Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Räumlichkeiten von Balerians Familie, kurz nach den Ereignissen in Feuerklinge

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Vanni:
Es war als irrte sie durch einen Sturm, um sie herum tobte die Luft so dass sie nicht mehr atmen konnte. Sie versuchte etwas zu erkennen.. einen Fixpunkt, irgendetwas an dem sie sich orientieren konnte.
Aber da war nichts. Nur dieser rasende Schmerz, der aus ihrem Inneren strömte und alles umhüllte. Und je mehr Schmerz um sie war, desto weniger war in ihr.
In ihr war.. der Mittelpunkt des Sturms. Ruhe. Kein Frieden, aber Ruhe.

Da war Stoff an ihrer Wange. Und unter ihren Fingern. Sie hatte eben noch etwas in der Hand gehabt. Was war es gewesen?
Das Holzpferd.
Sam! Miriam!
Sie waren dort draussen im Sturm und der Sturm würde sie verletzen.
Rebekka riss die Augen auf, schlagartig wurde ihr bewusst wie heiß es im Raum war.
Ihre Lippen waren spröde und rissig und die Haut ihres Gesichts spannte wie bei einem beginnenden Sonnenbrand.
Oh verdammt.
Hör auf! Hör auf du dummes Gör bevor es zu spät ist!
Sie stützte sich von Ysanders Brust ab und ihr Blick suchte hastig den Raum ab bis ihr Blick an dem alten Bücherschrank hängen blieb, den Balerian vor seiner Abreise weitestgehend ausgeräumt hatte um die im Laufe der Zeit gesammelten Aufzeichnungen und Reiseberichte endlich einmal zu ordnen.
Zischend ging der Schrank in Flammen auf.
Im gleichen Moment sank die Lufttemperatur rapide ab.
Rebekka schwankte leicht und lehnte ihren Kopf wieder an Ysander.
Tränen hatte sie keine mehr übrig und aufrecht stehen konnte sie auch kaum noch.

Charisturcear:
Für einen kurzen Augenblick hielt Ysander Rebekka noch einmal fest, dann löste er langsam ihre Arme von seinem Körper, führte sie zu einer Bank und ließ sie darauf nieder sinken. Mit wenigen schnellen Schritten war er bei dem brennenden Regal und riss hastig alles, was noch Feuer fangen konnte, bei Seite, bevor er lossprintete und kurze Zeit später mit einem großen Eimer Wasser zurückkehrte. Der kalte Schwall löschte auf einen Schlag fast alle Flammen, die sich in dem harten, robusten Holz noch nicht richtig hatten festsetzen können, ein zweiter Eimer wenige Augenblicke später erledigte den Rest. Dass er dabei seine Robe durchnässte störte ihn wenig, tatsächlich war das Wasser angenehm kühl auf seiner Haut, die sich an den Händen bereits mit einer zarten Röte überzog.
Nachdem er sicher war, dass keine Flammen mehr übrig waren, ging er in die Küche, wo er nach kurzem Suchen mit einem Rest Wasser in einem kleinen Kessel begann, einen starken und beruhigenden Tee zu kochen. Er wusste, Rebekka brauchte jetzt erst mal einen Augenblick um sich zu sammeln. Vielleicht würde ihr dieses Bisschen Normalität helfen, wieder etwas zur Ruhe zu kommen. Das Chaos im Hauptraum würde er später beseitigen, wenn sie sich zu den Kindern gelegt hatte und schlief, so sie überhaupt schlafen konnte. Doch vorher würde er berichten.

Vanni:
Rebekka saß auf der Bank und starrte auf ihre Hände, sie wiegte sich leicht vor und zurück, eine stetige und irgendwie seltsam beruhigende Bewegung.
Ysander hatte den Schrank gelöscht. Gut.
Wiegen. Vor und zurück.
Der Duft des Tees zog langsam zu ihr rüber.
Vor. Zurück.
Er stellte den heißen Becher behutsam vor ihr ab und sie hob schwerfällig den Blick.
"Was ist passiert?"

