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Autor Thema: In Jelenas Kontor, 265 n.J.  (Gelesen 29390 mal)

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Offline Jelena

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #45 am: 16. Okt 15, 09:31 »
Es dauerte nicht lange und Jelena bog um die Ecke um ihre neuen Gäste zu begrüßen:
"Lorainne! Wie schön dich zu sehen! Lass dich in den Arm nehmen! Es ist schon so lange her."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Mel

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #46 am: 16. Okt 15, 10:57 »
Jelenas ehrliche Herzlichkeit liess Sophie aufatmen- und Lorainne ebenfalls.
"Jelen, die Freude ist ganz meinerseits." Sie stellte Sophie vor, da sie sich nicht sicher war, ob Jelena sich noch an sie erinnerte. "anders kennst Du ja.  Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Zuletzt in Georgsweiler, wenn ich mich nicht irre. Sag, wie ist es Dir in der Zwischenzeit ergangen?"
Ein Schatten huschte über Lorainnes Gesicht, als sie an Tannjew dachte.
"Gibt es schon etwas Neues bezüglich Tannjew... also..."
Sie musterte die Heilerin unsicher, immerhin stand sie Tannjew um einiges näher.

Offline Anders

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #47 am: 16. Okt 15, 11:19 »
Anders hob den Kopf und tauchte hinter einem Busch auf als sie Lorainnes und Jelenas Stimme hörte. Dennoch blieb sie erstmal weiter hinten stehen. Ja das war Jelena wie sie sich an sie erinnerte, vom äußeren Erscheinungsbild. Nur nicht so nett...
gut war ja auch nicht sie die sie begrüßte.
Als die Augen kurz in ihre Richtung blickten winkte sie von daher vorsichtig. Ansonsten bemühte sie sich nicht besonders aufzufallen und gesellte sich zu Sophie um Lorainne Zeit zu geben. Bei Tannjew horchte sie kurz auf, schließlich hatte er ihr noch etwas versprochen. Auch das würde sie noch in Angriff nehmen. Aber jetzt nicht.
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Offline Jelena

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #48 am: 18. Okt 15, 09:40 »
Jelena betrachtete die Frau vor sich, die sie hatte aufwachsen sehen und nahm alles in sich auf: die neuen Wappenfarben, das graue Gesicht, die stumpfen Augen, den schwangeren Bauch. Sophie sah aus wie ein Habicht der über sie achtete und Anders... Jelena legte den Kopf ein wenig schief als sie den Kender sah. Sie hatte Anders zwar vorgestellt bekommen, aber nicht wirklich kennen gelernt und irgend etwas stimmte mit dem Mädchen ganz und gar nicht.
Sie seufzte innerlich, eines nach dem anderen. Wann war es jemals einfach gewesen wenn es um Lorainne ging?
"Tannjew? Wen interessiert Tannjew im Augenblick? Du kommst nach Jahren das erste Mal zu mir und bringst einen solch kostbaren Schatz mit..." sie legte sanft eine Hand auf den Bauch und lächelte breit, "... da ist mir doch Tannjew im Augenblick egal! Kommt herein, Anica wird in der Küche etwas vorbereitet haben und dann können wir zwei uns in Ruhe unterhalten!"
Sie rief ein paar Befehle und das Gepäck der Drei wurde in das Haupthaus getragen. Jelena hakte sich bei Lorainne ein und fuhr fort:
"Ihr werdet natürlich bei mir wohnen, solange ihr in der Stadt seid, wagt es nicht in irgendeinem der flohverseuchten Gasthäuser unterkommen zu wollen!"
Sie führte sie in die große Küche, die nahezu die Hälfte des Erdgeschosses des Haupthauses einnahm. An der Wand entlang standen Bänke, die mit Fellen belegt waren und auf dem Tisch standen schon dampfende Krüge mit Tee und klarem Wasser. Anica stellte Teller mit süßen und herzhaften Kleinigkeiten auf den Tisch, so dass jeder knabbern konnte, wenn er wollte.
"Setzt euch, eure Zimmer sind im ersten Stock und euer Gepäck wird gerade hochgebracht. Dann könnt ihr euch gleich frisch machen und den Staub runterspülen."
Anica reichte ein Handwaschbecken und ein Leinentuch, damit sich jeder die Hände waschen konnte.
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Offline Anders

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #49 am: 18. Okt 15, 16:29 »
Anders scharrte ein wenig mit der Fußspitze im Boden des Hofs. Sie war froh, dass Jelena Lorainne aufnehmen würde. Hier war ihre Freundin in guten Händen, das spürte sie. Sie folgte den anderen in die Küche. Hier war es warm und es roch gut. Anders hatte schon einige Küchen gesehen, aber diese hier war doch ziemlich groß. Hier hatten viele Menschen drin Platz. Sie wurden zu einer der Bänke gebracht und setzten sich darauf. Sie verspürte nicht die Lust sich umzusehen von daher ließ sie nur teilnamslos den Blick schweifen. Es blieb an dem Teller mit den Kleinigkeiten hängen und sie wollte sich schon etwas nehmen als SOphie ihr auf die Finger haute. Ganz leicht nur, aber das leise: "Hey" konnte sie trotzdem nicht unterdrücken. Sophie nickte zu der Schale mit Wasser die jetzt gebracht wurde und Anders guckte irritiert. Sollten sie sich jetzt die Füße waschen? Warum?
Aber die anderen wuschen sich die Hände und auch das Gesicht. Als Sophie sich umwannte um die Schale entgegen zu nhemen schnappte sie sich trotzdem etwas vom Teller und ließ es schnell im Mund verschwinden bevor die Zofe wieder zu ihr guckte.
Dann machte sie es den anderen nach und reichte die Schale dann wieder zurück. Es war sehr.. ungewohnt, dass jemand ihr Gepäck nach oben brachte. Sie hatte ja ohnehin nicht viel dabei gehabt. Ihr Bündel und die Schlafdecken. Nicht viel. Sie wollte Lorainne auch nicht im Gespräch stören also sah sie sich wieder um. Vielleicht konnte sie ja irgendwo helfen.
Da betrat eine Gestallt die Küche. Anders erkannte Leonia, die heilerin der Nordhunde.
"Leonia."
Sie stand auf und verließ den Tisch.
"Leonia was machst du denn hier?"
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Mel

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #50 am: 18. Okt 15, 19:37 »
Jelenas Freudensturm brachte Lorainne zum Grinsen- und das Kind trat kräfig nach Jelenas hand, was Lorainne nur nochmehr Strahlen liess.
Die kleinen Bewegungen kamen jetzt immer öfter und von mal zu mal wurden sie kräftiger.
"Ja, es ist eine Kostbarkeit- vermutlich der größte Schatz, den ich je besessen habe. Aber ich erzähl Dir alles in Ruhe-möglicherweise ist es besser, Du sitzt währenddessen."


Sie folgten in die Küche und liessen sich nieder. Es roch wunderbar nach Kräutern und Lorainne genoss die Wärme und Größe der Küche. Sie zeigte sich von der Gastfreundschaft angemessen beeindruckt und wusch sichdie Hände, bevor sie eine der süßen Nachereien, die ihr angeboten wurde, rasch in ihremMund verschwinden liess.
Als Leonia die Küche betrat, erhob sie sich, um die Freundin zu begrüßen.
"Wie es aussieht, bin ich hier genau richtig- bei soviel fähigen Händen. Wie geht es Dir? Und was macht Deine kleine Lima?"

Offline Birgit

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #51 am: 20. Okt 15, 10:52 »
Nachdem Leonia ihr Pferd gut versorgt hatte machte sie sich wieder auf den Weg zur Küche.
Schon auf dem Hof vernahm sie freudiges Stimmengewirr, woraus Die Heilerin schloss das Jelena noch mehr Besuch außer Sasha und ihr hatte. "Hoffentlich hat Askar meine Gebete erhört und dafür gesorgt das Lorraine den Weg hierher gefunden hat!" dachte sie bei sich.
Sie nahm ihre Tasche und trat in die Küche, wo sie freudig von Anders und Lorraine begrüsst wurde.
"Grüßt euch! " Sie umarmte Anders und Lorraine ihr war bewusst das die Reihenfolge nicht standesgemäß war, aber an sowas stört sich die Freude eines Nordhundes nicht.
Wie ich sehe entwickelt sich deine "Reiseübelkeit" prächtig meinte sie zu Lorraine als sie ihr über den Kugelbauch streichelt, Lima geht es gut, sie ist schon ein richtiger Nordhund! Die Zofe bedachte Leonia mit einem freundlichen Nicken, denn Sophie machte irgendwie den Eindruck das sie sehr angespannt sei.
Als die Nordhündin sich die Gruppe ansieht kommt ihr der Gedanke das es jede Menge Arbeit gibt und die Niederkunft der Chevaliere dabei das kleinste Problem sei.
Dann begrüsste sie Frau Jelena Das Beste zum Schluss! Am liebsten wäre Leonia ihr in den Arm gefallen, aber das schickt sich nicht. Schliesslich war Jelena ihre Lehrmeisterin und die Geste der Umarmung gehört den Freunden. Da die Askarierin sich in Jelenas Gegenwart immer noch klein und unscheinbar fühlte, beließ sie es bei einem kleinen Knicks Auch ihr seid gegrüßt Frau Jelena.
« Letzte Änderung: 20. Okt 15, 10:54 von Birgit »

Offline Jelena

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #52 am: 21. Okt 15, 15:51 »
Jelena begrüßte Leonia und kam nicht umhin zu sagen:
"Wochenlang lässt sich niemand blicken und dann kommen alle auf einmal! Dinge die ich nicht verstehen muss, hm?"
Sie wandte sich an Lorainne:
"Komm mit, während es sich die anderen gemütlich machen, kann ich dich untersuchen. Wie weit bist du überhaupt?"
Sie führte die Ritterin in ihren Krankenraum und schürte dort das Feuer, damit es mollig warm wurde.
"Brauchst du Hilfe beim Auskleiden?"
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Mel

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #53 am: 21. Okt 15, 19:38 »
"Ich komme mir manchmal vor,wie eine Wunderlampe, wennmir jeder über den Bauch streichelt", meinte Lorainne lachend zu ihrer Freundin.

Als sie sich erfrischt und eine Kleinigkeit gegessen hatte, folgte sie Jelena in das Untersuchungszimmer. Auch hier roch es wie in der Küche nach frischen Kräutern, doch war dieser Geruch in der Küche noch mit dem nach Essen vermischt, roch er hier anders. Lorainne musste an Krankheit, Schwefel und kristallklares Wasser denken. es war ganz und gar nicht unangenehm, und die Wärme der Feuers, das Jelena schürte, erfüllte schnell den Raum.
Auf Jelenas Frage rechnete Lorainne nach: "Ich habe den sechsten Monat hinter mir. Nach dem Jahreswechsel wird es bald soweit sein."
Sie lehnte Jelenas Hilfe dankend ab, und entkleidete sich schnell und unbefangen, bis sie nur noch im Hemd dastand, unter dem sich die typischen Rundungen einer werdenden Mutter abmalten.
"Ich weiss, du kennst das vermutlich, aber wenn du willst... das Kleine scheint die Aufmerksamkeit zu genießen."
Trotz all des Unglücks, das in letzter Zeit geschehen war, die Sorgen, die ihre Spuren in ihrem Geischt hinterlassen hatten, lächelte sie seelig.

Offline Jelena

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #54 am: 22. Okt 15, 08:32 »
"Es freut mich dich so lächeln zu sehen. Leg dich bitte hierhin, ich untersuche dich schnell."
Jelena tastete den Bauch ab, horchte nach dem Herzschlag und untersuchte Lorainne direkt mit. Sie registrierte die Narben und frischen Verletzungen, die bleiche Hautfarbe und all den Stress den die Ritterin so gut zu verbergen wusste.
Aber nicht vor der Frau, die ihren Körper bereits behandelt hatte noch bevor sie Brüste bekam.
Nachdem Lorainne wieder angezogen war und Jelena sich ein paar Notizen gemacht hatte saßen die beiden vor dem Feuer und hielten jede einen Becher heißen Apfelsaft in den Händen.
In ihrer gewohnt unverblümten Art fing Jelena an:
"Das Kind ist gesund. Es ist groß genug und lebhaft genug. Du bist relativ schmal im Becken, auch wenn du weibliche Hüften hast, also empfehle ich dir die Niederkunft sorgsam zu planen und das Kleine nicht in irgendeinem Konflikt zu bekommen. Du hast die Konstitution eines Pferdes, daher erwarte ich keine großen Schwierigkeiten... sofern du anfängst dich auch um dich selbst zu kümmern."
Sie nippte an ihrem Becher und fuhr dann etwas sanfter fort:
"Erzähl mir was geschehen ist, Lorainne. Deine Zofe sieht aus als ob sie in kurzer Zeit doppelt so alt geworden wäre, der Kender ist... gebrochen und du tauchst hier schwanger auf ohne das ich zu einer Hochzeit eingeladen worden wäre. Wo ist der Vater? Und wenn wir schonmal dabei sind: wo ist Vanion?"
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Offline Anders

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #55 am: 22. Okt 15, 09:17 »
Anders versuchte sich ein herzliches Lächeln ab zu ringen, aber das gelang ihr nur mäßig. Dennoch war sie froh Leonia zu sehen. Hieß das, dass Sasha nicht weit war? Die Nordhunde bewegten sich sonst nie ohne sie irgendwo hin. Wenn Sasha da war, waren die Nordhunde nicht weit.
Leonia wurde zum Küchendienst eingeteilt und Anders gesellte sich ungefragt dazu und half ihr wo sie konnte. Besser als einfach so rum zu stehen. Sophie hatte sie zurück gezogen um sich frisch zu machen und die Kenderin gönnte ihr diese Zeit.
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Mel

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #56 am: 22. Okt 15, 12:40 »
Jelenas gelegentliches Strinrunzeln verunsicherte sie, aber als sie ihr dann bestätigte, dass das Kind gesund sei, atmete sie erleichtert auf.
Es tat eben gut, die eigenen Vermutungen aus erfahrenerer Sicht bestätigt zu bekommen, zumal diese nicht auf Mutterinstinkten beruhten.

Da Jelena mit der Tür schon ins Haus gefallen war, tat Lorainne es ihr gleich:"Nun, Du kannst Dir sicher denken, dass ich dich genau deswegen aufsuche. Ich, also..." verlegen räusperte sie sich, bevor sie hochrot im Gesicht fortfuhr:"Vor Benjen lag ich noch bei keinem Mann, und... bei Savaric kann man davon ja wohl kaum sprechen, auch wenn das nur einmal geschehen ist." Ihre Stimme war brüchig und leise, doch sie schmunzelte, als sie ihr den Hergang mit Roquefort beschrieb und hinzufügte, dass er danach keinen weiteren Versuch mehr gestartet hatte, die Spuren, die er von diesem einen Mal davongetragen hatte, mussten ihm große Schmerzen bereitet haben.
"Und vermutlich hatte er Angst, dass ich ihm beim nächsten Mal die Eier abreiße und in sein stinkendes Maul stopfe."
SO verächtlich sie das sagte, so zärtlich fuhr sie fort, als sie von Benjen berichtete. Die Trauer war ihr anzumerken, und doch flossen keine Tränen.
"Erinnerst Du dich an damals, ich und William? Ich war sehr verliebt und habe mich mehr wie eine dumme Gans aufgeführt und ihn dann einfach.. vergessen."
Sie erinnerte sich daran, wie ihr jene Erinnerung geraubt wurde, und sie über Jahre hinweg verloren war, bis ihre Seele selbst gerettet werden musste, und sie sich wieder erinnern konnte. Ein Geschenk Lavinias, oder doch eher eine Prüfung.
"Ich habe ihn geliebt, aber hätte ich vor der Wahl gestanden, er oder La Follye, hätte ich mich immer gegen ihn entschieden. Bei Benjen war es nicht so. Für ihn hätte ich alles in den Wind geschossen, meine Verantwortung, meine Pflicht, meine Ideale. Er hat mich manchmal vergessen lassen wer und was ich bin und zugleich hat er mich in jedem Moment daran erinnert."
Lorainne starrte in die Flammen und klammerte sich an ihren Becher, als wäre er ein Anker.
"Wir wollten heiraten, er hat mir einen Antrag gemacht, noch bevor wir von dem Kind wussten. Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, wollte ich dieses Kind nicht. Wir haben uns gestritten, angeschrien, ich glaube, dass er kruz davor war mich zu schlagen, doch schließlich haben wir uns gefreut. Wir wären eine Familie gewesen, wenn er nicht..." Lorainnes Stimmer brach und sie starrte nahezu eine Ewigkeit in die Flammen.
"Ich vermisse ihn, ich habe manchmal das gefühl, als könnte ich nicht atmen, ich vermisse selbst die Streitereien." flüsterte sie leise und schaute Jelena an. Unendliche Verzweiflung schien aus ihrem Blick zu sprechen, doch auch etwas anderes. Eine Spur Hoffnung.
"Als ich hörte, dass er tot ist, konnte- wollte ich es nicht glauben. Erst als Sasha und Maugrim mir seine Überreste brachten, da musste ich es glauben. Und mein erster Gedanke war, ihm zu folgen, niemand hätte mich davon abhalten können. Doch da spürte ich den ersten richtigen Tritt. Vorher war es eher ein Flattern, wie der Flügelschlag von einem Schmetterling. Sanft, als wollte es nur sagen, dass es da ist. In diesem Moment war es anders. Es schmerzte. Ich krümmte mich zusammen, schrie und kauerte mich schließlich selbst wie ein Baby zusammen. Erst als ich wieder zu mir kam, wusste ich, dass ich es nicht aus Verzweiflung getan hatte und um mich meinen Schmerz hinzugeben, sondern mehr, um unser Kind zu schützen. Vor meiner Verzweiflung, vor der Welt, vor dem Schmerz, den ich zu überwinden hatte. Ich will nicht sagen, dass es gut funktioniert, aber Benjen ist für die Familie gestorben, für die La Follyes und für die Familie, die er und ich hätten haben sollen. Und alles wäre umsonst gewesen, wenn ich mich jetzt in ein Schwert stürzen oder Gift zu mir nehmen würde. Und er hat mir etwas so Kostbares hinterlassen. Und dieses Kind ist alles, was mir von ihm geblieben ist. Und ich weiss, dass ich dieses Kind allein schon um seines Vater willen lieben werde, aber ich brenne auch darauf, dieses Wesen kennenzulernen, um herauszufinden, was es von Benjen hat, und was von mir."

Lorainnes Blick war offen und sie lächelte. Dieses Kind hielt sie ihm Leben, mehr als es ihr Pflichtgefühl je gekonnt hätte und sie freute sich offensichtlich darauf.
"Und darum bin ich zu Dir gekommen- Ich habe nicht viel Erfahrung, und jetzt soll ich ein Kind gebären. Und ich habe schreckliche Angst, dass etwas schiefgeht und ich es nicht überleben werde. Darum bitte ich Dich: Würdest Du mein Kind auf die Welt holen und darauf achten, dass ich wenn möglich nicht sterbe?"
Lorainne musste trotz dieser Situation lächeln. Sie hatte Jelena schon anderes tun sehen, sie hegte keinerlei Zweifel daran, dass es für sie ein Leichtes sein würde, sie vor dem Tod, der so vielen Müttern im Kindsbett wiederfuhr, zu bewahren.

Offline Jelena

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #57 am: 22. Okt 15, 13:02 »
"Oh Lorainne..." murmelte Jelena mitfühlend und nahm sie einfach in den Arm.
Auch sie hatte schon Männer begraben müssen und sie konnte erahnen wie es ihr ergangen war. Sie hörte sich alles an und hielt sie nur fest.
Sie hatte Benjen nur flüchtig kennengelernt und konnte nicht als Freundin um ihn trauern aber als das, was er Lorainne bedeutet hatte, darum konnte sie trauern.
Das war es also was Sasha ihr nicht hatte erzählen wollen und auch das verstand sie nur zu gut.
"Natürlich kannst du bei mir bleiben. Du und Sophie und auch Anders, obwohl wir uns über sie noch einmal werden unterhalten müssen. Aber in La Follye wird es doch auch erfahrene Hebammen geben, oder? Warum hast du die lange Reise auf dich genommen? Hat es etwas mit dem neuen Wappen auf sich?"
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Mel

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #58 am: 22. Okt 15, 13:17 »
Jelenas Umarmung war angenehm und auch ihr Mitgefühl, doch dem wollte Lorainne sich nicht hingeben.
"Nun, natürlich trauere ich um ihn, aber ich möchte, ich muss mich auf das Kind konzentrieren und eines Tages werde ich an Benjens Grab gemeinsam mit unserem Kind um ihn weinen. Um den Ehemann, den ich nie hatte, und um den Vater, den unser Sohn, oder unsere Tochter nie hatte. Aber bis dahin wird viel Zeit vergehen, ich möchte dem Kind, und auch der kleinen Leah de Roquefort Engonien zeigen. Vielleicht auch Länder darüber hinaus, den eines Tages wird es La Follye erben und dann soll La Follye in neuem Glanz erblühen."
Es war eine leuchtende Vision, die sie vor Augen hatte. Ein Traum, der Wirklichkeit werden sollte.
"Und das Wappen.. nun, ich bin Mitglied des Lilienordens. -Ein Laviniaorden." fügte sie hinzu, als sie Jelenas verständnislosen Blick sah.
"Politische Verwicklungen, ich bin eingetreten, um auf La Follye den Frieden zu bewahren. Jetzt führe ich das Schwert in Lavinias Namen. Und dafür muss ich auf einige Privilegien verzichten. Zum Beispiel auf Eigentum. Ich kann dich für Deine Dienste also nicht entlohnen, doch ich kann mit anpacken, solange der Bauch es noch zulässt. Immerhin habe ich die Konstitution eines Pferdes."
Lorainne kicherte leise in ihren Becher.

Offline Jelena

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Re: In Jelenas Kontor, 265 n.J.
« Antwort #59 am: 22. Okt 15, 13:57 »
Von caldrischen Laviniaorden verstand Jelena zwar nichts, aber von Verpflichtungen und politischen Verwicklungen dafür umso mehr.
"Schwert in Lavinias Namen? So was geht? Machst du jetzt das, was Simon mit dem neuen Tiorsorden gemacht hat? Na, wie dem auch sei, Du bist mir herzlich willkommen und deine Brut ebenso, das Haus fühlt sich ja schon fast leer an ohne Kindergeschrei. Und keine Sorge, hier gibt es immer was zu tun wenn du etwas tun möchtest. Dann bleibt nur noch eine Frage übrig: wo steckt dein Knappe? Oder musstest du auf ihn auch verzichten?"
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