So sehr die Wölfin sich gegen den Schlaf wehrte um nicht träumen zu müssen, irgendwann musste sie aufgeben und ihrem Körper das Kommando überlassen.
Und der nahm sich das, was er brauchte...sie schlief praktisch im selben Augenblick ein in dem Jelena fertig war.
Noch vor dem Morgengrauen wachte sie mit einem Ruck aus einem Schlaf auf, den man getrost als „Scheintod“ hätte bezeichnen können.
Kein Traum....seltsam.
Und irgendetwas hatte sie geweckt. Sie konnte nur nicht benennen, was es gewesen war...
Etwas verwirrt schlüpfte sie vorsichtig unter Jelenas Arm hervor um sie nicht zu wecken, setzte sich auf und knurrte leise, als die Wunden sich wieder bemerkbar machten.
Das Lager war still, nur von den Pferden hörte man hin und wieder ein Geräusch. Erst Anders und dann Damian hatte immer wieder Holz nachgelegt, so dass das Lagerfeuer in einer steten Flamme brannte.
Mit schief gelegtem Kopf betrachtete die Wölfin Jelena, die erschöpft neben ihr eingeschlafen war, eine ganze Weile.
Dann hob sie den Kopf, ihre verstümmelten Ohren bewegten sich rastlos und ihr Blick huschte über die Baumreihen, als versuche sie etwas zu orten, dass sich außerhalb ihres Blickfeldes befand.
Ihr ganzer Körper schien einer unhörbaren Stimme zu lauschen.
Etwas rief sie....
Die Wölfin riss sich von der Stimme los, rückte dann vorsichtig ganz nah an die Heilerin heran, schloss die Augen und atmete ihren Geruch ganz tief in sich hinein.
Bevor sie das Lager verließ, musterte sie noch kurz die beiden anderen Gestalten, als wollte sie sicher gehen, dass sie alle noch da waren und dass es ihnen gut ging. Anders schlief tief und fest, Damian beobachtete die Wölfin mit einem Blick, als wüsste er ganz genau, was sie vor hatte.
Sie stand auf, durchquerte das Lager, wobei sie einen großen Bogen um das Lagerfeuer machte und kniete sich dann am Rande des Lagers an einer gut sichtbaren Stelle hin, wo sie mit einer ihrer Klauen etwas in den Boden ritzte.
Ein letzter Blick auf Damian, dann huschte sie auf leisen Sohlen davon.
Ich brauche noch Zeit. Wir sehen uns wieder.
An der Stelle, an der sie gekniet hatte, waren einige Zeichen gut sichtbar im festgetretenen lehmigen Waldboden zu sehen:
Die nordische Runen für Treue und für Reise und daneben eine Pflanze, die stark an eine Eselsdistel erinnerte....