Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

La Follye, 267 n.J.

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Vanion:
Die kleine Gesellschaft reiste nun schon seit zwei Tagen von Blanchefleur aus gradewegs auf La Follye zu. Das Rittergut bot den Reisenden einen friedlichen Anblick: das Herrenhaus lag, auf drei Seiten eingefasst vom Wald, etwas höher als die Felder, durch welche die Straße führte, auf der die Gruppe sich befand.

Vanion führte sein Pferd am Zügel, und Jeanne, die auf seinem Sattel saß, lachte freudig, während sie sich weiter auf La Follye zu bewegten. Amélie und Matthis, die beiden Getreuen Lavinias, die sie begleiteten, hatten es sich auf einem Karren, vor den ein zotteliges Maultier gespannt war, bequem gemacht.

Tief sog Vanion die Luft ein. Es war fast zwei Jahre her, seit er zuletzt den Fuß auf diesen Boden gesetzt hatte. Schon von weitem sah Vanion das Herrenhaus und die Scheune, und auch das leuchtende Grün der Bannerfarben sah er. Er selbst trug blau, das Blau seiner Vorväter - das Blau, dass die Menschen hier mit Gram und Trauer und Leid verbunden hatten seit Generationen.

Die ersten Rufe schallten durch die Luft, als der Ritter und seine Begleiter bemerkt wurden, und eine rasch sammelte sich eine Menge an. Mehr und mehr schienen es zu werden, je näher sie kamen, und Vanion wunderte sich, warum so ein Aufhebens um ein wenig Besuch gemacht wurde - dann wurde es ihm klar.

"Da ist er, der Eidbrecher", hörte er aus der Menge heraus. "Im Stich gelassen hat er sie, oh ja", und Schlimmeres. Er versuchte, in der Menge die Sprecher auszumachen, aber ihm begegnete eine Mauer aus Ablehnung und Schweigen.
"Seht nur, der Bastard hat seine Tochter mitgebracht! Ein schönes Kind, aber was für ein Vater."

Unwirsch führte Vanion sein Pferd an der Menge vorbei. Amélie und Matthis nahmen Jeanne in ihre Mitte auf den Wagen. Die Blicke der Menge waren mindestens reserviert, manche waren offen feindselig. Dann endlich sah Vanion eine bekannte Gestalt - Fulk. Und neben dem bärtigen, alten Waffenmeister erkannte er auch ein kleineres Wesen.

Anders:
Die Kenderin hatte sich schon in den frühen Morgenstunden auf den Weg aus dem Wald gemacht. Sie hatte sich in etwa ausgerechnet wann die Teevorräte für Fulk sich dem Ende neigen würden und bereits neue zusammen gemischt. Die Gicht machte ihm zu schaffen, jetzt wo es warm war weniger aber trotzdem bestand die Kenderin darauf dass er abends seine Füße warm hielt. Sie hatte sich also mit Springer und ihrer Mischung auf den Weg durch den Wald gemacht. Das dauerte relativ lange denn bis man zu einem Weg kam auf dem man ungestört reiten konnte musste sie ihn führen. Außerdem nahm sie relativ viele Umwege in Kauf um keine ausgetretenen Pfade zu hinterlassen und änderte auf Strecken wo es ging regelmäßig den Weg. Fulk schien mit ihr gerechnet zu haben und natürlich begenete er ihren Ratschlägen mit der firngardischen Sturrheit sodass sie die hälfte des Vrmittags damit verbracht hatten wie Ziegen zu meckern. Verkracht hatten sie sich nicht, auch wenn es vielleicht den anschein gehabt hätte, aber Fulk wollte sich in seinem hohen Alter eben nichts vorschreiben lassen und Anders ließ sich auch nicht unterkriegen. Die Gemüter hatten sich mittlerweile eingerenkt und jetzt tauschten sie die ein oder andere Anekdote aus. Anders hatte auch zwei kleine Zettel dabei die sie aus den geheimen Stellen genommen hatte wo die Dörfer die an den grünen Ritter glaubten ihre Bitten hinterließen und kleine Gaben. Darum ging es auch in dem Gespräch als Vanion den Hof betrat.
" ...da ist dann das ganze Haus abgebrand. Und jetzt brauchen sie Holz um es neu zu bauen für das Gerüst und so. Ich weiß nicht wie das mit Bäume fällen ist deshalb wollte ich nachfragen, weil ich glaube die Familie braucht nicht noch mehr Probleme und... Fulk? Was...?" Fulks Gesichtsausdruckt hatte sich verändert und die Kenderin guckte ihn einen Moment irriterit an. Dann drehte sie sich um um zu sehen wo der alte Mann hinstarrte.
"Oh. Das ist überraschend." meinte sie als sie Vanion mit Pferd und Kind und dahinter einen Karren erspähte. "hast du... nein hast du nicht.", beantwortete sie sich mit einer Frage auf Fulks Gesicht. Vanion hatte sie entdeckt und sie winkte ihm. Fulk blieb merkwürdig kühl. Irgendwas schien in der Luft zu liegen was die Kenderin leicht verwirrte.

Lorainne:
Die Spannung in der Luft war nicht  zu leugnen, sogar Anders war verstummt, und sie plapperte schier endlos.
Es war nicht so, dass Full nicht wusste, was sie im Wald tat, dass allerlei Volk zu ihr reiste, Freunde und Fremde.
Zu gerne hätte er das unterbunden, aber Lorainne lag sehr viel an diesem Kender- und ihm mittlerweile auch. La Follye war aufgeblüht, seid sie hier war, und wann immer sie fortging, nahm sie etwas Lachen mit.
"Hilf ihnen, im Wald geeignetes Holz zu finden, und Liste auf, was sie sonst noch brauchen, wir werden es irgendwie auftreiben, notfalls müssen wir die Abgabe für den Orden später zahlen."

