Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Voranenburg, 266 n.J.

<< < (6/7) > >>

Esta:
„Lavinia handelt durch uns alle. Auf mehr als nur eine Art. Das habe ich schon oft gesagt bekommen und ich habe wirklich das Gefühl, dass es nicht nur eine leere Floskel ist.“

Kaum waren sie durch das Tor getreten, wandelte sich das ruhige Gebahren Estas ein wenig. Jede Straße und Gasse wurde neugierig beäugt, auch wenn sie sich mühte, nicht zu sehr aufzufallen und damit ihre Begleitung zu blamieren. Sie sah sich Leute und Lebensumgebung an und versuchte in ihrem Kopf Schlüsse auf ihre Eigenarten zu ziehen.
Vanion war ihr dabei ein zuverlässiger Orientierungspunkt, der relativ zielstrebig die Burg an sich anstrebte und sie so von der Wegfindung befreite.

Vanion:
"Ehrlich gesagt, jede Gasse hier kenne ich auch noch nicht. Später werde ich zur Burg hinaufreiten. Ich will dem Graf von den Ereignissen in Tailon Orikos berichten, und wenn Seine Gnaden keine Zeit für mich hat, so will ich zumindest einen seiner Getreuen informieren. Zu dieser Stunde aber ist er wohl beschäftigt, also haben wir noch etwas Zeit."

Esta fielen bald mehr und mehr Unterschiede zu dem, was sie aus Tangara kannte, auf. Die Menschen hier waren gewiss ebenso geschäftig wie im Süden, und so wie dort mühte sich auch hier ein jeder Handelsmann, das beste Geschäft abzuschließen - aber es geschah ein wenig ruhiger. Weniger dramatisch, mit weniger Händefuchteln und ein wenig gesetzter. Hier und da schnappten die beiden Gesprächsfetzen auf, über die Hochzeit des Flamen Magnus mit der Amabilis Leonie, die vor einigen Wochen stattgefunden hatte, und die Anlass zu großen Feierlichkeiten gewesen war - aber ebenso munkelte man von Streitigkeiten mit dem Herzog, erzählte Geschichten über die Untaten der Inquisition.

Voranenburg war nicht in Aufruhr, keinesfalls - und vielleicht kam es Vanion auch nur so vor, weil er selbst noch nicht so ganz auf der Höhe war, aber etwas Seltsames lag in der Luft.

Esta:
„Irgendwie sind die Leute imNorden immer viel ruhiger. Und je weiter man in den Süden geht, desto lauter werden sie.“ Esta schmunzelte leise und sah zu Vanion hinüber. „In einigen Wüstenländern brüllen sich die Markschreier die Seele aus dem Leib und man hört sein eigenes Wort nicht mehr.“
Auch sie horchte bei dem einen oder anderen Gespräch auf und schüttelte immer wieder leicht besorgt den Kopf. Viele der Geschichten gefielen ihr allemal nicht.
Sie senkte ihre Stimme etwas, als sie ihren Begleiter ansprach: „Wie weit ist hier eigentlich die Alamarinquisition unterwegs? Ich mag nicht unerwartet in diese Leute hineinstolpern.“

Vanion:
"Hier in Voranenburg wirst du wohl kaum Inquisitoren begegnen."
Vanion schmunzelte.
"Damian ist ein erbitterter Gegner dieser Fanatiker, und kaum einer ihrer Anhänger würde dem Flamen Magnus eine Träne nachweinen, würde ihm etwas ... zustoßen. Hier, am Stammsitz seiner Familie, hat Kelos keine Macht."
Diese Worte schienen Esta nicht gerade zu überzeugen. Das kannte Vanion noch von früher: sie hatte stets gezweifelt, und es war immer schwer gewesen, sie von etwas zu überzeugen.
"In Ahrnburg und Barebury sind sie stark."

Esta:
Und tatsächlich wich diese kleine Sorgenfalte zwischen Estas Augenbrauche auch nach seiner Versicherung nicht vollkommen.
„Damian und seine Familie mögen dem vielleicht entgegenstehen...aber man sollte nicht vergessen, dass einen Rang über ihm ein Unterstützer der Inquisition steht.“
Sie ruckte leicht unwillig mit dem Kopf.
„Naja, eher sollte ich selber das nicht vergessen.“
Ein schiefes Lächeln zog sich über ihre Lippen.
„Du solltest ja eher weniger Probleme mit ihnen bekommen.“
Sie blickte sich in den Straßen um. Das Thema verleugnen war sinnlos, aber man musste auch nicht ewig darauf herumreiten. Das sorgte nur für Verfolgungswahn. Also war ein Themenwechsel angebracht.
„Wo kann man hier gut unterkommen? Kannst du ein Gasthaus empfehlen?“

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln