Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Schattenwall-Akademie
Der Tag nach den Ereignissen in Travien, Frühling 266 n.J.
Drakonia Noximera:
Die Elfe nickte und musterte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Der Magister mochte bei den anderen Schülern nicht beliebt sein, aber ihr entgegen verhielt er sich immer als wäre er selbst auch ein Elf und das war genug für sie um ihn zu respektieren.
''Einverstanden'', sagte sie und gab ihm den Stab. Sie nahm von ihm das Buch mit unsicheren Händen und sah es etwa ängstlich an. gartholos hatte ja auch ein Buch bekommen, aber letztendlich hatte Flammart gesagt, dieses sei ungefährlich.
''Ich glaube, ich werde nicht zu lange Zeit hier verbringen, ich wollte lediglich meine Gedanken klar machen, Informationen sammeln und etwas lernen, um mich vorzubereiten. Wissen Sie schon was in Tiefensee passiert ist?... Ich nehme an, Magistra Lyra hat schon zu Ihnen berichtet. Aber mein Ziel ist nun, den Nekromant, der sich Atos genannt hat, zu finden und irgendwie zu zerstören. Wie das sich machen lässt, weiß ich nicht, deshalb werde ich alles nötiges lernen um herauszufinden. Wenn Sie mir unterrichten würden, wäre ich sehr dankbar.''
Noxius Armatura:
Ich hörte von dem Nekromanten.
Und bei dem was ich gehört und gesehen habe ist er kein Ziel für eine einzelne Schülerin. Ich habe einst den Fehler gemacht und einen Feind überschätzt. Dies habe ich beinahe mit meim Leben bezahlt. Und weil ich mich stets auf meine Magie verlassen habe, habe ich meine eigenen Kräfte überschätzt, als ich mich einigen Orks im Kampf stellte und dabei meinen Körper verlor.
Ich werde nicht zulassen, dass Schüler unserer Akademie den gleichen Fehler machen wie ich.
Mache nicht den gleichen Fehler wie ich. Stürze dich nicht unvorbereitet und ohne verbündete in den Kampf. Versuche die Schwachstellen deines Gegners heraus zu finden und nutze diese.
Drakonia Noximera:
''Genau um Ihr Fehler zu vermeiden bin ich zuerst zu der Akademie gekommen, statt Atos nachzufolgen, sofort nachdem Lyra eingeschlafen war. Wie gefährlich die Nekromantie sein kann, ist mir bekannt und zwar viel besser als es anderen ist... Letztendlich habe ich einmal bei einem Lehrmeister gelernt, der genau das unterrichtete. Wenn ich etwas überhaupt gelernt habe von den letzten Tagen - keine blinde Aktionen gegen etwas, was mächtiger ist als man selbst.
Ich verstehe gut was Sie mir sagen und Ihren Ratschlag werde ich folgen. Unvorbereitet werde ich nicht die Jagd übernehmen. Aber ich bitte Sie nicht um Erlaubnis, diese Jadg überhaupt zu unternehmen, weil ich mich schon dafür entschieden habe.''
Sie machte eine Pause und schaute nach dem Boden. Sie hatte sich entschlossen, dass sie Dämonenjägerin sein wird nach dem Exorzismus in Tangara und es war ihr gut bewusst, dass es nicht die ungefährlichste Beschäftigung für einen Magier war. Aber sie war sicher, dass es genau das war, was sie wollte. Sie war lange genug die Beute und das Opfer gewesen, sie würde die Jägerin werden.
''Magister, ich weiß, dass ich noch keine Dämonjägerin bin, aber eines Tages werde ich das sein. Und irgendwie und irgendwann soll man ja anfangen, oder? Ja, ich bin noch Schülerin. Ich bin weder so mächtig noch so erfahren wie Sie oder Magistra Lyra oder Magister Kadegar, aber eines Tages werde ich auch eine von den Dämonenjägern der Schattenwall sein. Aber um gut zu sein soll man lernen und durch Erfahrung lernen ist die beste Variante. Ich würde gerne mein ganzes Leben in der Bibliothek verbringen, aber leider kann man keinen Dämon töten, indem man ihn mit Büchern so lange auf dem Kopf schlägt, dass er stirbt.
Wenn meine Frage nicht zu frech ist - und wenn sie das ist, dann bitte ich um Entschuldigung - würden Sie mir erzählen wie Sie zu einem Dämonenjäger geworden sind und ob Sie schon Nekromanten - Todes- oder Blutelementaristen - schon bekämpft haben?''
Noxius Armatura:
Die Frage sei dir gestattet und ja, ich habe schon so ziemlich alles bekämpft was es zu bekämpfen gibt. Setz dich. Die Geschichte, wie ich zum Dämonenjäger wurde kann ein wenig dauern.
Der Magister wies Drakonia, sich auf die eine von den beiden Schülerbänken zu setzen, stellte den Stab von Drakonia in einen der verschließbaren Schränke auf der Seite mit seinen Reagenzien, lehnte sich an den anderen Schülerpult und begann zu erzählen.
Ich habe eine Lehre bei einem Transmutationsmeister gemacht, der viele Reisen unternahm. Dort wurde mir schon häufig vor Augen geführt, dass die Straßen mehr gefahren bergen als nur Räuber und Tiere. Nachdem ich selbst meinen Meister überlebt hatte und nun auf der Suche nach einer geeigneten Akademie war, die für diese Art der Magie eine Verwendung suchte, traf ich auf einem Konvent hochrangiger Magier, welches dem Konvent des Konzils zur Erforschung astraler Phänomene nicht unähnlich war, den Gründer und Leiter unserer Akademie Snorgad von Schattenwall.
Der Zufall kam mir zuhilfe, dass er seine Akademie im Schattenwallgebirge auf Montralur gegründet hatte und nach jungen, ambitionierten Meistern ihres fachs suchte, um seine Akademie mit geeignetem Lehrpersonal zu füllen. Er erkannte, dass meine Transmutationsformeln und meine Zirkel für die Anwendung gegen vielerlei Gezücht anderer Sphären nützlich sein konnte, da es mit der Transmutationsalchemie möglich war unter anderem auch Gegenstände, Foki und Waffen aus ungewöhnlichem Material zu schaffen oder diese in einer außerordentlichen Reinheit zu bekommen.
Darüber hinaus boten die Transmutationskreise eine gute Möglichkeit verschiedene Zauberschulen miteinander zu verknüpfen, um den bestmöglichen Effekt beim Ritualisieren zu erhalten. Viele meiner Techniken gingen in den Akademiealltag der Ritualisten ein. Jahre habe ich Ritualkunde und Alchemie gelehrt und habe nebenbei eine ausführliche Kampfausbildung an der Akademie genossen, da sich einige Feinde finden, die mit Magie gar nicht zu töten sind, oder die einem einfachen Magieanwender zu schnell zu Leibe rücken können, wenn dieser sich nicht zu verteidigen weiß.
Als ich mich in der Anwendung der Magie und im Kampf sicher genug fühlte um in den aktiven Dienst als Dämonenjäger zu treten, war ich bereits über vierzig Götterläufe alt. Ein Alter, was für einen Elfen nur einen Wimpernschlag bedeutet, für einen Menschen aber viel Zeit seines Lebens kostet. In dieser Hinsicht neide ich euch Spitzohren euer langes, ja beinahe unendliches Leben.
Man konnte bei dem letzten Satz die Missgunst des Magisters unmissverständlich wahrnehmen, dass die Götter die Elfen mit so einem langen Leben gesegnet hatten, wohingegen die Menschen ein vergleichsweise kurzes leben hatten und eher von Krankheiten heimgesucht wurden.
Wie dem auch sei...
Mit Nekromantie und Blutmagie habe ich bereits einige Erfahrung sammeln können. "Kenne deinen Feind" heißt es an der Akademie nicht ohne Grund. Es wäre auch dämlich einem Dämonenjäger nicht beizubringen, wie er eine Dämonenbeschwörung oder die Wiedererweckung eines Untoten erkennt. Sonst wäre er nicht in der Lage entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, sobald er die Anzeichen für eine derartige Magie wahrnimmt. Wobei die Definition eines "Dämons" an der Schattenwall nicht bei den Niederhöllen aufhört. Grundsätzlich jagen wir alle Wesenheiten anderer Sphären, die negativ auf das Gleichgewicht der Sphären einwirken. Es gibt auch dunkle Feen, die man mit Eisen und Salz in die Flucht schlagen muss, als auch beschworene, wilde Elementare, die ganze Landstriche verwüsten. Da die Sphäre der Totengeister nun einmal auch zu unseren häufigen Feinden gehört, ist eine Schülerin, die sich auf dem Gebiet der Nekromantie auskennt sicher eine wirkungsvolle Waffe gegen einen Nekromanten, wenn sie weiß, wie sie dessen Praktiken stören und unterbrechen kann.
Drakonia Noximera:
Drakonia hörte geduldig zu, obwohl sie ihm an mehreren Stellen mit Fragen und Kommentare unterbrechen wollte. Irgendwie aber wusste sie, dass es dummer ist, Magister Flammbart zu nerven, als die Inquisition freiwillig in den Wald zu folgen. Sie wartete einige Momente, bis sie sicher war, dass er alles gesagt hatte, was er vorgehabt hatte zu sagen, bevor sie anfing zu sprechen.
''Haben Sie lange gebraucht um alles zu lernen, was man braucht um mit dem Jägen anzufangen? Und was für Feinde haben Sie schön bekämpft? Wo haben Sie diese gefunden? Wan haben Sie angefangen, hier zu unterrichten? Ist der Rektor auch selbst ein Dämonjäger?...''
Sie wusste, dass ihr unverstecktes Neugier zu kindisch war und mit Frechheit grenzte, wollte aber so viele Fragen stellen. Hätte sie keine Angst vor dem Magister gehabt, hätte sie ihn schon vor langem mit hunderte Fragen genervt. Jetzt scheinte er, in der Laune zu sein um zu sprechen, aber sie wollte nicht, dass er plötzlich ärgerlich wird. Mit Geistern erschreckte man die Kinder nicht ohne guten Grund.
''Tut mir leid, dass ich mich so kindisch verhalte... Übrigens, wir leben nicht unendlich. Für Menschen aber scheinen 5000 Jahre eine Ewigkeit zu sein. Allerdings leben - eher überleben - wir vardarische Mondelfen selten mehr als 800 und zwar wenn wir Glück haben. Mein Großvater starb mit 784, er spielte zu viel mit Magie...
Aber nun kurz zur Sache. Was mein vorheriges Studium betrifft, ich habe gar nicht genug gelernt um alles zu wissen was Atos unternehmen kann. Mag sein, dass ich mehr über Nekromantie weiß als die meisten, die ich getroffen habe, aber letztendlich war ich eine Schülerin und er ist ein ziemlich erfahrener Meister. Aber was er mit dem Blut, das er von uns genommen hat nun unternehmen kann, ist mir bekannt, und es ist nicht schön.
Sehen Sie, Nekromantie ist nicht die Magie des Todes, obwohl viele das behaupten. Nekromantie ist die Art von Magie, die ermöglicht, die Einheit zwischen Körper und Seele zu zerreissen und diese für verschiedene Zwecke zu nutzen. Verschiedene Bereiche dieser Magie beschäftigen sich mit verschiedenen Dingen. Während Totenbeschwörer - die werden von den meisten Lich, manchmal auch Equilibrii genannt - Armeen von toten Körper aufheben und gegen ihre Feinde schicken können, sind Blutmagier der Macht, Lebendigen zu kontrollieren. Und viele arkane Heiler begehen unbewusst Nekromantie.
Normalerweise aber schließen sich beide Bereiche gegenseitig aus. Was heißt, ein Magier, der das eine beherrscht, kann mit dem anderen gar nichts anfangen und umgekehrt. Es gibt aber tatsächlich sehr selten Magier, die sich in den beiden Bereichen auskennen und beide Magierichtungen beherrschen. Ich habe Angst, dass Atos von denen ist. Wenn es so ist, dann werden wir Probleme haben. Er hat ein paar Tropfen von dem Blut von allen, die er geheilt hat, gesammelt. Wenn er dieses zu benutzen weißt, dann kann er so erledigen, dass wir ihm gehören. Willenlos, mit aller unser Kraft - und wir sind Magier und Krieger. Er hat keine zufällige Opfer genommen, sondern wusste ganz genau was er tut.''
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