allein an Jacques. Ich möchte beten, und es wäre mir eine Freude, wenn du mir beistehen würdest. In letzter Zeit waren die Götter nicht gerade freundlich zu mir, aber ich auch nicht zu ihnen."
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Offline Anders

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Anders zögerte kurz. "Es ist nicht so als ob ich was gegen sie habe.", sagte sie schließlich. "Ich kannte nur bis vor einem Jahr so etwas wie Götter gar nicht. Aber ich glaube ich freunde mich langsam mit ihnen an. Ich verstehe nur manches von ihnen noch nicht, aber ich glaube das kommt mit der Zeit."
Sie schaute ihn an. "Wenn du magst begleite ich dich natürlich. Einer muss sowieso auf dich aufpassen." Sie stand auf und streckte ihm zögernd die Hand hin. "Komm. Lass dir helfen."
Sie meinte was sie sagte, und lächelte zögerlich.
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Offline Bran

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Bran hatte in den letzten Tagen soviel geholfen wie er konnte. Seit sein Brustkorb nicht mehr bei jeder Bewegung Schmerzen verursachte konnte er sich auch wieder mehr einbringen als nur ab und an von seinem Lager aufzustehen. In der Langen Zeit in der er gelegen hatte hatte er nur Löcher in seiner Kleidung nähen, seine Verbände wechseln, ab und an etwas Gemüse für die Lagerküche schälen, und sehr oft an Mutter Nanduria beten können.
So freute er sich dass er mittlerweile soweit war, dass er einige Hasenschlingen in der Nähe des Lagers aufstellen und im Unterholz nach Wurzeln und Kräutern zu suchen.
Während Lorainne und die anderen Äxte zum Loriann aufgebrochen waren war im Lager nicht viel passiert. in der Woche nach dem Aufbruch waren einige der Verletzten am blutigen Rotz erkrankt und drei von ihnen hatten es nicht geschafft. Den Rest hatte Anders mit regelmäßigen Kräutertees stabil  gehalten, sodass jetzt die meisten darüber hinweg waren.
Neben seinen vorsichtigen Spaziergängen durch den Wald in der Umgebung des Lagers hatten er und Schangra in den letzten Tagen Wache gestanden doch es schien als hätten Roqueforts Männer sie nicht so tief in den Wald hinein verfolgt.
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Offline Vanion

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Mit Anders' Hilfe stand Vanion vom Feuer auf. Er hielt sich die Hüfte, als die dicke Naht unter Spannung geriet. Das ungleiche Paar verließ die Mulde und kehrte dem Lager den Rücken zu, in den Sonnenuntergang hinein. Nicht viel weiter entfernt war eine kleine Lichtung, bewachsen mit den ersten Frühlingsblumen und hohem Gras. Auf dem Weg dahin sahen sie von weitem Bran, und Vanion hob die Hand und winkte auffordernd. Vielleicht wollte er sich dem Gebet anschließen.
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Offline Bran

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Branwin sah sich grade eine gelbe Waldblume an und überlegte ob er etwas über diese Pflanze wusste, als Vanion mit Anders aus Richtung des Lagers auf ihn zu steuerten. Vanion hob die Hand Bran erhob sich und ging zu den beiden.

"Grüßt euch. Ein schöner Abend, nicht wahr? Was treibt euch hierher? Vor allem mit deiner Hüfte, Vanion solltest du dich nicht auch noch etwas schonen?"
Double Tap!!!

Offline Vanion

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"Ja, da hast du wohl recht. Stütz mich ein wenig, dann fällt's mir leichter. Nun, ich mach' dasselbe wie jeden Abend, seit wir hier sind. Ich möchte beten, und Lavinia danken für den Frieden, den sie uns endlich gespendet hat, auch wenn's nur für kurze Zeit sein mag." Gemeinsam schritten die drei nun endgültig zu der Lichtung.
"Ich weiß wenig über dich, Bran, aber ich erinnere mich an dich als einen gläubigen Mann. Du huldigst Naduria, nicht wahr?"

Auf Brans zustimmendes Nicken hin für Vanion fort:"Wie wäre es, wenn du beginnst? Manche Männer behalten ihre Gebete für sich und machen allen Zwist mit den Göttern alleine aus, doch es wäre mir eine Ehre, wenn du.. du weißt schon." Es fiel Vanion nach wie vor schwer, aufrichtig und offenherzig zu Lavinia zu beten.
Zuviel war mit Rania geschehen, und so vieles hatte ihn immer und immer wieder zweifeln lassen an seinem Weg. Doch ein Ritter ehrte die Götter, genauso demütig wie der Einfachste der Einfachen. Und Vanion sah sich selbst als eine Mischung aus beidem.
« Letzte Änderung: 12. Mär 15, 20:10 von Vanion »
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Offline Bran

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Die Lichtung war klein und von großen Birken und Eschen umgeben. Das Licht der untergehenden Sonne tauchte die Kronen der Bäume in rotes Licht und verlieh diesem Platz etwas magisches. Ein guter Platz um sich der eigenen Winzigkeit im Ganzen bewusst zu werden. dachte Bran.

"Ich bete meistens alleine wenn ich mich an Nanduria wende und bin vielleicht etwas unbedarft. Doch ich werde es versuchen."

In der Mitte der Lichtung hielten sie an. Bran kniete sich nieder, schloss die Augen und grub die Finger seiner Rechten in den weichen Waldboden. Die Wärme der Sonne hatte die Erde aufgewärmt und er spürte ein angenehmes Kribbel als er den rauen Untergrund auf der Haut spürte.
Erst stockend, doch zunehmend flüssiger fing er an zu reden:

"Mutter, Schwester, Herrin,
du hast uns in der letzten Zeit viel genommen,
doch sicher gibst du uns alles zu gegebener Zeit zurück.
Denn du wachst über ein Gleichgewicht das wir nie erfassen werden.
Denn du weist was bestehen muss und was vergehen soll.
So bitte ich und meine Freunde dich hier,
um die Kraft weiter, zu bestehen und die unseren zu schützen,
die Einsicht uns nicht über Vergangenes zu grämen,
den Mut in einer unsicheren Zukunft richtig zu Handeln,
und gemeinsam durch die von dir geliebten Wälder zu ziehen."

Er hielt die Augen noch ein wenig geschlossen und genoss die geräuschvolle Ruhe die die Lichtung umgab, das sanfte Rascheln des Windes in den Blättern, das Knistern der Erde durch das sich das Leben bewegte, die schwingen eines Vogels, der den Himmel zerschnitt.
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Offline Anders

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Anders stützte Vanion bis sie auf die Lichtung kamen. Dort ließ er ihre Schulter los und sie schaute sich um und sah zu wie Bran sich hin kniete. Sie setzte sich in das niedrige Gras und spürte die Wärme des Bodens. Die Sonnen strahlen auf dem Gras und auf ihrem Gesicht wärmten ihr bis unter die Haut und auch in die Knochen. Langsam schloss sie die Augen und stellte sich vor wie die Sonnenstrahlen in sie hinein sickerten und sie langsam mit einem goldenen Schimmern füllte. Sie stellte sich vor wie das Licht auf die Dunkelheit traf und langsam tiefer drang. Mit jedem Atemzug holte sie das Licht in sich hinein.
Es tat gut. Leise begann die Umgebung wieder zu singen, der Wind und die Vögel und das Gras und die Sonne. Still lauschte sie dem Lied und Brans Worten. Als er geendet hatte war die Sonne schon ein Stückchen weiter gewandert und sie blickte zu ihm. "Das war sehr schön. Danke dafür."
Sie nestelte an ihren Schuhen und zog sie von ihren Füßen. Barfuß drückte sie die Zehen in den kühlen Boden und genoß das Gefühl. Dann ließ sie sich auf den Rücken fallen, ignorierte den Schmerz in ihrer Schulter und streckte die Arme aus.
//Einfach Atmen.//
Sie blickte vom Boden zu Vanion hoch und nickte ihm zu. "Jetzt du.", sagte sie leise und schloss wieder die Augen. "Ich glaube heute ist ein guter Tag. Irgendwer hört gerade zu. "
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Offline Vanion

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Vanion hatte lange geschwiegen nach Brans Gebet. Der Abend hatte wahrhaftig etwas Magisches an sich. Fast erschreckte er sich, als Anders ihn schließlich ansprach und auffordernd ansah. Zu Naduria betete Vanion nicht, doch um sie zu ehren, hatte er sich hingekniet. Nun bewegte er sich ein wenig, dann suchte er nach den passenden Worten. Es gab so Vieles zu sagen, so Vieles zu erbitten. Dass Bran und Anders in der Nähe waren, machte ihn zum Einen nervös, als würden sie seine Privatsphäre stören - doch auf der anderen Seite war er einfach froh, Freunde im Rücken zu haben. Irgendwer hört gerade zu. Ja, so war es wohl.

Tief holte der Knappe Luft, dann begann er leise zu sprechen.

"Heilige Lavinia Sanata, du hältst deine Hand über all jene, die Wunden tragen. Halte nun deine Hand über uns!
So viele Wunden wurden geschlagen, und du weinst gewiss über jede einzelne. Soviel Tod hat es gegeben, Blut und Schmerz! Halte deine Hand über uns alle, ich flehe dich an. Gib mir die Kraft, zu schützen und zu heilen, und wo meine Kraft endet, da stütze meinen Arm und den Arm all derer, die leiden. Es wird noch viele Verletzungen geben, bevor dieser Kampf zu Ende ist, doch ich bitte dich, heile eine jede einzelne. Schenke uns deine Gnade und deine Liebe!"

Eine kurze Pause entstand, nur unterbrochen von einem gemurmelten "Dank sei Lavinia". Dann fuhr Vanion leise fort:

"Heilige Lavinia Tutulina, in den Kämpfen, die da kommen, schütze die deinen vor aller Unbill. Lass deine Kinder keine Not leiden! Möge den Äxten kein Leid geschehen, und mögen sie alle in Haubach wieder trinken und feiern können, wenn ihre Arbeit getan ist. Schenke dem Mädchen aus El Kash Frieden, und schütze sie, wenn ich es nicht kann. Segne Lorainne mit deinem Kuss und deinen Tränen. Vor dir schwöre ich, alles zu geben, um die meinen zu schützen, bis zum Tode. Ich flehe dich um die Kraft an, diesen Schwur mit deinem Namen auf den Lippen erfüllen zu können."

Nun wurde Vanions Stimme dunkler, kräftiger.
"Heilige Lavinia Admoneta! Sieh herab auf Savaric de Roquefort! Sieh auf die Untaten, die mein Onkel begangen hat! Schaue in die Schwärze seines Herzens und erblicke seine Taten: ein Mörder ist er! Ein Quäler, ein Schinder, mehr Tier als Mensch, verschlagen und hinterlistig und skrupellos! Hilf ihm! Lasse ihn die Schwärze seines Tuns erkennen, lasse ihn bereuen." Onkel! Dreifach verfluchter Onkel! Bitterkeit und Hass stahl sich in seine Stimme.
"Kein Mensch kann ihm vergeben. Lasse ihn die Wut einer Mutter spüren, die Wut einer Mutter, deren Kinder leiden!"

Die Kraft, die aus Vanions Stimme sprach, wich langsam einer tiefen Traurigkeit. Leise, mit erstickter Stimme, sprach er:
"Lavinia Genetrix, unser aller Mutter. Du heilst, was zerbrochen war, und hältst zusammen, was zusammen gehört. Schütze meine Familie! Meine wirkliche Familie. In deine Hände lege ich das Wohl meiner Mutter, meiner Schwestern, meiner Tochter. In deine Hände lege ich Anders und Lorainne.
Lavinia Recepta. Jacques war ein guter Mann. Ich weiß, dass du so viele in den Schoß deiner grenzenlosen Liebe aufgenommen hast. Nimm nun auch Jacques in dein Reich auf. Setz ihn an einen Tisch mit Jules de la Follye, gleich neben die wilden, fröhlichen Sturmrufer! Lasse ihn speisen mit den Tapferen und Guten, die die letzten Wochen nicht überlebt haben. Er wird gewiss einen Becher mit Konrad trinken wollen, dem Ritter vom Hirschsprung! Vielleicht möchte er auch mit Marie tanzen, die beiden haben sich gemocht. Und.. " Laura. So viele! So viele waren tot! "..und nimm dereinst auch mich mit offenen Händen auf."
« Letzte Änderung: 12. Mär 15, 22:06 von Vanion »
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Offline Anders

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Anders schwieg. Sie lag ausgestreckt im kurzen Gras und hatte die Augen geschlossen. Sie fühlte sich nicht wirklich fehl am Platz. Vanion hatte sie eingeladen dabei zu sein von daher...
Sie drückte die Handflächen in den Boden und öffnete die Augen. Vögel flogen über sie hinweg.
Die Schatten der Zweige huschten über ihr Gesicht.
Langsam setzte sie sich auf und betrachtete Vanion schweigend wie er dort kniete und wohl in sich horchte. Sie sah zu Bran wie er die Natur ebenso genoß wie sie und dachte bei sich, dass sie den Göttern vielleicht doch näher gekommen war über die Zeit. Dafür das sie bis vor kurzem nicht wusste das es sie gib.
Irgendwie hatte sie das Gefühl das sie nun selbst an der Reihe war, aber was sollte sie sagen. Wenn es Götter waren wusste sie wie es ihr ging. Sie überlegte kurz und schaute dann die beiden an. Sie lächelte kurz und meinte dann einfach in den Wald.
"Danke... danke fürs zuhören."
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