Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche

Fort

<< < (2/10) > >>

Anders:
Lorainne sah älter aus. Sophie auch. Die Falten waren neu und zeugten von dem was die Ritterin verbergen wollte, von dem was die Menschen nicht sehen sollten.
Anders stand sehr grade vor den beiden. Sie trug die Wanderkleidung welche sue mit Sternen aus buntem Leder verziert hatte. Dazu ihren Hut. Ihre Kleidung war bunt, aber sie wirkte nicht mehr so unbeschwert wie sieces früher gewesen war. Als sie nun vor den Beiden stand  kroch dennoch ein Lächeln über ihr Gesicht und auch ein wenig in die Augen. Sie neigte leicht den Kopf vor Sophie und schaute dann Lorainne streng an, aber mit einem Lächeln welches ihre Aussage doch um einiges schwächte.
"Es scheint eine dumme Angewohnheit unter meinen Freunden zu werden ohne Abschiedsworte und Erklärungen zu verschwinden. Ich gedenke dies auszumerzen."
Dann breitete sie die Arme aus und drückte die Ritterin fest an sich.
"Aber du wusstest das ich dich finden werde. Das ich es immer tun werde nicht war?"

Mel:
Lorainne sog den Geruch nach Gras, Blumen und Pferden ein und schloß für einen kleinen Moment die augen in liess sich auf eine Blumenwiese im Sommer entführen.
Als Anders sie endlich los ließ, waren ihre Wangen gerötet und sie sah deutlich entspannter aus.
"Natürlich wirst du das. Und wenn ich mich jedes Mal, wenn ich gehe, verabschieden würde, hättest Du keinen Grund, mich zu suchen und mir eine Standpauke zu halten."
Sie bot Anders einen Platz und etwas zu Essen an, denn der Magen der Kenderin knurrte verdächtig und hörte sich wie ein wütender Wolf an, der sich im nächsten Moment über seine Beute hermachen würde.
Nichts anderes tat auch der Kender und unterbrach das Essen lediglich, um ein paar Schlucke verdünnten Wein zu trinken, den Sophie ihr eingeschenkt hatte.
Währenddessen beobachtete Lorainne Anders sorgenvoll.
Ihr inneres Leuchten, dass sie nicht einfach nur bewundert hatte, sondern auch brauchte, wie eine Motte das Licht, glimmte nur noch schwach, wie eine Kerze, die kurz davor war, zu erlöschen, sich aber trotzig dem Sturm entgegenstellte.
Mal flackerte sie bedenklich, aber sie erlosch nicht.

Nachdem Anders gegessen hatte, war es offenbar an der Zeit, ihr alles zu erklären. Was geschehen war, was sie vorhatte.
Doch in dem Moment, in dem sie hr das alles sagen wollte, fehlten ihr die Worte.
Sie hatte dem Kender einst eine Familie, ein Zuhause versprochen, und beides hatte sie nicht halten können. Benjen war fort, Silas, sie selbst.
La Follye sicher ein friedlicher Ort, aber zugleich ein Ort, der nur friedlich war, weil sie ein Opfer gebnracht hatte.
Sie wollte Anders um Verzeihung bitten, aber auch diese Worte kamen ihr nicht über die Lippen.

So nestelte sie an ihrem Halsausschnitt herum um zog schließlich eine runde Münze an einer langen Kette hervor. Benjens Distel. Der Einzige, der eine solche wie sie besessen hatte, denn nur die La Follye besaßen diese Münzen, und Benjen war einer gewesen, ob er nur diesen Namen trug oder nicht.

Behutsam legte sie die Distel auf den Tisch. Ihre Finger fuhren zärtlich die filigranen Formen nach.
Der Raum schien plötzlich leise, das Lachen der anderen Gäste in weiter Ferne, das Knistern des Feuers, das Heulen des Windes draußen schien aufgehört zu haben.
Langsam schob sie die Kette zu Anders. Eine Geste, die viel bedeutungsvoller war, als jede Entschuldigung, jede Erklärung.
Ihre Hand lag noch immer auf der Kette, noch nicht bereit, diese Kostbarkeit preiszugeben.
"Benjen hatte bestimmt seinen Grund, warum er sie dir anvertraut hat." Ihre Stimme war kaum hörbar, und doch überraschend fest.
"Auch wenn ich mein wort nicht unmittelbar halten konnte, wirden die meinen auch Deine Familie sein. Und La Follye wird dir ein Zuhause bieten, wenn Du willst und eines Tages bereit bist, zurück zu kommen."
Sie blinzelte einige Male -vielleicht war ihr nur der Rauch ins auge gekommen, vielleicht waren es auch ungeweinte Tränen- als sie die Hand hob.
Silbrig blitzte die Distel im Schein des Feuers.


Anders:
Das Warme Essen tat unglaublich gut. Es füllte den Bauch und stillte den Hunger. Lorainne sagte nichts,beobachtete sie nur. In ihrem Blick war diese Art die viele Blicke ihrer Freinde hatten seit dem sie der Hexe die Zunge heraus geschnitten hatte.
Aber da war noch mehr. So viel ich unausgesprochenes, so vieles was sie sagen wollte. Anders las in Lorainnes Augen so vieles. Gram und Schule,Schmerz und Reue aber auch Freude und ein bisschen Trotz dem Schicksal gegenüber. Lorainne eben.
Als diese die Münze hervor holte fing diese das Licht drs Feuers ein und es war als würde sich ein Felsbrocken  auf ihre Brust legen und ihr die Luft abschnüren.
Langsam schlossen sich nun die Finger der Kenderin um die Münze und jetzt fehlten ihr die Worte.
Sie hängte sie sich um den Hals, sodass sie auf ihrem Herz zu ruhen kam.
Dann sah sie Lorainne fest an.
"Dann werde ich die Distel nicht ablegen. Sondern mit Stolz tragen solange ich lebe. Und so lange ich lebe sollen die Kinder La Follyes einen Freund in mir haben. Ich bin kein guter Kämpfer oder Beschützer. Aber ich werde trotzdem über sie wachen so gut ich kann. Das verspreche ich dir."
Und es war als würde etwas von dem Leuchten in ihr wieder aufglimmen und wie ihr Lächeln erstrahlen.
Die Treue der Kenderin hatte ihr nun doch ein zuhause geschenkt.
"Danke."

Mel:
Ein sanftes Lächeln huschte über Lorainnes Gesicht.
"Alors, Du kämpfst tapferer als manch Ritter. Vielleicht kannst Du nicht die Leben Deiner Freunde schützen, aber ihre Seelen."
Wie Anders schien sie in diesem Moment versöhnt mit dem Schicksal.

Ihr Blick senkte sich kurz herab zu ihrem Bauch, bevor sie fortfuhr:"Du verstehst vermutlich mehr vonKindern, als ich es je werde. Wen also könnte meinen Kindern, und ihren Kindern ein besserer Freund sein, als ein Kender?"
Obwohl Traurigkeit, Schmerz und Einsamkeit allgegenwärtig waren, musste Lorainne grinsen.
"Wie alt werden Kender eigentlich?"

Anders:
Trotz allem was gewesen war füllten die Worte der Ritterin Anders ein wenig mit Stolz. Wenn man bedachte wie die Geschichte mit ihnen beiden angefangen hatte und alles was gewesen war, gaben sie ihr das Gefühl trotz allem was sie getan hatte irgendwas richtig gemacht zu haben.
Auch wenn das Gewicht der Münze war zwar kaum spürbar aber allein das Wissen um sie machte es doch ein wenig leichter die vielen Toten irgendwie zu verkraften.
Auch Lorainne schien jetzt schon viel Entspannter als vorher.
"Hört hört diese Worte aus deinem Mund.", lachte sie und nahm noch einen Schlcuk Wein. "Das ist eine sehr gute Frage. In El Kash wurden sie nicht besonders alt, gerade mal elf Zyklen ungefair. Äh... ungefair vier und vierzig Winter. Das war zumindest der älteste den ich je getroffen hatte. Danach verschwanden sie immer seltsammer Weise. Aber Sasha hat gesagt das wie um die vierhundert, fünfhundert Sommer alt werden können."
Ein leichtes Runzeln schlich auf ihre Stirn. "Also definitiv älter als mir lieb ist."

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln