In Anbetracht einer wirklich soliden Veranstaltung in einer weit, weit entfernten Galaxie, möchte ich gerne meine Erlebnisse mit euch teilen – und vllt. den ein oder anderen dafür begeistern mich beim nächsten Mal zu begleiten.
Am 28.01. fand in Fürth bei Nürnberg die 3. Ausgabe der Starfire Cantina statt. Ich war dort zusammen mit 3 mir bisher nur sehr flüchtig bekannten Personen (meine Mitfahrgelegenheit), mit denen zusammen ich die Schiffscrew der „Sarlacc“ dargestellt habe. Ich selbst habe einen Padawan gespielt (war demnach auch nur Passagier der Sarlacc), dann hatten wir einen republikanischen Ex-Soldaten als Captain, eine catharische Mechanikerin und eine Schiffs-Ärztin auf Bildungsreise. Gespielt wurde im Jahre 1 NVC (Old Republic) auf Tandor V, einem republikanischen Planeten mit hoher imperialer Präsenz in einer Cantina, die wohl ein bekanntes Schmugglerloch darstellt, dennoch aber ein gewisses Niveau aufrechterhält.
Charakterwahl/Anmeldung/Bewerbung:
Die Charakterwahl liegt im Ermessen der Teilnehmer, allerdings werden Machtanwender-Interessenten gesondert behandelt – da gibt es eine Art Bewerbungsverfahren. Zunächst einmal gibt es die Beschränkung, dass keine voll ausgebildeten Machtanwender bespielt werden dürfen, also nur Jedi-Padawane bzw. Sith-Akolythen. Außerdem gibt es pro Cantina (mit etwa 50 Teilnehmern) nur je 2 Plätze für diese Charakterklassen. Die Bewerbung war aus meiner Sicht eine gute Sache. Sie fragen nach Beweggründen und wie man sich das Spiel als Machtanwender vorstellt. Ich habe daraufhin im Kern auf die interessante Kultur und viele gute Ansätze für tiefgründiges Charakterspiel verwiesen (insgesamt habe ich etwa eine Word-Seite Text dazu verfasst) und wurde mit 10/10 Punkten für die Rolle bestätigt.
Plot:
Es gibt dort keinen Plot, der ausschließlich auf NSCs oder Orgamitgliedern aufbaut. Interaktion entsteht durch das „Briefing“. Schon bei der Anmeldung kann man mögliche Ziele oder Interaktionsmöglichkeiten des eigenen Charakters angeben. Allerdings habe ich nicht erkennen können, ob diese Vorschläge irgendwie aufgegriffen wurde – bei meinem Grüppchen wurde auf die eigenen Vorschläge keine Rücksicht genommen.
Ein paar Wochen vor der Veranstaltung erhält man eine Mail mit 4 verschiedenen Arten von Informationen. 1. Allgemeine Gerüchte zum bespielten Planeten und der Lage in der Galaxis. 2. Spezielle Gerüchte, die zur eigenen Charakterklasse, -rasse oder sonstwie individuell zum Charakter passen. 3. eine oder mehrere Aufgaben (die bekommt nicht jeder) 4. OT-Informationen über bestimmte Gegenstände oder Situationen im Spiel (z.B. „Wenn du Gegenstand XY siehst, spürst du dabei das und das.“)
Auf Grundlage dieser Informationen soll dann vor Ort Interaktion entstehen.
Hat das auch funktioniert?
Jein. Es ist sicherlich ein gutes System, das ich selbst auch für die ein oder andere Veranstaltung zu übernehmen gedenke, allerdings ist es noch nicht so funktionstüchtig/ausgreift wie es vllt. sein könnte. Das größte Problem sehe ich darin, dass jeder nur wenige Ansätze für Interaktion hat. Diese sind davon abhängig, dass irgendwo das Gegenstück zum eigenen Plot herumläuft. Fällt die Person mit dem zu dir passenden Plot aber aus, kannst du deine Aufgabe nicht erfüllen. Jeder aus meinem Grüppchen war trotz einiger Bemühungen nicht in der Lage eine seiner Aufgaben zu bespielen/zu erfüllen. Ich hatte glücklicherweise mehrere Aufgaben, aber z.B. unsere Schiffsärztin war doch etwas enttäuscht, zu ihrer einzigen Aufgabe keinerlei Hinweise gefunden zu haben. Zudem habe ich auch noch von ein paar weiteren Spielern gehört, dass sie an ihren Aufgaben gescheitert sind, was sie sogar zu einer frühen Abreise veranlasst hat.
Vorteil des Systems ist auf jeden Fall, dass so Grüppchenbildung entgegengewirkt wird. Du kannst dir nicht ausschließlich aussuchen, mit wem du spielen willst – sofern du deine Aufgabe erfüllen willst. So werden auch neue Mitspieler schnell eingebunden.
Verbesserungsideen habe ich bereits eine ganze Reihe gesammelt, darunter die Vermeidung von zu vielen Aufgaben, die an genau EINER anderen Person hängen; weniger Plots die mit Kopfgeld zu tun haben; mehr Plots die auf sozialen Verbindungen beruhen (Sowas gab es soweit ich es mitbekommen habe gar nicht. Ich denke da z.B. an „Du triffst einen alten Bekannten aus deiner Soldaten-Zeit. Wie steht ihr jetzt zueinander? Was habt ihr euch zu erzählen?“ Ich bin da im Moment ein Bisschen vom Charakter-Briefing des College of Wizardry geprägt).
Fazit zum Plotsystem: Sehr guter Ansatz, akzeptable Umsetzung, Verbesserung wünschenswert und leicht machbar.
Location:
Gute Wahl. Eine Keller-Bar mit ambientiger Beleuchtung und weiteren, von der Orga mitgebrachten, dezenten Deko-Elementen. Es gab einen Umkleide-Raum, der zwar vollgestopft aber dennoch sehr nützlich war und 2,5 bespielbare Räume. Die bespielten Räume waren nicht durch Türen aber zumindest optisch getrennt. In einem der Räume war es etwas weniger schummrig als im anderen, was für zwielichtigere Gestalten die Möglichkeit gab, sich die passende dunkle Ecke für Geschäfte zu suchen. Außerdem gab es eine etwas abseits gelegene Sitzecke mit Sofa und Sesseln, welche ebenfalls gut für Gespräche unter 4 bis 10 Augen genutzt werden konnte.
Leider wurde es im Laufe des Abends immer stickiger. Es gab zwar Fenster, diese wurden aber nicht geöffnet. Außerdem war es den Rauchern erlaubt, am oberen Ende der Treppe, direkt vor dem Ausgang, zu rauchen. Was dazu geführt hat, dass ein Teil des Rauches unweigerlich in die unteren Räumlichkeiten gelangte und die Luftqualität noch verschlechterte. Außerdem musste man zum frische Luft schnappen (was fast lebensnotwendig war gegen Ende) immer erst durch den Raucherrauch durch laufen.
Fazit zur Location: Gute Wahl, gute Nutzung, bessere Luftverhältnisse machbar und wünschenswert
Preis-Leistung und Verpflegung
25 € für eine etwa 10-stündige Veranstaltung. Bisher waren es 20, sie wollten diesmal aber gerne etwas Geld für mehr Deko/Ausstattung einnehmen, deshalb diesmal 25 €. Getränke und Snacks musste man extra zahlen, die waren aber sehr günstig (z.B. 0,2 Cola für 0,50 €). Es gab eine geringe Auswahl an nicht-alkoholischen Getränken, eine Sorte Bier und eine Hand voll Cocktails mit und ohne Alkohol. Die Cocktails waren hübsch hergerichtet, z.B. mit gefärbtem Obst, für ein außerirdisches Aussehen. Auf den Tischen standen Schälchen mit kostenlosen Erdnüssen bereit. Ansonsten gab es 3 verschiedene Sandwiches aus dem Sandwich-Toaster zu kaufen (Salami, Schinken, Veggie, wenn ich mich recht erinnere). Man konnte sich aber auch außerhalb der Cantina verpflegen, also rausgehen, Essen, wiederkommen.
