Autor Thema: Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias  (Gelesen 5663 mal)

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Offline Vanion

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Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias
« am: 10. Mai 16, 11:03 »
Unentschlossen stand Vanion unter dem Torbogen, der nach Engonia hineinführte. Er wusste nicht so Recht, wohin. Was nun wirklich nichts Neues ist, dachte er lakonisch. Also ließ er seinen Füßen einfach freien Lauf. Seine Beine führten ihn in den nächsten Stunden durch die Gassen und Straßen Engonias, und so manche Ecke erkannte er wieder. Andere Ecken wiederum erschienen ihm völlig neu, und wahrscheinlich waren sie das auch - im Bürgerkrieg hatte die Stadt anders gewirkt. Dunkler, bedrohlicher, gefährlicher. Jetzt, wo das Fest der Grenzen stattgefunden hatte, quoll die Stadt jedoch vor Besuchern über. Von weit und fern war einfaches Volk, große Ritter und kleinere Glücksritter angekommen, um fünf Jahre des Friedens und der Freundschaft zu feiern.

Dass es mit der Freundschaft nicht so weit her war, war Vanion spätestens dann klargeworden, als Damian ihm von dem geschäftigen Treiben in Voranenburg und Ahrnburg erzählt hatte. Aber dennoch: hier, in Engonia, kam grade Caldrien, Tangara, Silvanaja und Andarra zusammen, wenn auch die Caldrier und Tangarer deutlich in der Überzahl waren. An und für sich ein schönes Gefühl.

Als er die Stadt wieder verließ, war es bereits später Nachmittag, und sein Beutel war um einige Kupferstücke erleichtert. Dafür trug er nun ein neues Wams und hatte eine schöne Flasche arzischen Roten im Gepäck. Nachdem er sein Lager aufgesucht hatte und sich ein wenig frisch gemacht hatte, schritt er, fröhlich pfeifend, in Richtung des Tavernenzeltes aus. Die Feierlichkeiten mochten vorbei sein, aber vielleicht war Kia noch dort, und sie hätte bestimmt noch einen Krug Bier übrig für ihn.

Neugierig sah er sich unterwegs um, und da bemerkte er drei Männer in schwarz. Sie unterhielten sich grade mit einem der Grenzwächter, doch als sie Vanion sahen, beendeten sie ihr Gespräch und schritten direkt auf ihn zu.
« Letzte Änderung: 10. Mai 16, 11:34 von Vanion »
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Offline Simon de Bourvis

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Re: Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias
« Antwort #1 am: 12. Mai 16, 20:36 »
Die Kerle lassen die Schultern kreisen, man kann ihnen deutlich ansehen, dass sie Ärger suchen.
Sie bewegen sich im Halbkreis auf Vanion zu.

"Aah, le parjure! Für solche wie Dich ist kein Platz in Caldrien."

Alle drei spucken aus, aber dabei wird es wohl nicht bleiben.
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Offline Vanion

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Re: Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias
« Antwort #2 am: 12. Mai 16, 20:42 »
Erst wollte Vanion abwiegeln. Doch dann packte ihn sein Stolz.
Ich habe geblutet, als wir diese Stadt eingenommen haben!
Die letzten Tage war er oft genug angespuckt worden von caldrischen Männern, und der Festfrieden war vorbei. Isabeau Lionceur hatte es sehr treffend formuliert: wer ihn anspuckte, musste mit den Konsequenzen leben.

"Parjure, dite-vous? Je suis Vanion de Roquefort. Et vous? Chien, chat, souris?"
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Offline Simon de Bourvis

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Re: Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias
« Antwort #3 am: 12. Mai 16, 20:55 »
Erwartungsgemäss bringt das das Fass zum Überlaufen.
Die Männer zu seiner Linken und Rechten wollen ihn an den Armen packen, um ihrem Freund Gelegenheit für ein paar wohlgezielte Hiebe zu geben.

"De Roquefort? Un Parjure et un menteur!"
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Offline Vanion

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Re: Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias
« Antwort #4 am: 12. Mai 16, 21:03 »
Rasch überblickte Vanion die Situation. Dann machte er einen raschen Schritt dem Linken entgegen und holte mit der Faust aus - und dann waren die anderen beiden bei ihm.
« Letzte Änderung: 12. Mai 16, 21:57 von Vanion »
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Offline Simon de Bourvis

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Re: Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias
« Antwort #5 am: 12. Mai 16, 21:36 »
Die beiden haben ihre Positionen gut gewählt. Es entsteht ein Handgemenge auf engstem Raum, bei dem keiner die Gelegenheit für einen richtigen Schlag hat.

Aber die beiden zerren Vanion weiter von den Zelten Weg ... und von möglichen Zeugen.

Der dritte im Bunde braucht eine ganze Weile, um zu sich zu kommen, schliesslich ist er weit genug bei sich, um ihnen zu folgen.

Vanion bemerkt ihn erst, als der Kerl ihm einen dicken Ast über den Schädel zieht und ihn danach in Vanions Bauch rammt.

Abrupt lassen die Spiessgesellen los und Vanion sackt zu Boden.

Durch Übelkeit und Benommenheit kann er ein hitziges Wortgefecht zwischen den dreien vernehmen.

"... jamais est noble!"
"...peutetre un menteur, mais..."
"..assassinat reste assassinat!"
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Offline Vanion

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Re: Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias
« Antwort #6 am: 12. Mai 16, 22:02 »
"Je ne suis pas un menteur." Vanion schmeckt Blut, als er diesen Satz flüstert. Benommen versucht er, den Kopf zu heben, aber Schwindel und Schmerz zwingen ihn dazu, liegenzubleiben. Assassinat reste assassinat! Mord ist Mord! Plötzlich wird Vanion klar, dass das hier keine einfache Schlägerei ist, die er verloren hat. Die Männer denken darüber nach, ihn umzubringen. Mit zitternden Händen fummelt er an der Gürteltasche herum, doch die Schwärze am Rande seines Gesichtsfeld lässt sich nur schwer beiseite drücken. Halb zieht er einen kleinen grünen Wimpel mit einer weißen Distel hervor, dann umfängt ihn Dunkelheit.
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Offline Jeremias

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Re: Frühsommer 266 n.J., vor den Toren Engonias
« Antwort #7 am: 19. Mai 16, 14:34 »
Damian schaute auf die Sonne. "Verdammt, wo bleibt er nur?" Er hatte nicht geplant, noch einen weiteren Tag hierzubleiben. Gerade das gestrige Gespräch erforderte eine schleunige Abreise gen Voranenburg.

"Lothar, wir bleiben noch bis morgen früh. Wenn Vanion dann noch nicht wieder da ist, reise ich schonmal vor und du kommst mit ihm nach."

Beide Männer schritten langsam zu der Herberge, die Damian für sich und seine Begleiter gebucht hatte.