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Autor Thema: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht  (Gelesen 13964 mal)

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Offline Birgit

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #15 am: 16. Jun 15, 12:11 »
Leonia nahm den Kaffee dankend an .
Nein,so gut wie der von Frau Jelena ist er wahrlich nicht,wenigstens ist das Gebräu was sie hier Kaffee nennen heiß.
Bei dem Gedanken an Jelenas Reaktion auf diese dünne Plörre huschte ein schwaches Grinsen über ihr Gesicht.
Als Lorraine sich vorbeugte krampfte sich der Magen der Askariern zusammen,angestrengt lauschte sie den Worten der Chevaliere. Als diese sich wieder zurücklehnte sprach Leonia leise:  Ich werde ihn nie vergessen,ich hoffe nur das mich dieser Alptraum aus seinen Fesseln entlässt.

Offline Sandra

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #16 am: 16. Jun 15, 12:18 »
Müde setzte sich Stella in ihrem Bett auf. Sie hatte, möglicherweise dank des ausgiebigen Alkoholkonsums, endlich einmal nicht schlecht geträumt. Ausgeschlafen war sie dennoch nicht.
Sie kletterte aus dem Bett, zog die Tuniken über den Kopf und packte schon mal grob leise zusammen, bevor sie ihre Taschen umgürtete, einen Blick in Richtung Gorix' Bett warf, der noch zu schlafen schien und sich dann auf den Weg zum Frühstück machte.

Dabei holten sie langsam die Bilder der vergangenen Tage wieder ein... Besonders die Schreie in der Nacht als die Schatten sie angriffen... Benjens verzweifelter Blick, als er sie unten im Museum um Hilfe gebeten hatte.... Das Blut von Simon als sie versuchte seine Rückenwunde zu heilen während sie immer wieder angegriffen wurden... Noch mehr Blut von Yorik, als er schwer verletzt am Boden lag... Und Kadegar in einer Eskalationsstufe wie sie ihn noch nicht erlebt hatte.

Gedankenverloren und nach außen etwas angespannt stapfte sie in den Speiseraum, einen Teller mit Brot und Aufschnitt in der Hand.
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Offline Lyra

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #17 am: 16. Jun 15, 14:53 »
Lyra war irgendwie erleichtert, als Yorik sie zu sich holte. Früher war sie primär mit Kadegar und später auch mit Stella und Ador gereist, aber das war sechzig Jahre her. In diesen Jahren hatte sie gemerkt, wen sie noch alles vermisst hatte, wer ihr alles wirklich wichtig war...

Leicht lächeld setze sie sich it ihrem spärchlichen Frühstück zu Yorik.
"Guten Morgen"
Ihre Stimme war leise, aber präsent
"Wie geht es dir? Konntest du irgendwie schlafen?"

In diesem Moment hatte sich Torben erhoben und den Saal verlassen. Auf dem Fest der Grenzen schien er noch so  einfach zu verstehen und nun wurde er von Stunde zu Stunde rätselhafter. Lyra hoffte einfach, dass ihm Anders wirklich wichtig war und er bei ihr war, wenn sie ihn wirklich brauchte.

Ihre Gedanken wurden allerdings zerstreut als sich der Saal zu füllen began und es somit auch lauter wurde.
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Offline Yorik

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #18 am: 16. Jun 15, 15:27 »
Um ehrlich zu sein, war Yorik etwas überrascht, als Lyra seine Einladung annahm - ihr letztes Gespräch auf der Grenzwacht war schließlich etwas... belastend gewesen. Umso mehr freute er sich nun, dass sie sich doch zu ihm gesellte, und versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen. Es gelang ihm nur so halb.
"Morgen Lyra", antwortete er mit leiser, leicht kratziger Stimme. "Mir geht es...", er stockte, "...ich komme klar. " Sein Blick glitt auf den Tisch, betreten rührte er in seinem Haferbrei. "Schlaf ist noch nicht wirklich angenehm, wenn du verstehst, was ich meine..."
Erneut hob er den Kopf, um der Steinfee in die gelben Augen sehen zu können, und hoffte, dass er nicht so aussah, wie er sich grade fühlte.
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Offline Lyra

