Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche

Middenfelzer Hinterland, Frühjahr 265 n. J.

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Kassandra Wolfsgeheul:
Ausdruckslose Augen sahen in an.
"Ihr seid hierher gekommen um eine Formalität auszusprechen an der euch nichts liegt?"

Simon de Bourvis:
Simon schob das Kinn vor:"Ich schätze Euch nicht, noch bereitet mir diese Sache Vergnügen.
Doch lag mir daran die Wahrheit zu erfahren.
Und daran um Verzeihung zu bitten oder Sühne zu leisten, wenn Ihr dies wünscht. "

Kassandra Wolfsgeheul:
Die Priesterin grinste und etwas wie Humor blitzte in ihren Augen auf. Es war ein furchterregender Anblick.
"Die Wahrheit ist, Bruder Simon, dass ich mich nur bruchstückhaft an diese Sache erinnere, denn ich war Gast in meinem eigenen Leib und konnte mitnichten steuern was dort geschah. Ich war lediglich ein Gefäß."
Ihr Blick schweifte in die Ferne bevor sie sich wieder Simon zuwandte:
"Um zu diesem Gefäß werden zu können habe ich mich von allem entfernt das mich beeinflussen könnte. Es gibt jene, die sagen, ich hätte meine Menschlichkeit geopfert. Vielleicht. Euer Wohlwollen oder von euch geschätzt zu werden ist mir einerlei. Diese Gefühle habe ich hinter mir gelassen als ich damals in den Tempel eintrat."
Man hatte sie selten mehr als zwei zusammenhängende Sätze sprechen hören, doch jetzt schien es ihr wichtig zu sein, dass Simon verstand.
"Sühne findet sich an den Ufern des Flumen sanguinis, Bruder Simon. Meine Vergebung kann ich euch nicht geben, denn ich empfinde solche Dinge nicht. Ich kann euch sagen, dass ich keinen Groll gegen euch hege."

Simon de Bourvis:
"Na immerhin..."
Er klang resigniert.
"Wie man als Priester zwischen den Göttern und Menschen vermitteln soll, wenn man die Empfindungen der Menschen nicht teilt, das ist mir schleierhaft."

Kassandra Wolfsgeheul:
"Das war nicht meine Aufgabe."
Etwas wie Verunsicherung schwang in ihrer Stimme mit.
"Dafür war jemand anderes ausersehen und wie es scheint macht er seine Sache gut. Denn ihr habt euch dazu entschieden ihm zu folgen."
Ihr Blick schweifte wieder in die Ferne:
"Ich sage euch das gleiche, das ich auch dem Firngarder gesagt habe: Ich musste mich meiner Menschlichkeit entsagen um zum Werkzeug zu werden. Er musste seine Menschlichkeit in allen Facetten durchleben um Tiors Veränderungen erfahren zu können. Beide dienen wir in unterschiedlichen Funktionen..."
Ihre Stimme nahm eine seltsame Färbung an, fast wie ein Singsang und der Blick in ihren Augen wurde starr:
"Durch Nebel wird er schreiten, bis auf die Knochen nackt sein. Wehe ihm, der sein Herz nicht entblöst!

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