Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Auf La Follye, am Tage nach Savarics Ende.
Anders:
Es hätte ein Morgen wie jeder andere sein können. Die Vögel sangeb und die Sonne schien durch das Fenster der Kammer in der Anders geschlafen hatte.
Sie war warm und hell und es waren kaum Wolken am Himmel.
Dennoch lag Anders im Schatten des Fensters auf ihrem Lager und beibachtete den hellen Strahl wie er langsam über die Bettkante strich.
Lorainne war fort. Benjen war fort. Silas war fort. Sie zog die spitze ihres nackten Fußes aus dem Licht und richtete sich langsam auf. Ihr Schädel schmerzte immer noch von der Faust die sie gestern zu Boden geschickt hatte.
Müde und langsam kam sie aus dem Bett,schlüpfte in ihre Hose und striff sich das Hemd über den Kopf. Ihre Finger glitten über das Wappen der Distel an ihrer Seite.
Ob sie es überhaupt noch tragen durfte?
Wieder spürte sie diesen Stich im Herz, allerdings nur taub irgendwo in ihr. Wenn man jemanden oft genug verletzte tat es irgendwann nicht mehr weh...
Sie entschied sich es vorerst zu tragen bis man ihr anderes sagte. Dann saß sie noch eine Weile unschlüssig herum.
Sollte sie hinaus? Sophie würde sie sicher später sucheb kommen. Die gute Sophie...
Ihr Blick fiel auf das Lederband welches den Fuchs immer um ihre Schultern hielt.
Entschlossen löste sie es, hielt es mit den Zähnen fest während sie die Haare zu einem Zopf raffte und zusammen band. Sanft strich sie über die Spitzen Ohren.
Das Versteckspiel war vorbei.
Ihr Magen knurrte.
"Komm...lass uns Essen gehen."
Ihre Finger fanden das Stück Metall um ihren Hals welches mal ein Glöckchen gewesen war und ein leichtes Lächelb umspielte ihre Lippen.
Dann öffnete sie entschlossen die Tür,das Gesicht wieder Ausdruckslos und bagab sich nach unten um etwas essbares zu suchen.
Anscheinend war sie recht spät aus dem Bett gekommen denn als sie den Hof betrat waren schon einige dort.
Vanion:
Auch Vanion nickte Kydora freundlich zu. Dann widmete er sich wieder seinen eigenen Gedanken. Wie sollte es nun weitergehen? Es gab noch so Vieles zu ordnen. Er wollte Jules de la Follye die letzte Ehre erweisen, und Silas ebenfalls. Dessen Asche würde ebenfalls hier in La Follye begraben werden. Und dann würde er bereits aufbrechen - er wollte den Leichnam seines Onkels nach Roquefort begleiten und dort für ein ordentliches, ehrwürdiges Begräbnis sorgen. Mochte er ihn selbst getötet haben, soviel schuldete Vanion seiner Meinung nach seiner Familie. Ihm war klar, dass dies nicht ohne Risiko für ihn selbst war.
Dann würde er Caldrien verlassen. Als er zu Lorainne zurück gekehrt war, hatte er deutlich gespürt, dass die alte Vertrautheit zerbrochen war. Er hatte ihr beigestanden, bis zuletzt, doch in den Lilienorden konnte er ihr nicht folgen. Das Lehen seiner Familie war unerreichbar geworden. Isabeau Lionceur, die Baronin von Goldbach, betrachtete ihn vermutlich als ehrlosen Eidbrecher. Andere mochten ihn als Sippenmörder verachten, und trocken gestand Vanion sich ein, dass diese Menschen Recht hatten. Er war genau das, ein Eidbrecher und Sippenmörder. Das Recht auf die Ritterschaft hatte er verwirkt: vor den Menschen durch seinen Eidbruch, vor den Göttern durch das Erschlagen seines Onkels. Was blieb also?
Du warst schonmal in dieser Situation. Als Marius abgehauen ist. Mach dir keine Sorgen, die Götter werden dich leiten. Wenn die Götter beschlossen hätten, dass er keine Rolle mehr in dieser Welt zu spielen hatte, dann hätte er den gestrigen Abend nicht überlebt.
Ratlos blickte er ins Leere, und irgendwann stand er auf und verließ den Raum. Im Hof sah er Anders, und kurzerhand ging er hinüber zu ihr. Ohne viele Worte zu verlieren, nahm er sie in den Arm, dann sah er sie ratlos an. Es hatte sich so vieles verändert. Ihr fiel gewiss auf, dass er kein grün trug, so wie ihm auffiel, dass ein zerschlagenes Glöckchen um ihren Hals baumelte.
Wie erschuf man Normalität? Wie ließ man den Alltag zurückkehren in eine Welt, die alle, die darin gelebt hatten, verändert hatte? Der kleine Kender hatte einer Hexe die Zunge abgeschnitten und sie verbluten lassen. Wie konnte man so etwas ungeschehen machen? Nichts wollte ihm einfallen, was der Situation angemessen schien.
Anders:
Anders sah Vanion auf sich zu kommen. Er wirkte sehr Schmucklos nur so in braun. Sie spürte wie er sie in den Arm nahm aber zu ihr durch drang diese Umarmung nicht. Sie schien an ihr abzuprallen.
Als er sie wieder los ließ sah sie ihn an der Blick merkwürdig kühl, nickte knapp und meinte dann: "Guten Morgen Vanion. Gibt es noch Frühstück?"
Sie sah sich kurz um an diesem fremden Ort. Zuhause. .. nein ..das fühlte sich ganz anders an.
"Wo gehst du hin? "
Vanion:
"Ich weiß nicht, wo ich hingehe." Die kurze und knappe Antwort enthielt eigentlich alles, und Anders' Blick sprach ebenfalls Bände. "Ich weiß es wirklich nicht. Ich möchte.. meinen Onkel beerdigen, in seiner Heimat. Sie sind schon los mit seiner Leiche, aber ich werde sie über den Tag gewiss noch einholen. Und dann.. tja."
Er zuckte mit den Schultern. "Was ist mit dir?"
Anders:
"Weg von hier."
Wieder ein Blick in die Runde. Schon komisch. Sie hatte sich so gefreut La Follye zu sehen, mit Lorainne mit ...
Sie atmete tief durch.
"Ich weiß noch nicht wohin, aber wohl nach Norden. Vielleicht verlass ich Engonien ganz für eine gewisse Zeit. Vielleicht nehm ich ein Schiff."
Sie zuckte leicht die Achseln.
"Hier kann ich nicht bleiben..."
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