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #19 am: 16. Jun 15, 15:43 »
Lyra nickte
"Ich verstehe was du meinst. leider kann ich nicht sagen, dass die Träume verschwinden werden.... man gewöhnt sich nur daran"
Yorik sah in diesem Moment so unglaublich schutzbedürftig und fertig aus, Lyra hätte ihm sehr gerne geholfen, wusste aber leider einfach nicht wie.... und belügen wollte sie ihn nicht.
"Du solltest etwas essen, auch wenn dir wahrscheinlich absolut nicht danach ist. Aber du brauchst jetzt Kraft, dein weiterer Weg wird nicht sehr einfach sein"
Sie versuchte ihn ermutigend anzulächeln und stelle fest, dass sie selber bisher nur in ihrem Essen gestochert hatte
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Mel

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #20 am: 16. Jun 15, 15:55 »
Leonia nahm den Kaffee dankend an .
Nein,so gut wie der von Frau Jelena ist er wahrlich nicht,wenigstens ist das Gebräu was sie hier Kaffee nennen heiß.
Bei dem Gedanken an Jelenas Reaktion auf diese dünne Plörre huschte ein schwaches Grinsen über ihr Gesicht.
Als Lorraine sich vorbeugte krampfte sich der Magen der Askariern zusammen,angestrengt lauschte sie den Worten der Chevaliere. Als diese sich wieder zurücklehnte sprach Leonia leise:  Ich werde ihn nie vergessen,ich hoffe nur das mich dieser Alptraum aus seinen Fesseln entlässt.

"Das wird er nicht." stellte Lorainne nüchtern fest.
"Man vergisst nichts. Kein Detail. Alles brennt sich in die Seele ein und du wirst noch eine Weile brauchen, bis Du darüber hinwegkommst. doch dann wird es besser, das verspreche ich Dir. du wachst nicht mehr jede Nacht schweißgebadet auf, du hast die Gesichter nicht mehr jeden einzelnen Moment eines Tages vor Augen. Du wirst Dich nicht mehr schuldig fühlen. Es wird besser. Ich weiss, wovon ich spreche."

Lorainne dachte an den Tag in Tiefensee, als Simon und Jacques...
Es war so lange her und doch vergaß sie nicht das Gesicht des jungen Knappen, kaum älter als sie. sie vergaß nicht den Moment, als er den Kopf beugte und ihre Axt seinen Nacken traf.
Es war so, als fühlte sie die Wucht des Schlages erneut in ihren Armen, sie hörte Knochen und Wirbel bersten.

Sie unterdrückte das Zittern, indem sie ihre Hände flach auf die Tischplatte presste. Sie schien ruhig als sie weitersprach: "Den ersten Toten vergisst man niemals. egal, ob er ein namenloser Fremder war, oder ein Freund."

Offline Yorik

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #21 am: 16. Jun 15, 16:16 »
Man gewöhnt sich daran... Der Novize schnaubte kurz, halb verächtlich, halb bedauernd. Selbst heute kam es noch hin und wieder vor, dass Iliana durch seine Träume spukte, und die Vorstellung, all das nochmal zu erleben - die schlaflosen Nächte, die düsteren Tagträume - legte eiserne Ketten um sein Herz. Zumal die gestrige... Erfahrung nochmal etwas ganz anderes war. Yorik fühlte sich so schmutzig, so als sei jeder Teil seines Körpers von der Dunkelheit infiziert, als würde sie ihn nie mehr loslassen. Gestern Abend, als er Aiphosya umarmt hatte, wäre ein paar Male fast zurück gezuckt, aus Angst, sie könne es bemerken...

Yorik nickte etwas ruckartig mit dem Kopf, um den Gedanken loszuwerden, dann stach er seinen Löffel erneut in den Haferbrei. "Ja, du hast Recht", stimmte er Lyra leise zu, "ich kann jetzt nicht aufhören." Er musste weitermachen, für seine Freunde, für Aiphosya, im Namen Lavinias. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, wenn er daran dachte, wie seine Priestermutter wohl auf seinen aktuellen Zustand reagieren würde... Der Löffel wurde zum Mund geführt, und ein paar Augenblicke lang herrschte absolute Stille zwischen den Beiden.

Dann ließ er den Löffel erneut fallen und sah Lyra in die Augen. "Aber sag mal...", begann er vorsichtig. Ein Gedanke hatte sich in seinen Kopf gedrängt, und er musste ihn äußern, so peinlich das auch sein mochte. "Glaubst du, das... also ich meine - wird alles in Ordnung sein, mit..." Er wurde puterrot, und verlegen schaute er nach unten, an der Tischplatte vorbei, auf seine Beine. "Ich meine, du hast die Heilung ja vorgenommen..."
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Offline Lyra

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #22 am: 16. Jun 15, 19:12 »
Yorik hatte recht dazu verächtlich zu schnauben, ihre Worte klangen sehr veroht. Aber sie konnte ihn doch nicht belügen und behaupten, dass alles wieder gut werden würde. Es würde wieder besser werde... Vermutlich... Aber nie wieder einfach gut.

Als sie sah wie Yorik tapfer sein Essen herunter zwang, begann sie selber auch zu essen. Sie würde die Energie auch brauchen.
Lyra verstand seine Sorgen und sie hätte auch ihm auch hier seine Angst genommen, aber auch hier wäre es eine reine Lüge gewesen. Sie atmete einmal.unbewusst tief ein und aus bevor sie dem Novizen seine Frage beantwortete.
"Du warst sehr schwer verletzt und grade diese Region ist sehr schwierig zu Heilen.... Ich denke, dass du durchaus noch grundsätzlich funktionsfähig bist. Aber ich kann dir nicht sagen, wie schnell und ob es komplett ausheilt. Auch wenn ich gestern gesagt habe, dass du sicher tolle Kinder haben wirst, möchte ich dir heute nicht versprechen, dass dies noch möglich ist."
Traurig sah sie den jungen Novizen an.
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Offline Birgit

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #23 am: 16. Jun 15, 19:38 »



"Das wird er nicht." stellte Lorainne nüchtern fest.
"Man vergisst nichts. Kein Detail. Alles brennt sich in die Seele ein und du wirst noch eine Weile brauchen, bis Du darüber hinwegkommst. doch dann wird es besser, das verspreche ich Dir. du wachst nicht mehr jede Nacht schweißgebadet auf, du hast die Gesichter nicht mehr jeden einzelnen Moment eines Tages vor Augen. Du wirst Dich nicht mehr schuldig fühlen. Es wird besser. Ich weiss, wovon ich spreche."

Lorainne dachte an den Tag in Tiefensee, als Simon und Jacques...
Es war so lange her und doch vergaß sie nicht das Gesicht des jungen Knappen, kaum älter als sie. sie vergaß nicht den Moment, als er den Kopf beugte und ihre Axt seinen Nacken traf.
Es war so, als fühlte sie die Wucht des Schlages erneut in ihren Armen, sie hörte Knochen und Wirbel bersten.

Sie unterdrückte das Zittern, indem sie ihre Hände flach auf die Tischplatte presste. Sie schien ruhig als sie weitersprach: "Den ersten Toten vergisst man nicht!

...oder ein Freund....bei dem Gedanken einen Freund an Gevatter Tod zu verlieren zuckte sie merklich zusammen.
Als sie Lorraine ansah, merkte sie wie diese sich am Tisch festhielt.
Du scheinst zu wissen wovon du sprichst, und ich hoffe du behältst recht.
Die Askarierin leerte ihre Tasse und schickte sich an aufzustehen.

Mel

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #24 am: 16. Jun 15, 22:25 »
Sie sah wie Leonia zusammenzucken und nickte ihr zu:"Ich sehe, Du verstehst es, doch glaub nicht, dass man darauf vorbereitet ist. Das ist man niemals."

