"Ich bin mehr als glücklich, offen gesagt. Ich habe nicht nur meinen Platz in der Welt gefunden, sondern bin auch einen Weg zu Ende gegangen. Natürlich - klettert man auf einen Berg, so sieht man von dort oben - den höheren Berg, und den gilt es nun zu erklimmen! Aber ich bin gut gerüstet dafür."
Kydora hatte Vanion zu einer Zeit kennengelernt, als sein Leben sich im Umbruch befunden hatte. Sie kannte ihn als einen Mann in grün und braun, oft mit der Straße Staub auf seinen Kleidern. Der Mann, in dessen Arm sie nun saß, trug jedoch blau und weiß. Und ein Lächeln auf den Lippen, und die Gewissheit im Herzen, dass die Stürme, die die Zukunft mit sich brachte, ihn nicht brechen würden. Heute fühlte Vanion sich unbesiegbar, denn noch immer glomm in ihm die Freude über den Ritterschlag und auch die Erleichterung und Zufriedenheit, die das Gebet an die Hohe Mutter mit sich gebracht hatte, nach.
"Gewiss erzähle ich es dir. Erinnerst du dich noch an das Fest der Grenzen vor zwei oder drei Jahren? Wir saßen im Gras - du, und Mina auch, und ich erzählte diese Geschichte."
Vanions Stimme wurde etwas voller und auch etwas dunkler und ließ erahnen, was er vorhatte. Zu seiner Verteidigung sei gesagt, dass er die Ereignisse des gestrigen Tages nicht zu sehr ausschmückte. Kydoras Augen schlossen sich, und die warmen Sonnenstrahlen fielen auf der Barbarin Antlitz, während Vanion von dem zunächst schönen, und dann schlimmen und dann wieder schönen Tag erzählte. Von dem Krachen und dem Schreck, als der Altar zerbarst, und von den Kristallen, die aus den Körpern der armen Versehrten wucherten.
Von der Verderbtheit, die den Wald ergriffen hatte, berichtete er, und von den Kreisen, mit denen dieser falsche Druide die Erde verwundet hatte. Und auch davon, wie er mit Lorainne kämpfte.
"Am Anfang war es seltsam, sie zu sehen, nach so langer Zeit. Aber als ich sah, wie sie kämpfte, da war es wie in alten Zeiten. Ihre Wut und ihre Kraft inspirierte mich, und ganz wie früher brannte die Sorge um ihr Wohlergehen in meinem Herzen."
Gezwungenermaßen konnte Vanion nicht alles berichten - denn an der Rettung Lyras hatte er keinen Teil gehabt, und sich am Vorabend auch nicht mehr danach erkundigt. Seine Geschichte endete mit dem wenn auch kurzen, so doch umso heftigen Kampf gegen die Blutspatzen und ihrem Kämpen, dem steinernen Golem, und als geendet hatte, sah er nachdenklich in Kydoras Gesicht.