Vanion zügelte sein unruhiges Pferd. Er war auf dem besten Wege, Damian und Lothar einzuholen - die beiden konnten nur noch einen, vielleicht zwei Tage vor ihm sein. Ein heftiges Unwetter hatte seine Reise verzögert, aber die letzten Tage hatte er zügig reisen können, den festen Straßen sei Dank.
Doch das, was hier grade geschah, war nicht natürlich. Hier waren keine Kinder im Wald, die spielten, und so kalt war der Wind bisher auch nicht gewesen. Kalt lief es ihm den Rücken herunter, und jäh durchzuckte ihn die Erinnerung an dieses kleine, geisterhafte Mädchen, das ihn besucht hatte. Noch stand die Sonne am Himmel, doch Vanion ahnte, was geschehen würde, wenn sie unterging. Innerlich verfluchte er Merle, und wo er grade dabei war, schickte noch eine deftige Verwünschung über Mina mit.
Sie gehören beide an eine Akademie. Ordentlicher Unterricht, das ist es, was sie brauchen. Vor allem Merle. Sie ist wahnsinnig, und ihre Fähigkeiten sind dennoch erschreckend.
Endlich stieg er ab. Seine Lagerstatt war schnell geschaffen, ein paar Äste mit dichten Blättern, über die er seine Pferdedecke schlug, und ein kleiner Steinkreis, in dem schon bald ein kleines Feuer prasselte. Ordentlich legte er seine Sachen zusammen, um rasch aufbrechen zu können. Das Kinderlachen und den Wind sperrte er angespannt aus, doch die Anspannung war ihm anzusehen. Nervös glitten seine Hände immer wieder über die beiden bunten Bänder, die von seinem Schwert baumelten: ein in allen Farben gesponnenes Band - und eines, das nur aus einer gelben und einer blauen Bahn bestand.
Als die Sonne ihre letzten Strahlen über die Baumwipfel warf, glitt seine Hand zu seinem Gürtel. Dort hing ein weißes Tuch, und seine Finger huschten über die dünne Stickerei hinweg, die auf dem Tuch zu sehen war. Er seufzte. Warum ich?