Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Fort
Mel:
"Ja, aus meinem Mund", grinste die Ritterin zurück.
"Es überrascht mich selber ein wenig, dass ich ausgerechnet einem Kender soviel Vertrauen schenke. Aber was bleibt mir auch anderes übrig? Immerhin kennst Du mich. Ich meine, natürlich tun das auch Otus, Leonie, Joshua, Destus und alle anderen, die damals dabei waren. Aber du und Vanion wart mir immer am nächsten. Ihr kanntet all meine dunklen und hellen Seiten. Obwohl Vanion nicht dieses unerschütterliche Vertrauen hat wie Du."
Gedankenverloren schaute sie den Kender an.
"Ich wusste, dass er zurück kommt. Zumindest habe ich es gehofft und dafür gebetet. Vielleicht habe ich ihm mehr vertraut, als er sich selbst. Genau wie Du es immer tust. Wer weiss, wir La Follyes galten immer schon als etwas sonderbar- vielleicht war einer unserer Vorfahren ein Kender." Lorainne lachte.
"Wie sonst würde ich in Dir soviele Seiten von mir wieder entdecken? Und wenn Kender so alt werden, wie Sasha sagt, dann kann meinen Kindern und La Follye doch nichts besseres passieren, als wenn Du ihr Freund und Beschützer ihrer Seelen bist. So überdauerst Du uns alle und La Follye wird weiterhin ein wenig sonderbar sein. Etwas Besonderes, mit einem Kender als Wächter."
Obwohl sie weiterhin lächelte, erreichte dieses Lächeln ihre Augen nicht.
Was die Ernsthaftigkeit ihrer Worte umso deutlicher machte. Sie waren nicht einfach nur daher gesagt.
"Versprich mir eins, ja? Sollte mir irgendetwas zustossen, dann musst Du das Kind nach Hause bringen, nach La Follye. Egal, wo wir sind, Du wirst uns finden, wenn uns andere vergessen. Und Du wirst dafür sorgen, dass niemand Benjens Opfer vergisst. Das niemand die Geschichte, wie La Follye gerettet wurde vergisst? Denn wenn wir alle schon bei den Göttern weilen, und unsere Kinder nach uns ebenso, wirst Du noch da sein und diese Geschichte erzählen können. So wie sie war, ohne hinzudichtungen, wie sie bei Legenden sooft der Fall sind. Versprichst du mir das, Anders?"
Anders:
Ein Kendervorfahre auf La Follye? Das klang schon verdammt unwahrscheinlich, aber witzig wäre es irgendwie trotzdem. Und etwas sonderbar, jaaa das konnte man vielleicht sagen, obwohl es Anders nie besonders sonderbar schienen war wenn Lorainne etwas tat. Natürlich war auch sie manchmal verzweiflet über ein paar ihrer Entscheidungen, aber das tat sie öfters bei Menschen. Manchmal machten die aber auch dumme Dinge.
Zu Lorainnes Worten nickte sie fest. Sie wusste noch nicht genau wie sie das bewerkstelligen sollte. SIe hatte sie gelernt Seelen zu retten und gerade jetzt fühlte sie sich auch nicht wirklich in der Lage dazu, jetzt wo sie selbst die Dunkelheit greifbar nah spürte. ABER vielleicht konnte sie das als Ziel nehmen, als Grund weiter zu kämpfen. Sie spürte das Glöckchen unter dem Stoff auf der Haut. Ein Grund zu kämpfen... Ja.. das wäre gut.
Auf die nächsten Worte Lorainnes reagierte sie zunächst überrascht, vor allem als ihr das Gewicht dieser Worte ihr bewusst wurde. Das klang ein bisschen wie ein Vermächtnis. Also etwas das man hinterließ.
Sie schlcukte leicht und nickte dann.
"Ich verspreche es dir Lorainne. Ich sorge dafür das das Kind nach Hause kommt und das diese Geschichte und ihr alle nicht in Vergessenheit geratet."
Das würde sicher nicht einfach werden, aber Geschichten erzählen konnte sie. Ihr Blick glitt zu Lorainnes Bauch. Auch wenn das Kind noch nicht geboren war, auf dieses würde sie gut aufpassen. Auf Leah natürlich auch.
Sie konnte sich noch nicht wirklich ausmalen welche Reichweite dieses Versprechen haben würde und die ganze große Bedeutung war auch jetzt noch schwer zu verstehen, für einen kleinen Kender aus den Gossen El' Kash's. Einem Dieb.
Sie lächelte Lorainne offen an.
"Ich verspreche es!"
Mel:
"Danke."
Lorainne war erleichtert. Sie hatte durchaus die Veränderungen in der Kenderin gespürt. Sie war ernster geworden, melancholischer. Es tat ihr leid, Anders mit in die Dunkelheit hinabgezogen zu haben und sie hatte sich vorgenommen, sie wieder ins Licht zu bringen.
Obwohl sie sich wirklich um den Kender sorgte, geschah dies auch aus reinem Egoismus. sie wollte sich nicht um noch jemanden sorgen, obwohl ihr mittlerweile bewusst war, dass sie, auch wenn keine Katastrophen geschahen, nie aufhören würde, sich um ihre Lieben zu sorgen.
Und vor allem wollte sie, dass das Kind den Weg nach Hause zurückfand und La Follye kein trostloser Ort sein würde, sondern vor Glück und Fröhlichkeit strotzte. Und dazu brauchte sie Anders.
Und es schien so, als würde ihr Plan über kurz oder lang Früchte tragen- Anders schien wieder ein Ziel, eine Aufgabe zu haben, auf die sich sich konzentrierte. Also profitierten sie beide davon, was Lorainne beruhigte.
"Nun denn, sag mir, wo führt Dich Dein Weg jetzt hin? Oder möchtest Du mich ein wenig begleiten?"
Anders:
Es war ein Anreiz. Nicht mehr wegzulaufen zumindest. Oder viel eher... nicht so weit weg zu laufen.
Anders hatte schon in ihrem Rucksack zu kramen begonnen und holte nun das kleine Wappen mit der Distel hervor welches sie abgenommen hatte als sie das Gasthaus betreten hatte. Jetzt steckte sie es sich wieder an. Sie durfte es schließlich behalten, viel mehr noch, sollte es ab jetzt bewahren.
"Eigentlich hatte ich vor ein Paar Weg oder Seemeilen zwischen mich und Engonien zu bringen. Wieder etwas Reisen und noch mal etwas neues sehen, ehe ich mich auf meine Rundreise durch Engonien begebe. Ich bin also frei. Und natürlich würde ich dich gerne ein Stück begleiten."
Sie musste ja nicht mehr fürchten in einem Kloster übernachten zu müssen oder einen Tempel betreten zu müssen. Nicht in Begleitung von Lorainne zumindest.
Anders hatte gerade keine Lust auf die Götter. Sollten die ihre Dinge tun und sie damit in Ruhe lassen. Oder ihre Freunde. Komisches Pack.
"Wo wirst du hin gehen? Hast du schon eine Idee? Vor allem wegen dem kleinen da?"
Sie deutete auf Lorainnes Bauch.
Mel:
"An abstand zwischen mir und Engonien habe ich auch gedacht. Ich wollte Freunde besuchen, jenseits des Meeres. Aber zuvor muss ich Leah aus Reichsfeld holen. Sie ist immer noch bei Robert."
Mit dem Zwerg verband sie nicht nur das ein oder andere Gelage und der Pilgerzug, es war auch etwas wie eine Freundschaft, wenn sie auch nicht so tief war, wie zu manch anderem. Trotzdem hatte er ihr in Zeiten der Not geholfen.
Der Tag des Wolfes schien so weit entfernt...
Und sie hatte ihm erst Vanions Familie, schliesslich ihre eigene anvertraut, zumindest betrachtete sie ihr Mündel als Teil ihrer Familie, auch wenn es den Namen ihres Feindes trug. Des Feindes, der nun tot war.
"Ich fürchte allerdings, dass wenn ich Leah hole, es zu spät sein wird, um über das Meer zu reisen, selbst wenn ich von Port Valkenstein aus ein Schiff nehme. Und das Kind in Reichsfeld zur Welt bringen... Ich weiss ja nicht...."
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