Immer langsamer wurden Ysanders Schritte, als er die letzten Treppenstufen nahm und in den Gang eintrat, an dem auch die Zimmer lagen, die Balerian mit seiner Familie bewohnte. Am Morgen nach der verlorenen Schlacht war er noch vor Sonnenaufgang aufgestanden und hatte sich auf den Weg nach Süden gemacht. Er hatte sein Pferd zwar nicht zu Schanden geritten, aber doch an die Grenzen seiner Belastbarkeit getrieben und er würde es noch einmal tun müssen, um möglichst bald Eljasfried zu erreichen, sein Heimatkloster am Fuße des Himmelsgebirges, wo er dem armen Tier dann endlich Erholung gönnen konnte. Doch zuvor musste er diesen harten Weg gehen, diese Aufgabe bewältigen, vor der ihm mehr graute, als davor, möglicherweise in einem seiner Kämpfe zu fallen. Er musste Balerians Frau Rebekka gegenübertreten und ihr erklären, was ihrem Mann geschehen war. Musste ihr etwas erklären, was er selber noch nicht so ganz verstand und eigentlich auch nicht ganz verstehen wollte. Das Balerian nicht mehr unter ihnen weilte, auch wenn sein Körper noch lebte. Dass jemand - etwas - anderes nun in seinem Körper steckte und nicht klar war, ob Balerian je zurückkehren würde.
Seit den Ereignissen im Wald von Arden, der Zerstörung des Seelensplitter des Lichs, die er gemeinsam mit Balerian und Stella bewerkstelligt hatte, war der junge Magier immer einer seiner engsten Freunde gewesen. Er liebte ihn wie einen Bruder und seine Frau und die beiden Kinder, die die zwei miteinander hatten, waren ihm fast ebenso ans Herz gewachsen. Das Wissen, dass das, was er Rebekka gleich zu sagen hatte, die funkelnde Lebensfreude in ihren Augen zum verlöschen bringen würde, die ihn immer so amüsiert hatte, und tiefer Qual platz machen würde, zerriss ihn fast, als er vor der Tür von Balerians Familie anhielt.
Langsam hob er die Hand und klopfte.