Erhebe dich Krieger.
Robert McManahugh, dein Dienst in diesem Leben ist beendet.
Folge mir, ich führe dich zum Thron meines Vaters Tormentor.
*In einen dicken Umhang gewickelt schloss Sasha vorsichtig die Tür zur Hütte hinter sich, nachdem sie nach draußen in die Nacht getreten war. Die kalte Luft ließ sie erschaudern.
Aber das war gut so, die Kälte hielt sie wach.
Die Wolfselfe lehnte sich mit dem Rücken an die hölzerne Wand der Hütte und ließ sich vorsichtig daran hinunter sinken bis sie auf dem Boden der kleinen Veranda saß.
Ihr ganzer Körper schmerzte von den viel zu spät behandelten Wunden, die sie am gestrigen Tag erlitten hatte.
Aber das war gut so, die Schmerzen hielten sie wach.
Im Spital war es fast gänzlich still. Nur hier und da unterbrach ein Geräusch der Versehrten die Stille der Nacht, oder die Schritte einer der Wachen, die immer noch unermüdlich zwischen den Hütten patrouillierten.
Der Rest schlief mehr oder weniger ruhig.
Nur Sasha nicht. Auch wenn ihr Körper sich danach sehnte.
Doch das erste Mal seit Jahren, seit einer gefühlten Ewigkeit, hatte sie Angst davor einzuschlafen.
Und davor zu träumen.
Sie wusste jetzt schon, welche Bilder sie im Traum sehen würde. Dieselben Bilder, die sie schon im wachen Zustand auf Schritt und Tritt verfolgten.
Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie seinen Blick....
Doch konnte sie vor diesen Bildern überhaupt davon laufen?
Mit einem Seufzen kuschelte sich die Wolfselfe tiefer in den Umhang und gestattete ihren Gedanken zu fliegen.*
Atos war da!
Er hatte seine untoten Horden zu ihnen geführt.
Und sie hatten Kydora dabei, hielten ihr einen Dolch an den Hals. Bereit sie zu opfern.
Die dunkle Aura flutete über den Platz, erstickte jedes gesprochene Wort, jeden Schrei bevor er den Mund verlassen konnte.
Hilflosigkeit griff um sich wie ein nicht fassbarer eiskalter Nebel.
Und dann sprach Robert. Seine klare tiefe Stimme durchschnitt die Stille wie Donnergrollen.
Sasha konnte später gar nicht mehr genau sagen, was er und der Lich gesagt hatten. Sie wusste nur, dass Robert sich im Austausch für Kydora anbot.
Und Atos war darauf eingegangen...
Kydora wehrte sich, wollte ihn nicht alleine lassen, doch Robert schleuderte sie mühelos in die Reihen seiner Freunde. Plötzlich ein Handgemenge, der Lich war am Boden, Robert stand mit einem Grinsen über ihm, tropfend vom Blut seines Gegners.
War es wirklich so einfach...?
Dann kam er auf Sasha zu, diesen typischen Ausdruck in den Augen:
Ha! Ihr Weichflöten dachtet wohl, ich hätte das nicht unter Kontrolle?!
Ein Gefühl der Freude, der Erleichterung....kurz nur, ein letztes Mal für eine lange Zeit.
Dann ging alles ganz schnell. Schneller als Robert reagieren konnte. Schneller als irgendwer anders reagieren konnte.
Atos sprang hinter dem Zwerg auf, rammte seine rechte Hand knapp neben der Wirbelsäule in seinen Körper und riss ihm mit einem Ruck das Herz aus der Brust.
In völliger Stille.
Sasha bekam nicht mit wie der Lich triumphierend das blutige Herz in die Luft reckte.
Sie sah nur Roberts überraschten Blick, mit dem er sie anschaute.
Sie bekam nicht mit, wie das Chaos um sie herum ausbrach.
In völliger Stille.
Die Überraschung im Roberts Blick wurde zu Erkenntnis. Die Erkenntnis zu Akzeptanz.
Er brach in die Knie, immer noch hielt er Sashas Blick fest.
Auch die Beine der Wolfselfe versagten ihr den Dienst und sie sank auf die Knie, als sie verstand.
Robert würde sterben. Keine drei Schritt von ihr entfernt. Und nichts auf dieser Welt konnte das verhindern.
Augenblicke dehnten sich zu Stunden, der Moment wurde zu einer Ewigkeit...
Ein Blutschwall quoll aus seinem Mund, dann brach sein Blick.
Robert McManahugh starb wie er gelebt hatte. Aufrecht.
Mit einem dumpfen Geräusch schlug der tote Körper des Zwerges auf dem Boden auf.
Um Sasha herum wurde es schwarz.
In völliger Stille.
Erhebe dich Krieger.
Robert McManahugh, dein Dienst in diesem Leben ist beendet.
Folge mir, ich führe dich zum Thron meines Vaters Tormentor.