Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie
Beekes Zimmer (Herbst/Winter 267 n.J.)
Sandra:
"Ich dachte, damit können wir es uns gleich noch gut gehen lassen. Könnte sich je nach Tee auch gut da drin machen... Oder wir machen den Met auch heiß..."
Dann angelte die Magierin nach einer anderen Ratte, die sich in einem der Käfige befand.
Sie holte das schwarz-weiß gefärbte Tier heraus und setzte es auf ihren Schoß, um anschließend in ihrer Tasche nach ein paar Nüssen zu angeln.
Schließlich hielt sie dem Tier eine halbe Nuss hin, welches daraufhin sichtbar freudig daran zu nagen begann.
Rikhard Kraftweber:
Höflich, wenn auch reserviert grüßte Rikhard Stella. Er sah pikiert drein und war gar nicht begeistert davon, dass Stella das interessante wissenschaftliche Gespräch, das er soeben mit Beeke begonnen hatte, unterbrochen hatte. Und dann auch noch mit einer Flasche Met. Innerlich seufzte er laut auf, aber er ließ sich nichts anmerken. Er hatte gelernt, dass es nicht immer gut war, offen zu zeigen, was er fühlt.
Er ließ Stella etwas Zeit, anzukommen und es sich bequem zu machen, dann fuhr er fort:
"Ich kenne den Sibelius-Baum noch aus Silvanaja. Hier in Tangara habe ich noch nie ein lebendes Exemplar gesehen. Die kleinen Holzwächer werden immer aggressiv, wenn versucht, im Winter an den Saft und das Harz des Baumes zu kommen. Gewiss, das Doldenproblem hab ich dann nicht, aber dafür ein ganz anderes."
Er tippte sich mit der Kuppe des Zeigefingers nachdenklich gegen die Unterlippe und runzelte die Stirn.
"Entweder muss man an diesen Wächtern vorbei, oder man hat eben die Arbeit, den Eiter mehrfach zu filtern. Ich hab gelesen, dass es im Lorinan ebenfalls Sibelius-Bäume geben soll. Aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll. In demselben Werk stand, dass die Elfen des Lorinan ihre Musikinstrumente daraus gefertigt hätten, aber der Autor legt keinerlei Belege vor. Und im selben Atemzug ist von großen Baumwächtern die Rede. Nicht diese kleinen, die sind nervig, aber harmlos. Sondern welche, die größer als Menschen sind."
Während er sprach, beobachtete er mit einem gewissen Respekt, wie natürlich Stella mit den Tieren umging. Diese Gabe hatte ihm immer gefehlt, und er verstummte plötzlich und starrte fasziniert auf den Nager, der sich redlich mühte, die Nuss zu fressen.
Lilac:
Beeke nickte zu Rikhards Worten. Sie kannte diese Baumart nur in der Theorie. Das Holz hatte sie schon bewundern dürfen - sowohl als Musikinstrument, als auch als Magierstab. In einem Herbarium war ihr das Blattwerk untergekommen. Und den Saft des Baumes - wegen seiner Farbe und Konsistenz allgemein als Sibelius-Eiter bekannt - kannte sie auch.
Beeke war zwar aus tiefster Seele Zoologin, doch ihre Faszination ließ sich auch von vielen anderen Wundern der Natur wecken.
Nun beobachtete sie ein ähnliches Phänomen bei Rikhard. Dessen plötzliches Interesse an der Ratte ließ sie sanft lächeln. Beekes Theorie, dass jedes höhere Lebewesen ein instinktives Interesse an anderen Lebensformen hatte, wurde wieder einmal bestätigt.
Daher ließ sie ihn jetzt auch in Ruhe seinen Beobachtungen nachgehen. Ihm Futter für das Tier anzubieten, wäre ein nächster Schritt, doch das hatte noch Zeit.
Sandra:
Sanft streichelte Stella das Tier, welches weiterhin mit der Nuss kämpfte und sie Stück um Stück vertilgte.
Die Seiten ihres Aufsatzes hatte sie auf das Bett gelegt, denn sie wollte das Gespräch von Rikhard und Beeke nicht unterbrechen - sie würde ihn ihr auch einfach später geben können.
Nun lehnte sie sich vorsichtig wieder zu dem Käfig, um eine weitere Ratte herauszuholen, welche sie sich auf die Schulter setzte.
Ihr gefiel offensichtlich die Aussicht und es reckte neugierig den Kopf in verschiedene Richtungen.
Rikhard Kraftweber:
"Das Dilemma bleibt aber bestehen."
Rikhard sprach etwas langsamer, aber schlussendlich verlor er das Interesse an der Ratte. Es war schon ganz gut, dass Stella sich mit den Nagern beschäftigte, so blieb ihm das erspart. Die Tiere hatten ohnehin gewiss Angst vor ihm.
"Im Winter sind die kleinen Baumwächter im Weg, im Sommer muss ordentlich gefiltert werden. Wenn ich wählen müsste, dann würde ich filtern. Außerdem ist Silvanaja im Winter ohnehin nicht wirklich schön. Was man hier in Fanada erhält, ist aber ehrlich gesagt meist schon alt und angedickt, das muss dann auch wieder aufbereitet werden. So ist vernünftige Forschung nicht möglich."
Er zögerte kurz, dann fuhr er fort:
"Man müsste einmal nach Silvanaja reisen und dort in natura mit dem Saft arbeiten ..."
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