Charisturcear:
"Viel, Rebekka." Ysander räusperte sich, während er sich ihr gegenüber nieder ließ. "So viel, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll. Was du hören möchtest, was dir egal ist, was erzählt werden muss... Vielleicht sollte ich einfach ganz von vorne erzählen."
Und Ysander erzählte. Davon, wie sie einer Reihe von Informanten gefolgt waren, um Inquisitionsanhänger aufzuspüren. Wie Svenja gebrandmarkt worden war. Wie sie fast Stella und Kydora verloren hatten. Vom Auftauchen der Untoten, dem Schrein, der Wesenheit hinter dem Schleier und der verschwundenen Statuette. Davon, wie sie den Streitkolben bekommen hatten, herausfanden was er tat und beschlossen, ihn zu versiegeln. Wie sie sich der Fußsoldaten der Inquisition erwehrt hatten, wie sie den Schrein wieder versiegelt und den Streitkolben eingesperrt hatten. Wie sie sich zur letzten Verteidigung gegen die Männer und Frauen unter Inquisitor Kelos aufgestellt hatten. Und wie man sie aufgerieben hatte, geschwächt vom Versiegeln von Schrein und Kiste. Wie Balerian gefallen war...
Inzwischen war es tiefste Nacht und Ysander hatte bereits ein zweites Mal etwas zu trinken bereitet. Und trotzdem hörte er nicht auf zu erzählen. Wie Sasha versucht hatte, Balerian zu retten, seine Wunden auf sich genommen hatte. Wie er wieder aufgestanden war, nur um erneut niedergemacht zu werden. Was er Sasha gesagt hatte, als sein Geist seinen Körper verließ. Und dann das schlimmste von allem: von Eolan. Dem Ding. Was jetzt in Balerians Körper steckte. Dem Ding, das der Grund war, warum er sein Pferd an die Grenzen trieb, um sein Heimatkloster aufzusuchen und trotzdem rechtzeitig zum Fest der Grenzen in Engonia zu sein. Weil er Einblick in etwas nehmen musste. Weil er wissen musste, was Eolan war. Weil er Balerian zurück haben wollte.

Vanni:
Und sie hörte zu.
Irgendwann weinte sie wieder, leise und beiläufig, während sich Ysanders Geschichte immer weiter vor ihr entfaltete. Es war beinahe unwirklich dass sie nur Balerian verloren hatten. Erinnerungen zogen an ihr vorbei.. Balerians Freunde.. ihre Freunde. Immer so stark, so unermüdlich.
Sie hatte gewusst was ihm das Rudel bedeutete. Dass er sich immer dafür entschieden hätte sich noch mit dem letzten Atemzug schützend vor einen von ihnen zu werfen.
Sie hatte auch gewusst dass er Alpträume hatte, dass ihn seit seinem Aufenthalt in der alten Drachenwelt etwas beschäftigte. Er hatte gesagt, er würde einen Weg finden diese Bilder loszuwerden und sie hatte ihm vertraut.
Und nun? Nun steckte irgendetwas in seinem Körper? Und er war weg? Oder nicht?
Ysander schien durchaus zu glauben, Balerian könne zurückkehren. Oder wollte es unbedingt glauben.
Sie wollte es glauben. Mehr als alles andere wollte sie glauben, dass sie ihn wiederfinden konnten, ihn in seinen Körper zurückholen. Aber noch konnte sie das nicht.. nicht heute Nacht, hier in ihrer Wohnung mit einem nur noch lauwarmen Teebecher in den Händen, wo all das was Ysander über dieses... Ding.. sagte so surreal klang. So absurd.
Sie war so müde, ihre Gedanken schleppten sich nur noch im Kreis. Sie musste sich hinlegen.
Einfach nur ins Bett legen und die beiden kleinen Körper bei sich spüren. Ihre Wärme genießen, ihrem Atem lauschen.
Nein. Da war noch etwas.. "Ysander.. ich.. will dieses Ding nicht sehen. Ich will es nicht in der Nähe meiner Kinder haben". Sie stand auf und wandte sich gen Schlafzimmer. Dann schoss ihr ein weiterer Gedanke durch den Kopf und sie setzte noch hinzu "Ich komme nicht zum Fest der Grenzen. Mira braucht Hilfe in der Taverne".

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