Fazit zu Preis-Leistung und Verpflegung: Einen Tick zu teuer für meinen Geschmack, aber das ist auch schwer einzuschätzen. Getränke und Verpflegung könnten mehr Auswahl vertragen, aber das ist eher „nice-to-have“ als ein signifikanter Verbesserungsanspruch.
SL/Orga:
Ab 13 Uhr Check-In, aber 14 Uhr Time-In, wer später kommt steigt einfach mit ein. Das waren die Infos aus der Infomail. Wir waren um kurz nach 14 Uhr da und hatten nicht den Eindruck, dass schon gespielt wird. Als wir fertig mit Umziehen waren, wirkte es dann schon eher so, dass schon Leute spielen, aber irgendwie kamen wir uns etwas verloren vor. Da hätten wir uns beim Check-In ein Bisschen mehr Info gewünscht als nur „Name? Aha. Tavernenkonto-Nr. XY. Da hinten ist der Umkleideraum.“
Als ich wegen einer meiner Aufgaben nochmal einen von der Orga brauchte, haben wir eine Weile suchen müssen. Es gab zwar 4 Orgamitglieder, aber wir kannten leider nur den einen der uns eingecheckt hat und so hat das etwas gedauert, bis ich mit meiner gewünschten Info versorgt wurde.
Danach brauchte ich keine SL mehr. Der Check-Out lief reibungslos.
Mitspieler:
Habe keine besonderen Negativ-Beispiele mitbekommen. Manche sahen zwar eher nach Shadowrun aus, aber das ist ja auch nicht so völlig unpassend. Ich habe nur mit einer Hand voll Leuten neben meinem eigenen Grüppchen mehr als zwei Sätze geredet, deshalb kann ich die Spielerqualität schlecht beurteilen. Viele scheinen aus der Gegend dort unten zu kommen. Wenn wir erzählt haben, dass wir aus dem Kölner Raum kommen, gab es überraschte Gesichter.
Übernachtung:
Es gab die Möglichkeit von Samstag auf Sonntag vor Ort auf Feldbetten zu übernachten. Mein Grüppchen und ich haben aber lieber in einem Hostel am Nürnberger Hauptbahnhof übernachtet. Beim nächsten Mal werden wir vermutlich 2x übernachten. Da wir um 8:30 Uhr losgefahren sind und dennoch eine Stunde zu spät ankamen (und alle müde waren), wollen wir das nächste Mal schon Freitag runter fahren und dann in Ruhe am Samstag zur Cantina rüber pendeln.
Abschließendes Fazit:
Ich will am liebsten sofort wieder hin!! Die Kritik am Plotsystem mag härter klingen als sie gemeint ist. Ich hatte zwar nur wenige, dafür aber sehr spannende Gespräche mit einer Botschafterin eines einflussreichen Planeten, einer imperialen Leutnant, einer Sith, dem anderen anwesenden Padawan und einem zwielichtigen Händler. Und allein dort anwesend zu sein, sich in den eigenen Charakter reinzufühlen, sich vor der Sith zu fürchten (und das nicht zuzugeben, weil man als Jedi ja keine Angst haben darf), hier und da einen Kommentar fallen zu lassen der mit ‚typisch Jedi‘ beantwortet wurde, das alles hat ein sehr stimmiges Gesamtbild bei mir hinterlassen.
Leider ist es 1. ziemlich weit weg, ich brauche also jedes Mal eine Mitfahrgelegenheit und 2.wird es dieses Jahr wohl nur noch 2 Cantinas geben. Davon eine Anfang März, wo ich bereits eine andere Con habe und die 2. steht noch nicht fest. Ich hoffe im Moment, dass sie doch noch mehr Veranstaltungen machen werden und vor Allem, dass sie ihr Con-Vorbereitung weiterführen und das Projekt „Dantooine“ (Abenteuer-PVP-Con) zu einer Umsetzung kommt.
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Thema: [Review] Starfire Cantina 3 - Ein Star Wars Liverollenspiel (Gelesen 2781 mal)