Autor Thema: Blutmond 265 n. J.  (Gelesen 6129 mal)

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Offline Jelena

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Blutmond 265 n. J.
« am: 28. Sep 15, 16:33 »
Eine fast schon hörbare Spannung lag in der Luft, so dass diese fast zu summen schien. Die Auguren hatten ein seltenes Ereignis vorhergesagt und die Tempel riefen die Bewohner der Stadt dazu auf die Nacht mit Ritualen und Opfern zu begehen, auf das sich das Omen nicht bewahrheitete und das Licht des Mondes zu ihnen zurückkehrte.
Während seit Sonnenuntergang der dröhnende Gesang vieler Kehlen aus dem Alamartempel erschallte, sammelte sich eine erwartungsvolle Menschenmenge vor dem Laviniatempel. Irgendwie schienen die Gottesdienste in diesem Tempel immer in Gelage und Orgien auszuarten, aber wer wollte es ihnen versagen?
Die wohlhabenden Kaufmannsfamilien der Stadt luden zu Maskenbällen, die die ganze Nacht hindurch dauern sollten und erst mit der Beendigung der Mondfinsternis sollten die Masken fallen. Es versprach bereits jetzt für manch interessanten Bettgefährten zu sorgen.
Die Tiorsgläubigen sahen im Blutmond die Anwesenheit ihres Herrn und nutzten die Nacht für Weihen und Prüfungen, die unweigerlich einen hohen Blutzoll forderten.
Der Nedratempel war verweist, ihre Geweihten und die zumeist andarranischstämmigen Gläubigen hatten sich in die Wälder zurückgezogen um auf die Jagd zu gehen.

Im Kontor herrschte ruhige Geschäftigkeit. Jelena hatte all jenen, die die Nacht in einem der Tempel begehen wollten freigegeben und bereitete bereits seit dem Morgengrauen gemeinsam mit Anica die Feierlichkeiten vor.
Jelenas Göttin, Milosti, die Herrin der Wasser und des Mondes, nahm jeden Tag das Leid der Gläubigen auf sich und so geschah es, dass sie ihr Gesicht vor lauter Gram verbarg oder gar blutige Tränen weinte. Die Gläubigen mussten es auf sich nehmen die Göttin mit Gesängen, Gebeten, Opferungen und Freude wieder hinter ihrem Schleier hervorzulocken, damit sie erkannte, dass nicht alles schlecht und verdorben war.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Jelena

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Re: Blutmond 265 n. J.
« Antwort #1 am: 28. Sep 15, 17:14 »
Sobald die Auguren bekanntgegeben hatten, dass es eine Mondfinsternis geben würde hatte Jelena sich unverzüglich daran gemacht die Nacht und das Festmahl zu planen.
Sie war sogar soweit gegangen, dass sie eigens Gänse angeschafft hatte um an möglichst frische Eier zu kommen deren Eigelb essentieller Bestanteil der Mondküchlein genannten Spezialität waren.

Ein Nebeneffekt des ganzen war, dass Mala ihre erste eigene Aufgabe bekam und Gänsehirtin wurde. Sie verließ den Kontor nun immer mehr alleine und traf sich mit anderen Hirten in ihrem Alter um die Tiere auf die Wiesen vor der Stadtmauer zu treiben.

Jelena setzte Liköre an und buck Gewürzkuchen, ließ ein Kalb schlachten und nutzte die Gelegenheit direkt zum Wursten für den Winter. Sie säuerte Gemüse und legte Ziegenkäse in Ahornsirup ein, bestellte hauchdünn gebackenes Fladenbrot und brütete stundenlang über der Speisenfolge, damit alle Sinne gefordert wurden und sich bei jedem Bissen Genuss und Freude einstellte.
« Letzte Änderung: 29. Sep 15, 08:06 von Jelena »
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Offline Lilac

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Re: Blutmond 265 n. J.
« Antwort #2 am: 28. Sep 15, 21:13 »
Jenna war sehr stolz auf ihre Kleine, die ihre neue Aufgabe mit viel Verantwortung angenommen hatte. Mala konnte die Tiere rasch auseinanderhalten und gab ihnen Namen (was zu einer regen Diskussion mit ihrer Mutter führte, die ihr erklärte, dass die Vögel auf dem Tisch landen würden).
Jeden Abend erzählte das kleine Mädchen nun von den Abenteuern, die sie und ihre Gänsehirten-Freunde und die Tiere erlebt hatten.
Fleur die Wäschemagd // Galeya KRAMBAMBULI // Luise die Hure aus Brega // Jenna die Magd von Jelena // Julienne, Falknergehilfin, ehemalige Gardistin und Botenreiterin // Beeke Fischer die ewige Doktorandin der Zoologie an der Ayd'Owl

Offline Jelena

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Re: Blutmond 265 n. J.
« Antwort #3 am: 29. Sep 15, 11:07 »
Die Nacht war empfindlich kühl aber auf dem Dach waren Kohlebecken aufgestellt worden und drei Wände des Pavillons mit Zelttuch abgespannt.
Die engagierten Musiker nahmen an einer windgeschützten Stelle Platz und stimmten ihre Instrumente, während die Feiernden sich nach und nach langsam einfanden.
Als das Antlitz des Mondes langsam verschwand begann Anica in einer Ecke des Daches ein lautes Wehklagen:
"Oooooj! Ooooooj! Izgubljeni smo! Ooooooj!"
Jelena trat aus der Menge hervor und fragte:
"Zašto plačes, seko? Šta je se dogodilo, da tako jecaš?"
Warum weinst du, Schwesterchen? Was ist geschehen, dass du so klagst?

Siehst du es nicht, Schwesterchen? Milosti verbirgt ihr Gesicht, sie hat sich abgewendet!

Warum hat sie sich abgewendet, Schwesterchen?

Gram ist es, Schwesterchen! Gram und Schmerz, Schuld und Last, Böses und Leid!

Du sprichst wahr, Schwesterchen, aber wollen wir denn dann ebenfalls klagen? Wollen wir Milosti nicht mit Freude und Dankbarkeit, Opfern und Liebe, Glück und Gutem locken?


Hin und zurück ging das rituelle Gespräch zwischen den beiden Frauen, während das Licht des Mondes zusehends verschwand. Stille und Dunkelheit senkten sich über das Dach, nur durchbrochen von den Schlägen der Tempelgongs die unaufhörlich schlugen um das Böse der Nacht zu vertreiben.
Schließlich, als die Spannung fast unerträglich wurde spielten die Musiker auf und Jelena hob die Arme zum Himmel und sang ein Lied für die Göttin die ihr Leben bestimmte.
Anica fiel ein und die beiden begannen einen leichtfüßigen Tanz der die Anwesenden rasch mitriss, so dass sich schließlich alle lachend und atemlos im Kreis drehten.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Jelena

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Re: Blutmond 265 n. J.
« Antwort #4 am: 29. Sep 15, 15:11 »
Die Nacht schritt voran und das Essen wurde in einer sorgsam geplanten Reihenfolge aufgetischt, so dass der Gaumen von süß zu salzig, herzhaft und sahnig, sauer und scharf, von bitter zu süß zurückwanderte. Das Essen wurde großzügig mit Apfelmost und Wässerchen heruntergespült und die Stimmung wurde immer ausgelassener.
Milosti hatte ein Einsehen und spinkste bald wieder hinter ihrem Schleier hervor, was die Menschen zu lautem Jubel veranlasste und die Musiker zu noch lebhafteren Weisen anspornte.
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Offline Jelena

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Re: Blutmond 265 n. J.
« Antwort #5 am: 29. Sep 15, 16:57 »
Viel später am Tag danach wachte Jelena auf und debattierte mit sich selbst ob sie wirklich, wirklich, wirklich aufs Klo musste. Als sie schließlich einsehen musste das es nicht anders ging, schlug sie die Augen auf und kniff sie direkt wieder zusammen.
Süße Zlatica, war das hell!
Etwas vorsichtiger blinzelte sie noch einmal und sah sich vorsichtig um. Ein klein wenig (*hüstel*) erleichtert stellte sie fest, dass sie es tatsächlich im betrunkenen Kopf in ihr eigenes Bett geschafft hatte. Ihr Ellenbogen stieß gegen etwas weiches und perplex wurde sie sich eines Bettgefährten wahr.
Sie hob vorsichtig die Bettdecke an und grinste breit, offensichtlich hatte sie sogar sturzbetrunken einen ausgezeichneten Geschmack.
Vorsichtig kraxelte sie aus dem Bett heraus und suchte sich Nachttopf und Waschschüssel um sich anschließend wieder ins Bett zu steigen und sich anzukuscheln.

Es gab schlimmere Morgen um aufzuwachen.
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