Autor Thema: Und wir dachten alle, er ist zu stur zum sterben - Roberts Tod  (Gelesen 5136 mal)

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Offline Akela

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Erhebe dich Krieger.
Robert McManahugh, dein Dienst in diesem Leben ist beendet.
Folge mir, ich führe dich zum Thron meines Vaters Tormentor.



*In einen dicken Umhang gewickelt schloss Sasha vorsichtig die Tür zur Hütte hinter sich, nachdem sie nach draußen in die Nacht getreten war. Die kalte Luft ließ sie erschaudern.

Aber das war gut so, die Kälte hielt sie wach.

Die Wolfselfe lehnte sich mit dem Rücken an die hölzerne Wand der Hütte und ließ sich vorsichtig daran hinunter sinken bis sie auf dem Boden der kleinen Veranda saß.
Ihr ganzer Körper schmerzte von den viel zu spät behandelten Wunden, die sie am gestrigen Tag erlitten hatte.

Aber das war gut so, die Schmerzen hielten sie wach.

Im Spital war es fast gänzlich still. Nur hier und da unterbrach ein Geräusch der Versehrten die Stille der Nacht, oder die Schritte einer der Wachen, die immer noch unermüdlich zwischen den Hütten patrouillierten.
Der Rest schlief mehr oder weniger ruhig.
Nur Sasha nicht. Auch wenn ihr Körper sich danach sehnte.

Doch das erste Mal seit Jahren, seit einer gefühlten Ewigkeit, hatte sie Angst davor einzuschlafen.
Und davor zu träumen.

Sie wusste jetzt schon, welche Bilder sie im Traum sehen würde. Dieselben Bilder, die sie schon im wachen Zustand auf Schritt und Tritt verfolgten.

Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie seinen Blick....

Doch konnte sie vor diesen Bildern überhaupt davon laufen?
Mit einem Seufzen kuschelte sich die Wolfselfe tiefer in den Umhang und gestattete ihren Gedanken zu fliegen.*


Atos war da!

Er hatte seine untoten Horden zu ihnen geführt.
Und sie hatten Kydora dabei, hielten ihr einen Dolch an den Hals. Bereit sie zu opfern.

Die dunkle Aura flutete über den Platz, erstickte jedes gesprochene Wort, jeden Schrei bevor er den Mund verlassen konnte.
Hilflosigkeit griff um sich wie ein nicht fassbarer eiskalter Nebel.

Und dann sprach Robert. Seine klare tiefe Stimme durchschnitt die Stille wie Donnergrollen.

Sasha konnte später gar nicht mehr genau sagen, was er und der Lich gesagt hatten. Sie wusste nur, dass Robert sich im Austausch für Kydora anbot.

Und Atos war darauf eingegangen...

Kydora wehrte sich, wollte ihn nicht alleine lassen, doch Robert schleuderte sie mühelos in die Reihen seiner Freunde. Plötzlich ein Handgemenge, der Lich war am Boden, Robert stand mit einem Grinsen über ihm, tropfend vom Blut seines Gegners.

War es wirklich so einfach...?

Dann kam er auf Sasha zu, diesen typischen Ausdruck in den Augen:
Ha! Ihr Weichflöten dachtet wohl, ich hätte das nicht unter Kontrolle?!

Ein Gefühl der Freude, der Erleichterung....kurz nur, ein letztes Mal für eine lange Zeit.

Dann ging alles ganz schnell. Schneller als Robert reagieren konnte. Schneller als irgendwer anders reagieren konnte.

Atos sprang hinter dem Zwerg auf, rammte seine rechte Hand knapp neben der Wirbelsäule in seinen Körper und riss ihm mit einem Ruck das Herz aus der Brust.

In völliger Stille.

Sasha bekam nicht mit wie der Lich triumphierend das blutige Herz in die Luft reckte.

Sie sah nur Roberts überraschten Blick, mit dem er sie anschaute.

Sie bekam nicht mit, wie das Chaos um sie herum ausbrach.

In völliger Stille.

Die Überraschung im Roberts Blick wurde zu Erkenntnis. Die Erkenntnis zu Akzeptanz.

Er brach in die Knie, immer noch hielt er Sashas Blick fest.

Auch die Beine der Wolfselfe versagten ihr den Dienst und sie sank auf die Knie, als sie verstand.
 Robert würde sterben. Keine drei Schritt von ihr entfernt. Und nichts auf dieser Welt konnte das verhindern.

Augenblicke dehnten sich zu Stunden, der Moment wurde zu einer Ewigkeit...

Ein Blutschwall quoll aus seinem Mund, dann brach sein Blick.

Robert McManahugh starb wie er gelebt hatte. Aufrecht.

Mit einem dumpfen Geräusch schlug der tote Körper des Zwerges auf dem Boden auf.