Als Leonia sich erhob, stand Lorainne ebenfalls auf:"Gib gut auf Dich acht, und auf Deine Kleine. Ich hoffe Shejan ist ihr ein guter Vater. Halte Deine Familie zusammen, denn sie ist Alles."

Ihr Blick wurde weich, als sie auf Benjen hinunter sah.
Sie dachte an das Schwert, dass durch ihre Gegener fuhr, während sie seinen Antrag bejahte, an das Blut, welches an ihr haftete, als sie ihn küsste.
Er hatte ihr gestern die Stärke gegeben, die sie nicht hatte aufgeben lassen. Wann immer sie ihn nicht mehr brüllen hörte, hatte sie sich angstvoll umgesehen, nach ihm gelauscht, bis Destus ihr gegen den Schlachtenlärm ins Ohr gebrüllt hatte, dass er noch unversehrt war.
Wiederlegte sich die Angst krampfend um ihr Herz.
Und doch lebte er. Ebenso wie sie.

Ihr schien noch ein Gedanke zu kommen und sie hielt Leonia zurück:"Seid ihr eigentlich verheiratet?"

Offline Simon de Bourvis

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #25 am: 16. Jun 15, 22:28 »
Müssig nahm er Steinchen auf, warf sie hoch, fing sie wieder und warf sie fort, nur um gleich den nächsten aufzunehmen.

Wie oft hatte er in den Kämpfen auf dem Hof innegehalten und sich nach allen umgesehen. Lorainne, Benjen, Vanion, Joshua, Destus, Gorix, Sasha, Arius. Er lächelte. Und Schwester Victoria. Und nach dem wippenden Blau-Roten Federbusch. Wollte wissen, ob sie Hilfe brauchten.

"C'est la vie, c'est la vie,
 C'est la vie qui nous change
 Et qui drange
 Toutes nos grandes idees sur tout",
brummte er halblaut vor sich hin.

Und jedesmal war ihm erst nach einem Moment aufgefallen, dass er Damian suchte.

"C'est la vie, c'est la vie,
 C'est la vie qui dcide
 Qui nous file des rides
 Au coin des yeux et du Coeur"

Vielleicht war es das. Die Hilflosigkeit der letzten Tage.

Der Schrecken, als er den Gang mit den Gefallenen betreten hatte, überzeugt, dass sie alle tot waren. Mit zitternden Fingern wollte er Leonia einen ihrer Tränke einflössen, damit sie ihm mit den andren helfen konnte.

Dann waren die Schatten zurückgekehrt.

Der Augenblick mit dem Trank in der Hand. Nur Zeit um einen vor sich zu retten. Karsten? Oder Leonia?
Er musste Karsten wählen, um überhaupt eine Chance zu haben.
Und dann hatte er die schatten nicht aufhalten können, der Stick in seinen Rücken, die wilde Jagd in den Hof. Irgendjemanden finden, der helfen konnte.

"A quoi a sert d'aller contre?
 On perd son temps"

Und Benjen, Lorainne, Damian, mehr ein Haufen Fleisch, aufgetürmt nach der Schlachtung als verwundet.

Und er war hilflos, überflüssig.

"Pas besoin de faire semblant
 A sert rien"

Als die Hexe ihn in der Schlacht gelähmt hatte, hatten sie ihn zur Seite geschoben, an eine Mauer.

Er hatte sich nicht mehr umsehen können, kein Hinweis mehr, ob einer noch am Leben war.

Als Maugrim ihn zurückgeholt hatte, war er wie ein Berserker gewesen, beflügelt von Angst.

Als es vorbei war, hatte er einen Durst nach Fröhlichkeit und nach Leben verspürt, wie selten in den letzten Jahren.

Doch egal wie schön, anregend, unterhaltsam oder gemütlich es geworden war, was er auch gegessen oder getrunken hatte.

Es hatte nicht gereicht.

