Der Städtebund von Tangara > Fanada

In Jelenas Kontor, 265 n.J.

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Anders:
Anders versuchte sich ein herzliches Lächeln ab zu ringen, aber das gelang ihr nur mäßig. Dennoch war sie froh Leonia zu sehen. Hieß das, dass Sasha nicht weit war? Die Nordhunde bewegten sich sonst nie ohne sie irgendwo hin. Wenn Sasha da war, waren die Nordhunde nicht weit.
Leonia wurde zum Küchendienst eingeteilt und Anders gesellte sich ungefragt dazu und half ihr wo sie konnte. Besser als einfach so rum zu stehen. Sophie hatte sie zurück gezogen um sich frisch zu machen und die Kenderin gönnte ihr diese Zeit.

Mel:
Jelenas gelegentliches Strinrunzeln verunsicherte sie, aber als sie ihr dann bestätigte, dass das Kind gesund sei, atmete sie erleichtert auf.
Es tat eben gut, die eigenen Vermutungen aus erfahrenerer Sicht bestätigt zu bekommen, zumal diese nicht auf Mutterinstinkten beruhten.

Da Jelena mit der Tür schon ins Haus gefallen war, tat Lorainne es ihr gleich:"Nun, Du kannst Dir sicher denken, dass ich dich genau deswegen aufsuche. Ich, also..." verlegen räusperte sie sich, bevor sie hochrot im Gesicht fortfuhr:"Vor Benjen lag ich noch bei keinem Mann, und... bei Savaric kann man davon ja wohl kaum sprechen, auch wenn das nur einmal geschehen ist." Ihre Stimme war brüchig und leise, doch sie schmunzelte, als sie ihr den Hergang mit Roquefort beschrieb und hinzufügte, dass er danach keinen weiteren Versuch mehr gestartet hatte, die Spuren, die er von diesem einen Mal davongetragen hatte, mussten ihm große Schmerzen bereitet haben.
"Und vermutlich hatte er Angst, dass ich ihm beim nächsten Mal die Eier abreiße und in sein stinkendes Maul stopfe."
SO verächtlich sie das sagte, so zärtlich fuhr sie fort, als sie von Benjen berichtete. Die Trauer war ihr anzumerken, und doch flossen keine Tränen.
"Erinnerst Du dich an damals, ich und William? Ich war sehr verliebt und habe mich mehr wie eine dumme Gans aufgeführt und ihn dann einfach.. vergessen."
Sie erinnerte sich daran, wie ihr jene Erinnerung geraubt wurde, und sie über Jahre hinweg verloren war, bis ihre Seele selbst gerettet werden musste, und sie sich wieder erinnern konnte. Ein Geschenk Lavinias, oder doch eher eine Prüfung.
"Ich habe ihn geliebt, aber hätte ich vor der Wahl gestanden, er oder La Follye, hätte ich mich immer gegen ihn entschieden. Bei Benjen war es nicht so. Für ihn hätte ich alles in den Wind geschossen, meine Verantwortung, meine Pflicht, meine Ideale. Er hat mich manchmal vergessen lassen wer und was ich bin und zugleich hat er mich in jedem Moment daran erinnert."
Lorainne starrte in die Flammen und klammerte sich an ihren Becher, als wäre er ein Anker.
"Wir wollten heiraten, er hat mir einen Antrag gemacht, noch bevor wir von dem Kind wussten. Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, wollte ich dieses Kind nicht. Wir haben uns gestritten, angeschrien, ich glaube, dass er kruz davor war mich zu schlagen, doch schließlich haben wir uns gefreut. Wir wären eine Familie gewesen, wenn er nicht..." Lorainnes Stimmer brach und sie starrte nahezu eine Ewigkeit in die Flammen.
"Ich vermisse ihn, ich habe manchmal das gefühl, als könnte ich nicht atmen, ich vermisse selbst die Streitereien." flüsterte sie leise und schaute Jelena an. Unendliche Verzweiflung schien aus ihrem Blick zu sprechen, doch auch etwas anderes. Eine Spur Hoffnung.
"Als ich hörte, dass er tot ist, konnte- wollte ich es nicht glauben. Erst als Sasha und Maugrim mir seine Überreste brachten, da musste ich es glauben. Und mein erster Gedanke war, ihm zu folgen, niemand hätte mich davon abhalten können. Doch da spürte ich den ersten richtigen Tritt. Vorher war es eher ein Flattern, wie der Flügelschlag von einem Schmetterling. Sanft, als wollte es nur sagen, dass es da ist. In diesem Moment war es anders. Es schmerzte. Ich krümmte mich zusammen, schrie und kauerte mich schließlich selbst wie ein Baby zusammen. Erst als ich wieder zu mir kam, wusste ich, dass ich es nicht aus Verzweiflung getan hatte und um mich meinen Schmerz hinzugeben, sondern mehr, um unser Kind zu schützen. Vor meiner Verzweiflung, vor der Welt, vor dem Schmerz, den ich zu überwinden hatte. Ich will nicht sagen, dass es gut funktioniert, aber Benjen ist für die Familie gestorben, für die La Follyes und für die Familie, die er und ich hätten haben sollen. Und alles wäre umsonst gewesen, wenn ich mich jetzt in ein Schwert stürzen oder Gift zu mir nehmen würde. Und er hat mir etwas so Kostbares hinterlassen. Und dieses Kind ist alles, was mir von ihm geblieben ist. Und ich weiss, dass ich dieses Kind allein schon um seines Vater willen lieben werde, aber ich brenne auch darauf, dieses Wesen kennenzulernen, um herauszufinden, was es von Benjen hat, und was von mir."

Lorainnes Blick war offen und sie lächelte. Dieses Kind hielt sie ihm Leben, mehr als es ihr Pflichtgefühl je gekonnt hätte und sie freute sich offensichtlich darauf.
"Und darum bin ich zu Dir gekommen- Ich habe nicht viel Erfahrung, und jetzt soll ich ein Kind gebären. Und ich habe schreckliche Angst, dass etwas schiefgeht und ich es nicht überleben werde. Darum bitte ich Dich: Würdest Du mein Kind auf die Welt holen und darauf achten, dass ich wenn möglich nicht sterbe?"
Lorainne musste trotz dieser Situation lächeln. Sie hatte Jelena schon anderes tun sehen, sie hegte keinerlei Zweifel daran, dass es für sie ein Leichtes sein würde, sie vor dem Tod, der so vielen Müttern im Kindsbett wiederfuhr, zu bewahren.

Jelena:
"Oh Lorainne..." murmelte Jelena mitfühlend und nahm sie einfach in den Arm.
Auch sie hatte schon Männer begraben müssen und sie konnte erahnen wie es ihr ergangen war. Sie hörte sich alles an und hielt sie nur fest.
Sie hatte Benjen nur flüchtig kennengelernt und konnte nicht als Freundin um ihn trauern aber als das, was er Lorainne bedeutet hatte, darum konnte sie trauern.
Das war es also was Sasha ihr nicht hatte erzählen wollen und auch das verstand sie nur zu gut.
"Natürlich kannst du bei mir bleiben. Du und Sophie und auch Anders, obwohl wir uns über sie noch einmal werden unterhalten müssen. Aber in La Follye wird es doch auch erfahrene Hebammen geben, oder? Warum hast du die lange Reise auf dich genommen? Hat es etwas mit dem neuen Wappen auf sich?"

Mel:
Jelenas Umarmung war angenehm und auch ihr Mitgefühl, doch dem wollte Lorainne sich nicht hingeben.
"Nun, natürlich trauere ich um ihn, aber ich möchte, ich muss mich auf das Kind konzentrieren und eines Tages werde ich an Benjens Grab gemeinsam mit unserem Kind um ihn weinen. Um den Ehemann, den ich nie hatte, und um den Vater, den unser Sohn, oder unsere Tochter nie hatte. Aber bis dahin wird viel Zeit vergehen, ich möchte dem Kind, und auch der kleinen Leah de Roquefort Engonien zeigen. Vielleicht auch Länder darüber hinaus, den eines Tages wird es La Follye erben und dann soll La Follye in neuem Glanz erblühen."
Es war eine leuchtende Vision, die sie vor Augen hatte. Ein Traum, der Wirklichkeit werden sollte.
"Und das Wappen.. nun, ich bin Mitglied des Lilienordens. -Ein Laviniaorden." fügte sie hinzu, als sie Jelenas verständnislosen Blick sah.
"Politische Verwicklungen, ich bin eingetreten, um auf La Follye den Frieden zu bewahren. Jetzt führe ich das Schwert in Lavinias Namen. Und dafür muss ich auf einige Privilegien verzichten. Zum Beispiel auf Eigentum. Ich kann dich für Deine Dienste also nicht entlohnen, doch ich kann mit anpacken, solange der Bauch es noch zulässt. Immerhin habe ich die Konstitution eines Pferdes."
Lorainne kicherte leise in ihren Becher.

Jelena:
Von caldrischen Laviniaorden verstand Jelena zwar nichts, aber von Verpflichtungen und politischen Verwicklungen dafür umso mehr.
"Schwert in Lavinias Namen? So was geht? Machst du jetzt das, was Simon mit dem neuen Tiorsorden gemacht hat? Na, wie dem auch sei, Du bist mir herzlich willkommen und deine Brut ebenso, das Haus fühlt sich ja schon fast leer an ohne Kindergeschrei. Und keine Sorge, hier gibt es immer was zu tun wenn du etwas tun möchtest. Dann bleibt nur noch eine Frage übrig: wo steckt dein Knappe? Oder musstest du auf ihn auch verzichten?"

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