Um Sasha herum wurde es schwarz.

In völliger Stille.


Erhebe dich Krieger.
Robert McManahugh, dein Dienst in diesem Leben ist beendet.
Folge mir, ich führe dich zum Thron meines Vaters Tormentor.

Sasha Timberlore Schattenwolf
1. Paladin Askars

Offline Jelena

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Oooooj!
Ooooooj!
Oooooooj!
Die Stimme brach und es herrschte eine bedrückende Stille bevor sie wieder erklang. Rau, etwas krächzend. Durch Mark und Bein gehend.
Oooooooj!
Mein Bruder!
Ooooooj!


Als Lorainne die Hände vor den Mund schlug wusste sie das etwas geschehen war, das nicht umkehrbar war. Kassos mit Tränen in den Augen. Die Worte flossen wie Wasser an ihren Ohren vorbei. Ein Blick in Sashas Augen erzählte die Wahrheit.
Das Refektorium des Spitals. Eine reglose Gestalt am Boden. Ihr Gehirn brauchte Zeit um das Wissen und das, was sie sah in Einklang zu bringen.
Es war, als ob der Boden unter ihren Füßen wegbrach. Sie sank auf die Knie, blind für alle und alles um sie herum.

Oooooooooj!
Heilige Milosti, warum?
Ooooooooj


Es war von Anfang an eine Hassliebe gewesen. Sie hatten sich als Feinde kennengelernt, als Kämpfer schätzen und schließlich als Bruder und Schwester lieben gelernt. Sie hatten sich bis aufs Blut gestritten, einmal sogar die Freundschaft aufgekündigt, keiner von ihnen bereit dem anderen nachzugeben. Andarra war ihr Prüfstein gewesen. Die Nächte in den Lazaretten hatten das Band zwischen ihnen zementiert.
Das und... Gerhardt.
Er war Roberts bester Freund gewesen, derjenige, der ihn bremsen konnte. Oder auch anstacheln, je nachdem wie viel Alkohol im Spiel war. Die Liebe zwischen ihr und Gerhardt hatte zu einem Frieden zwischen ihnen geführt. Vielleicht, weil sie sich beide um ihn sorgten.
Sein Tod hatte sie nicht wieder vereint. Vielleicht war die Erinnerung durch den jeweils anderen zu frisch gewesen?

Ooooooooooj!
Ooooooooooj!
Mein Bruder!
Oooooooooooj!


Er hatte sie nie um viel gebeten. Viel zu stolz und zu störrisch um zuzugeben, dass er vielleicht bei etwas Hilfe gebrauchen konnte. Aber er hatte ihr Versprechen akzeptiert.
Damals, während des Krieges. Als klar war, dass Caer Conway fallen würde. Als er sich zu einem Werkzeug der vermeintlichen Notwendigkeit machen ließ. Nach den Feuern von Brega.
Auch wenn die Schwärze seine Seele verschlang. Selbst wenn er den Kampf gegen sich selbst verlor. Falls er den Weg zurück nicht fand bevor er starb.
Sie würde seine Seele heimsingen.

Es war Nacht.
Wer konnte hatte sich zur Ruhe gelegt. Kydora und Galoria hatten sich in den Schlaf geweint. Der Rest ihm zu Ehren gesungen und getrunken, bis auch sie betrunken in ihre Betten torkelten.
Sie sah, wie eine bekannte Gestalt sich vor der Hütte niederließ und ging zu ihr.
Schweigend setzte sie sich daneben und warf ihren Umhang über beide.
Die beiden hatten nie viele Worte gebraucht. Nach einiger Zeit entspannte sich ihre Schwester und die beiden rückten näher zusammen.

Jelena holte tief Luft und begann:
"Captein Robert took the field,
with his men as hard as steel,
and he drove the bloody rebels to the sea.
Bevor the Swords were stilled,
there were many hundreds killed.
Theres many a pretty girl who's sad tonight.

And when the smoke had cleared
it was just as we hard feared,
Captein Robert lay wounded on the ground.
With his head upon my knees,
there he met eternety.
I proudly closed his eyes and then I cried!

And it's Whiskey in the morning,
Whiskey in the night
Another of our soldier has fought his final fight
We toast him till we're drunk, Boys,
douse the candle light...
Captein Robert is coming home tonight..."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Kydora

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Regungslos saß die junge Silvanajerin auf ihrem Bett. Der Platz neben ihr war so leer, wie sie sich fühlte. Sie war müde und erschöpft, aber an Schlaf war nicht zu denken. Immer wieder spielten sich die Bilder der Ereignisse in ihrem Geist ab. Wieder und wieder.

Sie versuchte einen Schluchzer zu unterdrücken, um die anderen nicht beim Schlafen zu stören. Und doch überwältigten Kydora die Tränen, als sie zum wiederholten Male die Situation durchlebte.

