Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

eine Zusammenkunft im Sommer 265

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Mel:
Nur einmal hatte man sie nach Vanion gefragt.
„Er ist fort“, hatte sie geantwortet und ihr Blick hatte Bände gesprochen.
Sie war nicht wütend oder verbittert. Nur tief verletzt.  Selbst die Geschehnisse in der Höhle schienen plötzlich nicht mehr so schmerzhaft im Lichte seiner Entscheidung. Er war ihre Familie gewesen, ihr Spiegel.
Er hatte ihr so nahe gestanden, wie kein anderer.
Anders Worte in Westmynd fielen ihr wieder ein:“Wenn ich Dein Licht bin, also Deine Hoffnung, und Benjen Dein Herz. Dann muss Vanion Deine Treue sein, bei dem, was er für Dich getan hat.“
„Er ist meine Seele“, war ihre Entgegenung gewesen.
Und es stimmte. Seitdem er fort war, war sie ein Schatten ihrer selbst geworden. Sie schien sich kaum von der Frau zu unterscheiden, die man im Foret fand, nachdem man sie entführt und gequält hatte.
Doch verstand sie ihn. Er konnte nicht gegen seine Familie kämpfen, gegen sein Blut in die Schlacht ziehen. Er war nicht wie sie. Oder Simon.
Tief in ihrem Inneren fragte sie sich, was wäre, wenn sich der Sturm, der sich über Marnois und Blanchefleur zusammenbraute, entladen würde. Würde sie gegen ihren Onkel in die Schlacht ziehen, gebunden an einen Lehnsherrn, der sie mit ihrem ärgsten Feind vermählen wollte?
Oder würde sie sich auf die Seite ihrer Familie stellen, die sie im Geheimen unterstützt hatte, als ihr Vater des Verrats beschuldigt wurde.

Mit einem Kopfschütteln riss sie sich aus den Gedanken, sie würde sich ja doch nur im Kreis drehen. Zudem hatte sie wichtigere Probleme, denen sie sich zuwenden musste.

Sie spürte einen schmerzhaften Stich, als sie an seien Blick dachte. Trauer, Verzweiflung, Schmerz. Und dieses stumme Flehen.
Sie war selbst erschrocken gewesen, wie kalt sie ihm begegnen konnte.
Sie spürte seine Blicke, voller Sorge, und wich ihm aus.
Sein Vorwurf, dass ihre Rache wichtiger war als alles andere.
Und tags darauf hatte Vanion sie verlassen, weil er nicht gegen seinen Onkel kämpfen wollte.
War ihr die Rache so wichtig? Lorainne musste den Gedanken verneinen. Sie hatte tatsächlich, Vanions wegen, nicht vorgehabt, Savaric zu töten. Doch sie würde Beweise finden und ihn vor ein Gericht bringen. Damit Vanion sein Erbe antreten könnte.
Auf das er nun verzichtet hatte.

Endlich hatten sie das Gasthaus, in dem sie die Äxte treffen wollten, erreicht.
Lorainne schwang sich vom Pferd und drückte die Zügel einem Knecht in die Hand.
Es war noch ein Tag bis Donnerheim, wenn das Wetter hielt. Von Dort aus würden sie der großen Reichsstraße folgen, die einen zurück nach Firngard in den Wald, die anderen nach Engonia und Lorainne würde mit Mina, Tankred und Anders weiter reisen. Vermutlich erstmal nach Donnerheim, denn Fanada und Jelena kamen nicht mehr in Frage. Denn in Fanada war Vanion.

Lorainne klopfte sich den Staub ab und betrat das Gasthaus. Ihr Blick glitt über den rustikalen Raum hinweg, ein Feuer brannte, über dem ein dampfender Topf hing. Die Fenster waren weit geöffnet und ließen die noch warme Abendluft herein.

Ulrics hochgewachsene Gestalt war kaum zu übersehen und neben ihm die Großaxt Branwin. Tatsächlich stahl sich ein herzliche Lächeln in ihr Gesicht, als sie auf sie zuschritt.
„Bonsoir, mes amis.“

Bran:
Nachdem sie nun den Frühling damit verbracht hatten zunächst Lorainnes Lager im Wald zu befestigen und danach immer wieder kleine Stiche gegen Roqueforts Männer zu unternehmen. Kam die Nachricht auf ein Treffen mit ihrer Soldherrin sehr recht. Wahrscheinlich würde Lorainne, Anders, Benjen, Vanion, Mina, Silas und Sophie viel zu erzählen haben.

Als die Chevalie in den Schankraum des Gasthauses trat sah Branwin auf. Sie sah müde aus, sicher von der Reise. Doch sie lächelte, als sie an den langen Tisch trat, an dem der Söldnerhaufen versammelt saß.

"Auch euch einen schönen Tag Mademoiselle. Lange ist es her. Setzt euch zu uns und erzählt. Der Eintopf hier ist fett und heiß. Sicher könnt Ihr etwas davon vertragen."

Isegrim:
Benjen ritt etwas hinter Lorainne. Ihm klangen noch ihre Worte nach warum sie sich zu Jelena begeben wollte.
Jelena er kannte diese Frau nicht, er wusste nicht ob sie es ihr ausreden würde oder ob sie es akzeptiert und ihren Wunsch erfüllen würde.
Er fühlte sich ein wenig als ob er etwas verlieren würde, doch müsste er ihre Entscheidung respektieren.

Er versuchte seine Gedanken wieder zu fangen, zu wichtig war die Aufgabe die er mit den Äxten hatte. Sie würden wohl bald aufbrechen müssen. Und er wusste nicht wann er Lorainne wiedersieht. In den letzten Wochen hatten sie viel Zeit mit einander verbracht.
Man fragte sich nur wer von den beiden sich immer mehr Sorgen um den anderen gemacht hat.

Als sie das Gasthaus erreichten folgte er zuerst nicht ins Innere. Er brachte sein Pferd in den Stall und versuchte seine Gedanken noch ein wenig zu befreien. Er befreite das Pferd von Sattel und Zaumzeug. Suchte etwas zu essen und striegelte danach das Pferd.
Irgendwann stellte er nur fest na toll du riechst nach Pferd, Sophie wird sich bedanken und ein Bad sollte er wohl auch noch nehmen oder sich zumindest waschen.

So suchte er dann doch den Weg ins Gasthaus.

Mel:
Lorainne ließ sich an den Tisch nieder, und hörte Sophie mit dem Wirt handeln, damit kurze Zeit später kühles Bier und frisches, warmes Brot auf den Tisch gestellt wurde und jeder der Ankömmlinge einen Teller des dampfenden Eintopf bekam.

Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie griff erstmal zu dem Wasserkruf und etwas frischem Brot.
"Bien sur, gibt es viel zu erzählen. Westmynd war... nunja." Lorainnes Lächeln schwand, als sie fortfuhr:"Dort ging etwas vor sich. Untote, Schatten. Silas ist tot und ich wäre es, wenn Damian nicht all meine Wunden auf sich genommen hätte. Nun küpmmert sich Leonie um ihn und wir versuchen ihn zu retten."

In jedes ihrer Gebete schloss sie ihn mit ein, in der Hoffnung, die Götter würden sie erhören.

Als sie die fragenden und bestürzten Geischter sah, musste sie fast lachen. In ihnen schienen sich die Gefühle ihrer kleinen Gruppe wiederzuspiegeln, die aus Westmynd zurückgekehrt war.

Anders:
Sie hatte versucht sie aufzuheitern. Sie hatte es immer wieder versucht. Aber egal was sie tat, Licht und Lachen kehrten kaum in Lorainnes Gesicht zurück. Dabei ging es Anders nicht besser. Erst Silas, nun Vanion. Beide waren ohne ein Wort einfach verschwunden. Nur das Vanion hoffentlich noch lebte. Das hatte ihr weh getan. Er war einfach so gegangen und die Fragen bohrten sich seit dem in ihrem Schädel. Aber sie hatte nicht gefragt. Denn sie hatte gesehen das es Lorainne nur noch mehr gequält hätte. Daher lieber die Fragen in ihrem Kopf als laut ausgesprochen. Und dennoch...
//Er Lebt!//, schalt sie sich als sie das Gasthaus erreichten. Aber Lorainne war seit dem eine gebrochene Frau. Sie fragte sich ob überhaupt irgendetwas zu ihr durchdrang. Mit einem unterdrückten Seufzen schwang sie sich vom Pferd und brachte Springer in den Stall. Sie nahm ihm Sattel und Zaumzeug ab und flüsterte ihm zu das sie sich später um ihn kümmern würde. Dann ausgiebig.
Dann nickte sie Benjen zu und machte sich ebenfalls auf den Weg ins Wirtshaus. Kaum betrat sie die Gaststube sog sie den dichten warmen Geruch ein, nach Essen, Feuer und Gemütlichkeit. Lorainne saß bereits und Sophie hatte Essen aufgetischt. Zerzaust wie sie war würde die Zofe sicher wollen das sie sich umzog aber Anders war das gerade egal. Sie hatte das Kleid der Zofe einmal getragen. Das reichte!
Also machte sie sich auf den Weg zum Tisch und als sie die vertrauten Gesichter der Äxte sah blühte ihr Herz auf und sie spürte warme Freude. Es tat so gut sie alle wieder zu sehen. Endlich nach der langen Zeit. Ein breites Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und sie spürte wie die Müdigkeit von ihr abfiel. Wortlos aber mit einem freundlichen Winken trat sie von daher an den Tisch.

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