Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Irgendwo in Lupien, Sommer 266 n.J.
Sandra:
Es war die erste Nacht in sicheren Gefilden - zumindest sicherer als die letzten Nächte auf der Flucht vor den fast 400 Männern des Barons von Eppstein, die sie teilweise in den Feldern oder im Wald verbracht hatten. Gegen diese Übermacht konnten sie mit den paar Leuten nichts ausrichten, aber das Ziel, weshalb sie dort waren, hatten sie erfüllt. Die beiden Artefakte hatten sich gegenseitig vernichtet und auch die Anker des geschändeten Schreins waren zerstört worden, auch wenn sie keine Möglichkeit mehr gehabt hatten, den Schrein noch zu reinigen.
Dafür hatten alle aus dem Dorf, die ihnen folgen wollten mit sich genommen und die junge Magierin hoffte, dass sie ein neues Zuhause finden würden.
Als Stella aufwachte, war das Lager noch ruhig - die Reisen mit Kadegar endeten irgendwie häufig darin, dass dieser sich früh zu Bett begab und dann die gesamte Gruppe recht bald folgte. Sie wäre ja durchaus noch in die Taverne gegangen oder hätte sich gerne mit Zylo, dem Akademieleiter aus Amonlonde noch fachlich unterhalten, aber sie wollte ihn auch nicht am Abend stören, wenn er nicht mehr arbeiten wollte.
Also war sie ebenfalls zu Bett gegangen und nun dementsprechend früh wach. Schnell zog sie sich ihre Tuniken über den Kopf, die Ketten hinterher und packte ihre Sachen zusammen.
Mit Rucksack, Fell, Umhang und Gürteln in der Hand balancierte sie anschließend aus dem Zelt, goss sich Wasser in den Krug, hängte die Gürtel mitsamt Schwertgurt über die Stuhllehne und machte es sich mit einem Buch über Elemente gemütlich. Bald würden sich die Wege der Gruppe wieder trennen.
Yorik:
Einige Augenblicke, nachdem Stella es sich mit dem Buch gemütlich gemacht hatte, wurde die Plane, die das gegenüberliegende Zelt verhüllte, vorsichtig zur Seite geschoben und Daroir steckte seine leicht grünlich schimmernde Nase an die frische Luft. Erst schnupperte er skeptisch, dann entschloss er sich jedoch, dass es sicher genug war. Sorgsam darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, krabbelte er aus dem Eingang, richtete sich auf und tapste zur Feuerstelle, in der glücklicherweise noch keine Flamme loderte. Sein Blick wanderte dabei aus dem Lager hinaus, über die Bäume am Waldrand, die sich sachte im morgendlichen Wind wiegten. Die Stille, die über allem lag, ließ das ganze Bild sanft und friedlich wirken, doch der Mann mit den zwei Seelen wusste, dass der Schein trügte. Friedlich und gefährlich. Sicher und bedroht. Zwei Seiten einer Sache - so wie ich... Als er neben Stella angekommen war, ließ er sich auf den Boden nieder, doch anstatt sie anzusprechen, schaute er einfach schweigend vor sich hin und genoss die Stille. Eine gute halbe Stunde lang saßen sie einfach nur so da, dann wanderte sein Blick erneut zum Wald. Daroir runzelte konzentriert die Stirn, während es dahinter zu arbeiten schien. "Krank", murmelte er leise, "immer noch krank. Wir gehen, die Verdrehtheit bleibt..." Zwar war es nach dem Zerstören der Artefakte besser geworden, doch die Natur in der Gegend, die sie verlassen hatten, war immer noch schwer geplagt. Dem Baummann machte das zu schaffen, das sah man ihm an.
Drakonia Noximera:
Drakonia, die zu der Zeit als Stella und Daroir auftauchten, sich tief in Meditation befand, öffnete ihre Augen und murmelte etwas unverständliches, blieb dann bewegungslos für einige Momente und schüttelte schließlich ihren Kopf. Sie war nicht in ihrer besten Laune. Ihre Wunden waren zwar von den Priestern mit Magie verschlossen, schmerzten aber immer noch. Das Wetter war nicht besonders schön, aber sie durfte sich immer noch nicht beklagen. Wegen des Rituals war sie auf dem Rektor von Amonlonde immer noch sauer. Und immer noch gab es in einem Dorf in der Gegend ein Portal, aus dem Untoten und Nekromanten kamen. Der Abzug bedeutete nicht, dass alles zu Ende war. Er bedeutete lediglich, dass das, was die dunkle Mächte geschickt hatte, da geblieben war und noch mehr Finsternis in dem Land freisetzen würde.
