Einige Tage später, nach den Tagen des Lernens...
Beeke hatte aufgeräumt und nun erinnerte nichts mehr in ihrem Raum an ihren Gast. Das zweite Bett war herausgeräumt worden und ihre eigene Schlafstatt stand wieder an ihrem alten Platz.
Sie hatte Ronja gern bei sich gehabt - die Händlerin aus den Drachenlanden war eine angenehme Zimmergenossin gewesen.
Aber nun genoss Beeke die Ruhe, die wieder in der Akademie eingekehrt war.
Die ewige Doktorandin überprüfte die Käfige und Terrarien ihrer tierischen Mitbewohner und gab hier etwas Wasser, dort etwas Futter und wieder woanders etwas Heu in die Behausungen.
Balerian, die Vogelspinne kam aus ihrem Versteck hervor, als Beeke mit einer kleinen Gießkanne Wasser in den kleinen Napf goss, bis er überquoll. Das übrige Wasser wurde vom Bodensubstrat aufgesaugt und sorgte für ein feucht-warmes Klima in dem Glasbehältnis.
Vorsichtig tastete Balerian, die eigentlich ein Weibchen war, auf dem feuchten Boden umher, während Beeke die Türe des Terrariums wieder sorgfältig verschloss. Eine entlaufene Vogelspinne würde für einigen Aufruhr sorgen und ihr Stress einbringen, auf den sie gut und gerne verzichten konnte.
Wieder einmal mehr hatte Kanzler Stauffer deutlich zu verstehen gegeben, was er von tierischen Lebensformen an der Akademie hielt. Der arme Magister Yale tat Beeke noch immer leid...
Amaru, die dicke Boa, hatte weißliche Augen - sie würde sich in den nächsten Tagen häuten. Beeke stemmte die Hände in die Seiten: "Na, das hättest du dir auch ein paar Tage früher überlegen können! Dann hätte ich wenigstens dein Natternhemd zum Zeigen in meiner Vorlesung gehabt!", schimpfte sie halb ernst mit dem Reptil.
Noch immer fuchste es Beeke, dass ihr die versprochenen Baumwächter nicht rechtzeitig geliefert worden waren. Ohne echte Tiere fand sie ihre eigene Vorlesung eher trocken. Und nachdem Magister Yale am Freitag Abend den Vogel mit all seinen Kreaturen abgeschossen hatte, war ihr der eigene Vortrag seltsam hölzern vorgekommen. Zumal sie sich dann auch noch mit der Zeit verschätzt hatte!
Mit ärgerlich gerunzelter Stirn stand Beeke vor ihren Schützlingen. Der Glaskasten für die Baumwächter stand leer und traurig da und machte sie nur noch grummeliger.
Schließlich wandte sie sich ab und ging zu ihrem Schreibtisch. Dort lagen noch die Unterlagen für ihre Vorlesung. Beeke starrte die Papiere missmutig an, dann jedoch gab sie sich einen Ruck und packte die Sachen zur Seite, um einen Brief aufzusetzen.
Die Dinge, die Magister Yale ihr über die Greifen in seiner Heimat berichtet hatte, hatten ihr Interesse geweckt und sie wollte so bald wie möglich nach Lichttal reisen, um zum ersten Mal in ihrem Leben ein zahmes Exemplar zu sehen.
Dafür aber würde sie die Erlaubnis und die Einladung der Lichttaler brauchen, die es einzuholen galt.
Beeke schrieb also an Magister Yale...