Autor Thema: Jelena an der Akademie  (Gelesen 6724 mal)

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Jelena an der Akademie
« am: 17. Mär 16, 11:55 »
Die Hände in die Hüften gestemmt sah sich Jelena in ihrem neuen Reich um:
eng, muffig, staubig und vollgestellt.
Was will man mehr?
grinste sie in sich hinein und machte sich eine Notiz Anica herzuschicken um aus der Abstellkammer einen brauchbaren Klassenraum zu machen.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Jelena

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Re: Jelena an der Akademie
« Antwort #1 am: 07. Apr 16, 00:25 »
Nach einigen Tagen Schrubben, Putzen, Lüften und Einrichten hatte sich der Raum in ein voll funktionsfähiges Laboratorium verwandelt, welches so sauber war, dass man vermutlich vom Boden essen konnte.
Mehrere Kisten und Truhen waren geliefert worden und warteten nur darauf ausgepackt zu werden.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

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Re: Jelena an der Akademie
« Antwort #2 am: 08. Apr 16, 23:33 »
Vor sich hin summend hängte Jelena Kräuterbündel zum trocknen auf und stieg anschließend vorsichtig von dem Schemel runter. Sogar bei dieser langsamen Bewegung verzog sie schmerzerfüllt das Gesicht und belastete das linke Bein vorsichtig um sich nicht prompt auf die Fresse zu legen.
Es schien als ob ihr Körper all die Verletzungen und Vernachlässigungen der vergangenen Jahre gesammelt hatte um dann in einem ruhigen Augenblick alles auf einmal losschlagen zu lassen.
Oder sie wurde alt.
Nein, entschied sie kopfschüttelnd und dehnte den Rücken bis ein leises *plop* zu hören war.
Nein, alt war sie nicht, aber verbraucht.
Bevor solch deprimierende Gedanken überhand nahmen wandte sie sich der nächsten Kiste zu und begann ihre Schriftrollen und Texte zu sortieren.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

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Antw:Jelena an der Akademie
« Antwort #3 am: 14. Aug 17, 19:19 »
Es war einer dieser wunderbaren spätsommerlichen Tage an denen sich die Hitze des Sommers und die Frische des nahenden Herbstes die Waage hielten. Der 8. Mond war erst zur Hälfte um und wenn man den Auguren glauben sollte, so war der Herbst noch mindestens 6 Wochen entfernt, aber Jelena meinte bei der morgendlichen Meditation schon sein Nahen in der kühlen Luft der Morgenröte zu spüren.
Die letzten Wochen waren friedlich gewesen, ein Großteil der Akademie war auf Forschungsreisen unterwegs, Sasha und Maugrimm waren noch in Weißenthurm, Gorix befriedete seine Baronie und im Kontor lief unter Anicas wachsamem Auge alles wie am Schnürchen.
Sie hatte die Zeit genutzt und an ihrem Kompendium gearbeitet, eine zweitägliche Visite beim Kanzler in ihre Routine eingebaut, war selber mit einer Karavane in den Süden aufgebrochen und hatte sich nebenbei um dieses ganz spezielle Problem in Fanada gekümmert.
Es klopfte zaghaft an der Tür und einer der Scolarii wedelte mit einem Brief. Jelena nahm ihn stirnrunzelnd in Empfang, normalerweise erhielt sie hier keine Post, die ging immer noch an das Kontor. Was konnte so wichtig sein, dass Anica es direkt hierhin geschickt hatte?
Das Siegel sagte ihr auf den ersten Blick nichts und sie öffnete den Brief um ihn zu überfliegen.

Die Schlacht am Arhnwall... furchtbare Schmerzen, das hohe Fieber, die Sepsis, kaum überlebt, die Blutung, Richards schallende Stimme... Luthor, ihr Sohn, so viel Angst um sie, und Gerhardt! Süße Milosti, Gerhardt, der so bemüht war sie vor sich selbst zu schützen... Luthor und Wydh mit Wassili um die anderen am Leben zu erhalten... das schlechte Gewissen als sie mit Temris davon schlich ... und immer diese Schmerzen und das Fieber... Endlich, die Ankunft bei Nacht, das Lager seltsam gedämpft in der Stimmung, die hallenden Schritte über der kleinen Holzbrücke... Wassili, mit so ernstem Gesicht, die Augen wie dunkle Seen aus Schmerz... Dylans bemalter, zerbeulter, blutgetränkter Helm, ihr entgegengehalten wie eine seltsame Opfergabe..."Wie viele, Wassili?" ihre Stimme so seltsam, so hoch und abgehackt. "Alle, Jelena."
Der Schwindel, dieser plötzliche Abgrund in ihrer Brust, stolpernde Schritte zum Lazarettzelt, mitleidige Blicke von Nordhunden, Luthors bleiches Gesicht... und da, Linea,
 tot und kalt, in ihren Mantel geschlagen und daneben, ein großer Mann... eiskalte Vorahnung die zur grausigen Gewissheit wird als sie den Mantel zurückschlägt: Richard! Beide tot... beide bleich... beide kalt... und ihre Klage erhob sich in den genauso kalten Himmel... ihre Tränen wie eine Flut auf ausgedorrtem Land...
Luthor, von Rache getrieben, von Wydh und Wassili begleitet, bereit alles zu tun um es zu Ende zu bringen... Und wieder zu spät, wieder nur die Ankunft bei Nacht... Geschichten schwirren in der Nacht umher... Wydh, die sie nicht mehr kennt... grausige Schreie der Folter in Luthors Kopf... und... eine schmerzende Leere wo einst ihr Schatten war... in allen Köpfen das Bild seines Sprunges... keine Möglichkeit davor zu flüchten... gefangen in der Sphäre der Dämonen... Wut und Hass und Zorn und eiskalter, pechschwarzer Hass... Kassos, der ihre Tränen weint während sie innerlich erstarrt...


Jelena schaffte es gerade noch zum Abfalleimer zu taumeln bevor sie sich bitterlich erbrach.
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