Gegen Nekromantie hatte sie nun einen persönlichen Krieg. Diese Magieart hatte sie so tief in der Dunkelheit gebracht, dass sie fast nicht mehr zu retten war und den Siegel des Finsternis immer tragen würde. Vor einigen Wochen hatte sie wieder telepatisch mit ihrem alten Meister geredet. Sie hatte ihm erzählt was in Tiefensee passiert war und ihn gefragt, was er an ihrer Stelle tun würde. Er würde sich Atos anschließen, hatte er gesagt. Und das war das Moment, in dem die beiden wussten, dass sie jetzt auf verschiedenen Seiten standen. Vermutlich würden sie Feinde sein, wenn sie sich in einer Kampf trafen. Sie errinnerte sich was ihr auf dem Magiertreffen in Tangara gesagt wurde - ''Jeder hat eine Wahl. Immer.'' Ihre Wahl hatte sie getroffen und er seine auch. Mehr konnte nicht getan werden. Er war nicht mehr ihr Lehrmeister und sie war keine Schülerin von ihm mehr. Sie dachte an seinem zweiten Lehrling. Ebenfalls ein Elf, ebenfalls auf sich alleine gestellt, ebenfalls schlechte Sachen überlebt. Aber er hatte den anderen Weg gewählt, der ihn zur Macht der Dunkelheit brachte und hatte alles, was noch gut war in seiner Seele, schon verloren. Jeder hatte eine Wahl. Immer.
Sie seufzte, setzte sich dann bequemer auf dem Boden und sprach leise zu den anderen:
''Guten Morgen. Na, gut geschlafen ohne untote Horden mitten in der Nacht?''
Lyra:
Lyra hatte in dieser Nacht sehr tief und sehr fest geschlafen. Die Flucht über die Felder und durch die Wälder hatte ihr eigentlich nicht so viel gemacht. Es war Sommer, wenn auch ein sehr nasser, und sie hatten öfter gute Plätze zu Rasten gefunden. Allerdings merkte die Fee auch, dass sie mittlerweile doch an warme Betten und richtige Speisen gewöhnt war und sie hatte innerlich gejubelt als das Dorf am Horizont aufgetaucht war.
Nachdem sie erwacht war blieb sie noch einige Minuten mit geschlossenen Augen liegen, heute hatten sie es nicht eilig, heute mussten sie nicht weglaufen. Irgendwann hörte sie von draußen Stimmen, es war dann wohl doch Zeit aufzustehen. Genüsslich streckte sie sich, um dann ihre Kleidung zusammen zu suchen und sich anzuziehen. Sie war den Heilern und Magiern dankbar für ihre Hilfe, ohne sie wären ihre Wunden bei weitem noch nicht verheilt und würden mittlerweile eitern. Das Wetter heute war nicht ganz so gut und bald würde es wieder regnen, also schnell in die Kleider.
So streckte sie bald den Kopf aus dem Zelt.
"Guten Morgen. Alle ausgeschlafen?"
Esta:
In ihrem Schlaflager lächelte Esta leicht vor sich hin.
Er muss wirklich noch lernen, dass neben Schlafenden sich betont leise bewegen zu wollen alles nur noch schlimmer macht.
Ächzend setzte sich die junge Händlerin auf und sah sich in dem Zelt um. Glücklicherweise hatte sie bei dem ungeplanten Abzug aus dem kleinen Dorf einige Tage zuvor nicht viel zurück lassen müssen. Sie hatte sich ihrem Zweck folgend nur mit dem wichtigsten Werkzeug ausgestattet und dieses passte problemlos in ihre vielen Hüfttaschen.
Es dauerte nur wenige Momente und sie kam angekleidet und somit prinzipiell auch abreisebereit aus dem Zelt und gesellte sich zu den bereits wachen Gestalten.
"Guten Morgen."
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