Der Nebel in ihrem Geist lichtet sich und die Wahrnehmung der Realität wird greifbarer.

Vollkommene Stille. Der feste Griff in ihrem Nacken. Ein Dolch an ihrem Hals.
Und plötzlich diese Stimme ganz nah bei ihr: Atos!

Den Inhalt seiner Worte nimmt Kydora kaum wahr. Sie versucht einfach nur irgendwie ihr Ende zu akzeptieren. Versucht nicht ängstlich zu sein. Will tapfer sein für ihre Freunde...
Atos spricht weiterhin zu der Menge, aber ihre Antworten sind stumm. Stumm weil eine finstere Aura jeden Ton erstickt.

Doch eine Stimme erhebt sich in der Menge. Tief und deutlich, Kydora nur zu gut vertraut. Stapfend bahnt sich Robert einen Weg nach vorne.

~Nein Robert. Geh wieder nach hinten. Lass mich einfach hier. Bitte…~ fleht sie in Gedanken.

Die Beiden beginnen zu verhandeln.
“Was willst du denn schon mit diesem dreckigen Silvanaja Blut anfangen?”
Kydora versucht dem zu widersprechen. Fürchtet, was da kommen wird und versucht um jeden Preis zu verhindern, was sich gerade anbahnt.

“Das mag stimmen, aber was habt ihr denn stattdessen schon zu bieten?”
~Nein. Sag es nicht. Bitte… Sag. Es. Nicht.~

“Mich.”

Panik macht sich in ihrer Brust breit. Panik gepaart mit Verzweiflung. Das darf er nicht tun. Nein.

“So ein kräftiges Zwergenherz. Ja, doch das ist schon mehr wert.”
“Dann haben wir ein Übereinkunft? Du lässt sie gehen?”
“Ich bin sogar so nett und gebe euch noch einen Moment zum Verabschieden.”

Kydora will diese Möglichkeit nicht akzeptieren. Kann es nicht. Sie sagt Robert, dass er das nicht tun soll. Sagt ihm, dass er wieder gehen soll. Er soll sie einfach hier lassen. Aber es kommt kein Ton über ihre Lippen.
Seine Stimme hingegen ist ganz ruhig als er zu ihr spricht. Verzweifelt saugt sie jedes seiner Worte in sich auf. Versucht sich jedes Detail von ihm einzuprägen. Seinen entschlossenen Blick. Sein warmen Augen, in denen sie sich verlieren konnte...

Dann will er vorbei gehen, aber Kydora will das nicht. Will nicht, dass der Handel zustande kommt, der schon längst über ihren Kopf hinweg beschlossen wurde. Starrsinnig stemmt sie sich Robert entgegen. Will ihn auf keinen Fall vorbei lassen. Will ihn nicht Atos überlassen.

Doch ist der Zwerg sturer und stärker als sie. Schubst sie mühelos aus dem Weg ihren Freunden in die Arme. Sie will sofort zurück, aber irgendwer bekommt ihren Arm zu fassen. Zieht sie fort von dem Geschehen. Fort von ihrem Mann. Hinter die Reihen. Sie muss wieder zurück! Alles in ihr schreit danach Robert zu retten. Doch schon greift der Nächste nach ihr. Hält sie fest. Sie kann nicht erkennen was geschieht. Sieht nur die Menschenmenge. Sie muss zurück! Sie kann das nicht zulassen. Mit ganzer Kraft stemmt sie sich gegen den Widerstand, der sie zurückhalten will.

Aber der Widerstand wird stärker. Sie ist umringt von Leuten, kann sich kaum von der Stelle bewegen. Sie muss zurück! Sie muss zu Robert! Sie muss das verhindern! Sie-

Ihr Blick erstarrt als sie sieht, was Atos da triumphierend in die Luft streckt.

Und wie ein Schlag trifft sie die Erkenntnis: Robert ist tot.

Eine Welt bricht in ihr zusammen. Es ist vorbei. Entgültig vorbei. Der Schmerz lähmt ihre Sinne und die Zeit scheint still zu sehen. Nichts rührt sich und der Moment findet kein Ende.

Fassungslos starrt sie zu Atos. Bekommt nicht mit, wie plötzlich die Kämpfe losgehen. Wer sie vorher noch umklammert hat ist jetzt weg.

Und Kydora steht einfach nur da während um sie herum der Sturm tobt. Steht da und begreift die Grausamkeit der Realität.

Etwas zieht an ihrem Arm und abwesend gibt sie der Bewegung nach. Alles wirkt dumpf und unendlich weit weg. Sie wird fortgezogen, in Sicherheit, aber das nimmt sie kaum wahr.

In ihrem Inneren herrscht nur ein einziger Gedanke: Robert ist tot.