Nicht gereicht, um die Düsternis des Geistes zu erhellen.

"A quoi a sert d'aller contre
 a sert rien
 Chaque jour qui passe on apprend
 Qu'on suit tous le meme chemin"

Man konnte arbeiten, kämpfen, beten, lieben,
Ob Flamen, Fürst oder Strassenmädchen,
Prächtige Krypta oder Scheiterhaufen,
Das Ende war doch das gleiche.
Wir wollen wie Kinder sein,
nämlich dumm und 1,30.

Offline Vanion

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #26 am: 16. Jun 15, 23:01 »
So viele Gebete. Und doch war Silas gestorben. So viel Flehen, so viel Bitten. Und doch lag Damian im Sterben.
Vanion verspürte einen jähen Anflug von Schuld. Nicht, weil er sich verantwortlich für das fühlte, was geschehen war - sondern weil er sich schlicht gefreut hatte, gesehen zu haben, wie Lorainne plötzlich tief Luft geholt und einen dicken Klumpen Blut und Speichel ausgespuckt hatte. Dass Damian in diesem Moment in eine tiefe, totengleiche Bewusstlosigkeit glitt, das hatte den Knappen nicht interessiert. Erst später, während der Turney, hatte er versucht, auf seine Weise Damian zu danken: er hatte ihn vertreten, als dieser unsägliche Herold begann, Damian wegen seiner Abwesenheit Feigheit vorzuwerfen. Mochte er den Kampf auch verloren haben, er hatte sich wacker geschlagen. Dem Knappen war klar, dass niemand das als Dank auffassen würde, und doch war es so gemeint gewesen.

Nüchtern hatte er darüber nachgedacht, was er hätte ausrichten können. Nichts. Er war in diesen Kavernen gewesen, in der Halle der vier Helden. Die Freude, von jemandem wie Gorix mitgenommen zu werden, als einziger, war dem Schrecken gewichen, als sie aus dem staubigen, dunklen Keller ins helle Tageslicht gestiegen waren - und sahen, dass es Kämpfe gegeben hatte. So war es oft in letzter Zeit: einem Schritt nach vorn folgten zwei zurück. Störrisch, stur hielt Vanion seinen Geist fern von selbstmitleidigen Tiefen. Die Zeiten waren vorbei. Umso öfter suchte er Zuflucht im Gebet.

Die Nacht in dem kleinen, feuchten Kellerraum, der nur von einer Kerze erhellt wurde, war kalt gewesen, doch war jedes Wort, jedes Gebet, dass über seine Lippen gekommen war, ein Segen gewesen. Er hatte um eine sanfte Ruhe für Silas und Alain, um Leben für Damian gebeten. Doch am meisten hatte er für Lorainne gebetet, und auch für sich.

Die Kerze war niedergebrannt, der Docht ragte kaum noch aus dem zerfließenden Stummel. Zeit, die Toten ruhen zu lassen und ins Sonnenlicht zurück zu kehren. Mühsam rappelte er sich auf, dann begann er den Weg nach oben. Als er aus einer kleinen Seitentür heraus den Hof betrat, blinzelte er in die helle Sonne. Alamar ehrte das Opfer seines Flamen Magnus durch ein unverhülltes, strahlendes Auge. Aus dem Speisesaal drang Stimmengewirr, Bedienstete, Wachen und auch andere Gäste wuselten über den Hof. Hinter ihm kam jemand und rempelte ihn ungeschickt an - sein Bein und auch seine Brust schmerzten, als er den Stoß abfing. Es war einer der Diener aus dem provisorischen Lazarett, der mit blutigen Verbänden auf dem Arm an ihm vorbei hastete, ohne ein Wort zu sagen. Der Anblick riss Vanion abrupt zurück in die letzten Tage.
« Letzte Änderung: 16. Jun 15, 23:04 von Vanion »
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Yorik

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #27 am: 16. Jun 15, 23:02 »
Yorik hatte recht dazu verächtlich zu schnauben, ihre Worte klangen sehr veroht. Aber sie konnte ihn doch nicht belügen und behaupten, dass alles wieder gut werden würde. Es würde wieder besser werde... Vermutlich... Aber nie wieder einfach gut.

Als sie sah wie Yorik tapfer sein Essen herunter zwang, begann sie selber auch zu essen. Sie würde die Energie auch brauchen.
Lyra verstand seine Sorgen und sie hätte auch ihm auch hier seine Angst genommen, aber auch hier wäre es eine reine Lüge gewesen. Sie atmete einmal.unbewusst tief ein und aus bevor sie dem Novizen seine Frage beantwortete.
"Du warst sehr schwer verletzt und grade diese Region ist sehr schwierig zu Heilen.... Ich denke, dass du durchaus noch grundsätzlich funktionsfähig bist. Aber ich kann dir nicht sagen, wie schnell und ob es komplett ausheilt. Auch wenn ich gestern gesagt habe, dass du sicher tolle Kinder haben wirst, möchte ich dir heute nicht versprechen, dass dies noch möglich ist."
Traurig sah sie den jungen Novizen an.

Einen Moment lang starrte Yorik die Steinfee an - dann atmete er tief aus und sank in sich zusammen. Genau das hatte er befürchtet. In dem Moment, als der Schatten seine Klinge in Yoriks Fleisch getrieben hatte, hatte der Novize geahnt, dass etwas elementares zerstört worden war. Zwar ließen Lyras Worte noch Raum für Hoffnung, doch tief im Innern war Yorik sich sicher - sein Traum von Frau und Kind war soeben für immer gestorben. Mit Mühe und Not schaffte er es, den Blick zu heben und Lyra anzusehen. "Naja", murmelte er mit krächzender Stimme, und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse aus Schmerz, Wut und düsterstem Galgenhumor, "zumindest muss ich mir jetzt nie mehr Sorgen machen, Bastarde zu zeugen."
Es war seine Absicht gewesen, den Sturm zu überspielen, der nun in ihm tobte, doch stattdessen klangen seine Worte einfach nur fürchterlich.
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Offline Akela

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #28 am: 16. Jun 15, 23:03 »
„Brrr... kalt...“

*Sasha schüttelte ihre nassen Haare wie ein Hund, so dass glitzernde Wassertropfen in alle Richtungen stoben. Sie hatte ihren ganzen Kopf in den niedrigen Brunnen auf dem Hof der Akademie gesteckt in der Hoffnung, es würde gegen den nagenden Schmerz in ihrem Kopf helfen.


Der Abend war doch recht lang geworden....
Sie schaute einen Moment lang ihr Spiegelbild auf der sich langsam beruhigenden Wasseroberfläche an, musterte ihre eigenen Augen. Sie waren nicht mehr gelb wie noch einen Tag zuvor. Der rote Ring, der sich neben der raubtierhaften Färbung zeigte, war kaum zu übersehen.

Naja...solange das alles ist, was vom Abschluss von Kassos‘ Prüfung übrig geblieben ist, können wir uns glücklich schätzen.

Seine Worte vom Vorabend kamen ihr wieder in den Sinn: „Es ist, als würde  einen ein Vater, der einem lange zürnte, wieder in die Arme schließen.“

Ein seltsames Gefühl. So lange hatte sie Angst vor diesem Augenblick gehabt. Vor den Auswirkungen...und doch waren sie alle drei noch hier. Unversehrt.

Die Wolfselfe richtete sich vorsichtig wieder auf und griff nach dem Becher mit dem schwarzen, heißen Gebräu, dass sie hier fälschlicherweise als Kaffee ausgaben.
Ihr Blick glitt zu Simon, der sich in einer Ecke des Hofes fast schon zu verstecken schien. Sie beschloss ihm seine Ruhe zu lassen und lies sich in einiger Entfernung von ihm vorsichtig mit dem Rücken an der Mauer hinab rutschen, bis sie in der Morgensonne auf dem Boden saß.

