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Maugrims letztes Gebet

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Jeremias:
Damian nahm sich etwas zu trinken und setzte sich neben die in ihren Gedanken versunkene Anders. Schweigend schaute er Anders an, als sie sich auf den Kopf tätschelte. „Alles In Ordnung?“ Er deutete auf die Hand und hob eine Augenbraue.

Anders:
So plötzlich angesprochen zuckte die Kenderin leicht zusammen, schaute dann zu Damian, dann auf ihre Hand, dann wieder zum Priester. "Hm? Ach das. Es geht irgendwie. Ich versuche mich selbst zu trösten. Ist ja gerade keiner da der das machen kann." Sie lächelte ihn an.

Jeremias:
Damian legt ihr leicht die Hand auf die Schulter und lächelt den Kender an. „Auf dunkle Nacht folgt stets der Morgen. Mitternacht ist gekommen und hat uns einen teuren Freund genommen, ja. Aber wenn die Sonne wieder aufgeht, dann wird sie uns wieder Freude und Licht ins Leben bringen.“ Er hält kurz inne. „Unser ganzes Leben wird immer das ewige Spiel von Tag und Nacht sein. Und wenn Winter ist, ist die Nacht lang und im Sommer unseres Lebens ist die Nacht kurz.“ Er drückt kurz Anders‘ Schulter und zeigt dann auf Sasha. „Sie, du,“ er zeigt auf Jelena, „und sie, wir alle versuchen den Sommer zu bringen. Und das ist es, wofür auch ich mit jeder Faser meines Wesens kämpfe.“ Er fixiert Anders wieder. „Hör nie auf, an die Morgendämmerung, an den Sommer zu glauben und für ihn zu kämpfen. Denn solange wir dafür glauben und kämpfen wird es auch mehr Momente der Freude als der Trauer geben.“

Jelena:
Jelena nahm einen Löffel und flößte Sasha unter viel Zureden von der warmen Suppe ein. Sie mischte immer wieder Medizin darunter und ließ sie auch Tee trinken. Es war mühselig, denn Sasha war müde, erschöpft und zum ersten Mal seit Stunden wieder richtig warm.
Sie mochte nicht angefasst werden und mehr als einmal knurrte sie Jelena sogar an bevor sie abrupt abbrach und entschuldigend winselte.
Jelena blieb geduldig und war nach einiger Zeit zufrieden genug um das Essen zur Seite zu legen und die Schüssel mit dem inzwischen warmen Wasser zu sich zu ziehen. Es dauerte wieder einige Zeit, aber sie schaffte es Sasha aus den zerrissenen und blutigen Kleidungsstücken zu schälen und sie mit einem weichen Handtuch zu waschen. Sie inspizierte jede einzelne Wunde und runzelte dabei besorgt die Stirn, auch wenn ihre Stimmlage sich nicht änderte.
Eigentlich hätten sich einige der Wunden wenigstens bis jetzt geschlossen haben sollen, aber sie sah nicht die Spur einer Verschorfung... Sashas Körper hatte die Fähigkeit zur Heilung verloren.
So eine verfickte Scheisse... als ob das alles nicht schon schwer genug wäre...
Sie säuberte alle Wunden behutsam und vernähte diejenigen, die klafften. Als nächstes tastete sie alle Knochen ab und das was folgte war weder für sie noch für Sasha angenehm: einige der Rippen standen schief und der linke Arm hatte gelitten.
Sie renkte die Knöchel der rechten Hand ein und löste eine Blockade in der Wirbelsäule, säuberte die Schnitte an den Ohren damit nichts vernarbte und verteilte Kräuterkissen über den Nieren um die Prellungen zu mildern.
Sie gab ihr so viel Schmerzmittel wie sie konnte und nahm gleichzeitig Proben von ihrem Blut und ihrem Gewebe. Sie hatte vor mehr als 10 Jahren bereits einmal ihre Ohren nachwachsen lassen und sie ging davon aus, dass sie es noch einmal tun würde.
Nachdem sie alles akute versorgt hatte zog sie ihr saubere und warme Kleidung an und ließ sich dann erschöpft neben sie fallen. Die Dämmerung war gekommen und wieder gegangen und im Dunkeln wurde es noch einmal kälter.
Sasha fiel in einen tief erschöpften Schlaf und Jelena sah so aus als ob sie nur noch durch eisernen Willen aufrecht gehalten wurde.

Anders:
Anders lächelte wieder zu Damians Worten. Komisch... sowas ähnliches hatte sie zu Galoria gesagt. Irgendwie tat es trotzdem gut, diese Worte, die Tatsache... das es ihn zu kümmern schien. Aber vielleicht war das auch nur seine Aufgabe als Priester? Egal was der Grund war die Kenderin war froh im Moment nicht allein zu sein. Sie aß ihren Eintopf nachdem er einigermaßen herunter gekühlt war und weichte einige Bruchstücke harten Brotes darin auf. Sie gab auch Damian etwas ab und legte etwas beiseite für Jelena. So bekam nicht jeder viel, aber jeder etwas. Dabei beobachtete sie schweigend Jelena.
Die Nacht  brach herein und senkte sich als kalter, schwarzer Umhang über die Lichtung. Auch wenn Sasha das Feuer nicht mochte, Anders war gerade wirklich froh darum. Es würde so schon eine kalte ungemütliche Nacht werden, aber mit dem Feuer im Rücken und in den Umhang gewickelt würden sie auch diese überstehen. Es dauerte ehe Jelena von Sasha abließ und die große weiße Wölfin in einen, hoffentlich traumlosen Schlaf sank. Anders schöpfte noch eine Portion Eintopf und brachte sie zu Jelena, vorsichtig auf leisen Sohlen. "Du musst auch was essen.", murmelte sie und reichte der Heilerin die Schale und den harten Brotkanten. "Dann kannst du dich ausruhen. Damian und ich werden uns die Wache teilen. Du bist verletzt und müde, versuch so viel Schlaf zu kriegen wie du kannst." Sie hockte sie auf die Fußballen und umschlang die Knie mit den Händen. "Kann man dir etwas gutes tun? Hast du kalte Hände? Ich hab warme Hände. Aber du hast ja auch den Eintopf. Der ist sehr lecker, aber das weißt du ja. Ist ja deiner." Das Feuer spiegelte sich leicht in den Augen der Kenderin, während sie die schlafende Sasha betrachtete. Sie machte sich Sorgen, aber wer tat das nicht seit ein paar Tagen. Wenn diese verfluchte Globule... Die Kenderin schauderte und drängte die Erinnerungen an zusammenrückende unsichtbare Wände und enge Felsspalten zurück. //Nein... wir hätten es nicht verhindern können. Maugim war schon immer zu stur wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Er wollte sie retten... um jeden Preis.//
"Ich übernehme die erste Wache."

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