*Sasha blickte auf die aufgewühlte See hinaus und seufzte tief. Sie stammte nicht gebürtig aus Engonien und die tief sitzende Urangst vor dem Meer war ihr nicht eigen, trotzdem beobachtete sie mit wachsendem Unbehagen eine tief hängende dunkle Wolkenfront am Horizont.
Die Fahrt dauerte nun schon eine Woche, sie waren von Port Valkenstein aufgebrochen und hatten mittlerweile auch Stejark hinter sich gelassen. Die Schiffe der Valkensteiner waren groß und für den Transport von ganzen Armeen ausgelegt...und dieses hier bildete darin keine Ausnahme. Daher machte es auf dieser Reise einen ziemlich leeren Eindruck.
Schiffsfahrten waren langweilig. Die Wolfselfe versuchte, auf dem großen Schiff zu helfen, wo sie konnte, um sich zu beschäftigen, doch die Mannschaft war ein gut eingespieltes Team. Wenn sie sie helfen ließen, war klar, dass dies nur aus purer Höflichkeit geschah. Wirklich brauchen taten sie ihre Hilfe nicht.
In den letzten zwei Tagen war es ihr allerdings auch nur Recht, wenn sie ihre Ruhe hatte, denn Kassos hatte darauf bestanden, allein zu ein paar Freunden in die Spiegelwelt zu reisen.
In die Spiegelwelt...wo korrumpierte Elemente immer wieder in riesigen Armeen gegen die verstreuten Siedlungen anbrandeten, die verzweifelt versuchten, dort Fuß zu fassen. Riesige und verlustreiche Schlachten waren dort an der Tagesordnung.
Toll...
Am Vortag hatte es Kassos fast erwischt. Sasha war sich nicht sicher, gegen wen oder was er gekämpft hatte, aber es hatte ihn in den Boden gestampft und ihm fast den Kopf abgerissen.
Es war knapp gewesen...zu knapp für ihren Geschmack.
Und nun fühlte sie schon wieder die steigende Unruhe in sich, die Anspannung, die einem Kampf voraus ging. Sie konnte die Schlachtentrommeln fast körperlich spüren, während ihre Ohren nur das Platschen der Wellen an der Schiffswand und die gelegentlichen Kommandos der Schiffsbesatzung hörten. Ihr Körper schaltete ohne ihr Zutun auf Alarmbereitschaft...
...auf einem Schiff, auf dem die größte Gefahr war, von einer Welle über Bord gespült zu werden.
Sie spürte eher als dass sie sah, wie Maugrim neben sie an die Reling getreten war.
„Nicht schon wieder...“ brummte der Tormentor-Priester, während sein Blick sich verfinsterte wie das Wetter am Horizont.
Ja...nicht schon wieder...*