Sie nippte an ihrem Becher. Feste Nahrung konnte sie im Augenblick nicht gut bei sich behalten...nicht dass das ein seelisches Problem wäre...viel mehr fühlte sich der Schlag, den ihr das – wie die Magier es nannten – arkane Konstrukt am gestrigen Abend während der Schlacht versetzt hatte noch immer an, als hätte sie ein Schlachtross in den Bauch getreten. Wären Svenja und Torben nicht so schnell zur Stelle gewesen, würde sie jetzt wohl schon mit Askar um die Wette laufen.

Aber das war gestern und sie mussten alle nach vorne blicken. Sie hatten den Nekromanten besiegt, seine Schatten vernichtet. Sasha war guter Dinge, auch wenn der Verlust eines Gruppenmitgliedes – so wenig sie es  auch gekannt hatte – und die Sorge um Damian einen dunklen Schatten auf den Erfolg fallen ließ. *
Sasha Timberlore Schattenwolf
1. Paladin Askars

Offline Anders

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Re: Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
« Antwort #29 am: 16. Jun 15, 23:21 »
Sie hatte ihr Geschirr vergessen.... Anders seufzte leise als sie sich zurück auf den Weg zu ihrem Zimmer machte. Als ob sie das gestört hätte. Man konnte auch mit Fingern essen.
Aber solange sie die Distel trug sollte sie sich benehmen und auf ihre Manieren achten. Jetzt war der Hausdrache schon in ihrem Kopf! Wurde ja immer besser. Murrend schob sie die Tür auf und begann leise in ihren Sachen zu wühlen. Da war ja die Schale und der Löffel. Sie nahm beides beiseite. Dann betrachtete sie prüfend ihre rechte Hand. Von den Verätzungen war nichts mehr zu sehen, was an sich schon ein wahres Wunder war. Sie hätte nicht geglaubt das sie ihre Hand nocheinmal so wieder sehen würde, nachdem sie gestern das rote sotternde Fleisch und die durchgebrannten Knochen hatte erblicken müssen. Sie tippte sich mit dem Daumen gegen jeden einzelnen Finger. So gut wie neu... ein Wunder! Bis auf die letzten beiden die immer noch etwas taub waren. Vielleicht würde das nie weg gehen.
Sie seufzte kurz und rieb sich den Nacken. Tjaa wer mit Wölfen spielte musste mit Kratzern rechnen.
Dabei war am Anfang wirklich alles gut gegangen. Mit einem leichten Schaudern dachte sie an das Wolfswesen, welches ihr den abgetrennten Fuß nach draußen reichte damit sie.... "aß". Brrrrr.
Sie schüttelte sich und die Gedanken ab, stand auf und nahm ihre Sachen. ... Die sollte sie besser umspülen.
Also verließ sie wieder das Zimmer und machte sich auf den Weg zum Hof. Der Brunnen war schließlich voller Wasser. Kaum trat sie aus der Tür verschaffte sie sich mit schnellen Blicken eine Übersicht. ... Das würde sie wohl nie wieder los werden.
Simon ... er schien sich in einer Ecke zu verstecken. Er sah nicht gut aus, ebenso wenig wie Vanion der gerade aus dem Keller zu kommen schien. Hatte er überhaupt geschlafen? Bei seinen Verletzungen wäre es nur vernünftig gewesen!
Und da ... Sasha. Kurz blitze die Erinnerung an den gestrigen Ausflug in das Gemäuer in ihren Gedanken aus. An Gorix Worte. .. Vielleicht hatte er recht.
Leichtfüßig hüpfte sie die Treppe hinunter und überquerte den Hof. Die Wolfselfe wirkte als wäre ihr ein Eimer Wasser über gegossen worden. Anders näherte sich schräg von der Seite sodass die Sinne der Wolfselfe sie früh genug bemerken würde, von den Bewegungen her. Sie wollte sie nicht erschrecken.
"Guten Morgen Sasha. Hast du gut geschlafen?", fragte sie als sie bei ihr ankam und lächelte freundlich.
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.