Langsam kam er auf Vanion zu. Man merkte ihm Alter und Gebrechen an, doch wie die meisten Firngarder bewahrte ihn seine Sturheit offenbar vor dem Tod..
Er musterte Vanion von oben bis unter, er war mittlerweile ein Ritter, von Lorainne geschlagen- doch das konnte er, obgleich Vanion jetzt vor ihm Stand, immer noch nicht glauben.
"Chevalier." Dieses einfache Wort schien Einladung und Drohung zugleich.
*Einbrecher, entehrt Lorainnes zu Hause, sie mag Dir vergeben haben, doch die Leute hier..*
Fulk war der Familie La Follye tief ergeben, er wäre  vermutlich bei den größten Dummheiten noch loyal. Man könnte ihm unschwer ansehen, was er am liebsten mit Vanion getan hätte, und bei Lavinia, den Chevalier über das Knie zu legen würde ihm ungemeine Vergnügen bereiten.
Doch er erinnerte sich an seine Pflichten als Gastgeber.  Auch der ärgste Feind, sollte nicht behaupten können, in La Follye wäre ihm keine Gastfreundschaft widerfahren.
So lud er alle ins Haus ein und deutete den Einwohnern La Follyes, ihrem Tagwerk nachzugehen und einen Boten zu Bruder  Johann nach Roqefort zu schicken.

Vanion:
"Maître des armes", erwiderte Vanion kalt.
Es tat ihm weh, dass die frühere Freundschaft zu Fulk zerbrochen war, und die verschlossenen Gesichter der Mägde und Knechte erfüllten ihn mit Zorn. Ich hab für diese Menschen gefochten, schoss ihm durch den Kopf. Ich kenne keinen von ihnen, und sie betrachten mich als ehrlosen Bastard.

Er wollte noch mehr sagen, aber eine kleine, zitternde Kinderhand griff nach seiner, und er hörte Jeannes leise Stimme: "Papa, ich hab Angst".
Ohne die Menge auch nur eines Blickes zu würdigen, hob Vanion seine Tochter auf seinen Arm und gab ihr einen Kuss, dann folgte er Fulk, der sich schon in Richtung des Hauses umgewandt hatte.

Vanions schwere Stiefel machten dumpfe Geräusche auf den Holzbohlen des Haupthauses von La Follye. Noch während sie durch die Flure schritten, bat Vanion Amélie und Mathis: "Wir werden hier nicht über Nacht bleiben. Bitte kümmert euch um die Pferde, und fragt in der Küche nach etwas Proviant. Ich hatte gehofft, wir - ich wäre hier willkommen, aber ich bin es nicht."

Die beiden nickten freundlich, und Amélie legte Vanion sanft die Hand auf die Schulter. Sie kannte ihn seit Jahren, schon bei seinem ersten Besuch im Kloster hatte sie ihn gemocht. Sie lächelte kurz, dann drehte sie sich um und eilte Mathis hinterher.

In der Haupthalle angekommen, nahm Vanion dankend einen Becher Wasser an, und auch Jeanne bekam etwas zu trinken - und gleich mehrere, noch warme, duftende Küchlein auf einem Tablett. Zufrieden mümmelnd hockte das Mädchen sich vor sein Mahl, während Vanion Fulk über den Grund seines Besuches aufklärte: "Meine Anwesenheit hier gilt dem Wächter La Follyes."
Er nickte in Richtung der Kenderin, die sich etwas abseits im Hintergrund gehalten hatte und die schon begonnen hatte, auf Jeanne zuzuschleichen.
"Ich möchte ihr meine Tochter vorstellen - und ich wollte meiner Tochter den Ort zeigen, für den ihr Vater geblutet hat."

Anders:
Ai ai ai ai ai. Anders suchte nach über den Köpfen der betroffenen nach Gewitterwolken die sich stachelig anstarrten. Sie hatte mit Fulk nie wirklich über Vanion gesprochen fiel ihr jetzt auf. Er hatte sie immer irgendwie abgelenkt. Gerissener Fuchs. Sie warf einen Blick über den Hof wo sich jetzt alle wieder ihren Arbeitn zuwandten, zuckte mit den Achseln und stapfte hinter dem Ritter und dem Greis her. Vanion trug gar nicht seine lustigen Sporen. Die sirrten so schön wenn man sie drehte, auch wenn es Vanion gehörig auf die Nerven ging wenn sie hinter ihm her watschelte nur um die Sporen zum singen zu bringen. Sie schnitt Vanions Tochter eine Grimasse die Schüchtern ihr Gesicht versteckte und betrat dann die Halle. Es roch lecker nach Küchlein die Jeanne auch gleich bekam. Ihr Magen knurrte. Nicht weil sie wirklich Hunger hatte, aber es roch so gut. Die kleine würde doch bestimmt teilen. Ja das tat sie, nachdem sie sich an das merkwürdige Wesen mit den lustigen Ohren gewöhnt hatte. Dennoch bekam sie mit was die beiden Männer besprachen. Vanion wollte ihr seine Tochter vorstellen? Aha. Warum? Das machte sie neugierig. "Du biff niff der einfige...", sie schluckt den Bissen runter: "der hier geblutet hat." Sie grinste. " Vergiss nicht ihr das auch zu erzählen! Nicht allen Ruhm für dich einheimsen." Sie kicherte. "Dein Vater mach sich gerne viel größer als er ist. Ich finde ja er hätte sich einen Pfau aussuchen sollen als Wappentier. Aber Schwäne sind ja auch sehr stolze Tiere.", fügte sie an das Kind gewandt hinzu.

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