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Nach Hause (von Caer Conway nach Goldbach,nach dem Fest der Grenzen 268)
Francois:
Das Fest der Grenzen war vorüber. Es waren wunderbare Tage, bei denen die Sonne mit der Garderobe der Damen und den Rüstungen der Chevaliers um die Wette strahlte und sich vieles ereignete.
Die Einweihung der Gedenkstätte am ersten Tag warf, verbunden mit den Erinnerungen an die Ereignisse vor 10 Jahren, einen kleinen Schatten auf die Festivität, jedoch waren sich alle einig, dass man nach vorn schauen sollte und müsse. Vielleicht ging auch deshalb niemand darauf ein, dass eine Delegation aus Lodrien kommentarlos dem Fest beiwohnte. Sicher waren dies andere als damals, andere als diejenigen, die eine Stadt und ihre Bewohner im Stich liessen.
Für Mann und Weib gab es genügend zu sehen und zu tun, der Markt mit seiner Vielzahl an Händlern mit ihrem reichhaltigen Angebot war eine Fundgrube für jeden, der Kupfer über hatte.
Das Angebot an Wettbewerben war wie immer breit gefächert, so dass für jeden, der sich in irgendeiner Form betätigen wollte, Möglichkeit gegeben war. Sei es das Helmholzen oder das Gestampfe, das Bogenschiessen, oder die Hauptattraktionen in Form von Fusskampf und Tjost für die Chevaliers.
Hier zeigte sich erneut, wer nicht nur Können besass sondern auch das Glück auf seiner Seite hatte.
Teile der goldbacher Delegation waren bis auf das Helmholzen bei jedem Wettkampf vertreten.
Natürlich gab es wie immer auch die eine oder andere Störung durch solche, denen einfach Erziehung und Anstand fehlen, aber die wurden durch die entsprechenden Instanzen schnell behoben.
Und wie eh und je bot auch die Tangara Postille, dieser Quell an wohlrecherchierten und handfesten Fakten Möglichkeit, sich zu amüsieren oder aufzuregen, je nachdem, wie man die Sache nahm...
Albin von Eberstein und Yezariel Sciurus mit Gefolge waren Teil des goldbacher Lagers und trugen zu den grossartigen Momenten bei, die sich ergaben.
Tannjew von Norngard beehrte das Lager mit einem Besuch, ebenso natürlich Flamen Magnus Damian mit seiner Gemahlin Amabilis Leonie.
Kassos Blutklinge nutze die Gelegenheit, um Madame "Griffon", das Familienschwert zu überbringen, welches in der Schmiede der Löwenburg überholt worden war.
Unter denjenigen, welche der Baronin die Aufwartung machten waren Delegationen aus Yddland, unter anderem vertreten durch Ottokar von Ravensruh und Wulfgar von Rüden; sowie aus Zarorien, welches durch Bernhard von Altensturmburg, Baron von Dorrenbachtal sowie Herrn von Graueisen, desweiteren den Junker von Eschengrund nebst Gemahlin vertreten wurde. Ebenso lies die Dame von Falkenstein aus Kassador es sich nicht nehmen, Madame zu besuchen.
Neben Comtesse Klara aus Lichttal samt ihrem Gefolge sowie Erik Sturmfels,Graf von Greifstädt und dem Baronspaar Feuerklinge waren aus Vanora die Herren von Bergebi und Daver sowie aus Grenzbrück der Herr von Altmendrett, Gäste im Lager der Baronin.
Dass der Herold, seines Zeichens aus Touluse, welcher das Turnier leitete sich häufig an der goldbacher Tafel finden liess, bedarf eigentlich keiner Erwähnung.
So herrschte im goldbacher Lager ein stetiges kommen und gehen und reger Betrieb, unterbrochen durch die Turniere und die Mahlzeiten.
Am Morgen nach dem Fest war das goldbacher Lager früh auf den Beinen. Einer der vor Ort anwesenden Priester hatte am Vorabend ein ungutes Gefühl geäussert, dass es zu Regen und Sturm kommen sollte, und diejenigen, die ihn kannten, bestätigten, dass seine Vorahnungen meist zutrafen.
Da Madame wie auch alle anderen gut und gerne auf vollständig durchnässte Zelte und sonstige Lagerutensilien verzichten konnte, beeilte sich die Gruppe also mit dem Abbruch des Lagers und dem beladen der Karren
Und sie hatten sogar Glück und waren gerade rechtzeitig fertig, als die ersten Tropfen den Boden berührten, der die letzten zwei Tage von Alamar gesegnet war.
Die Reisegruppe um die Baronin hatte sich während des Festes etwas vergrössert.
Einige der auswärtigen Gäste schlossen sich auf ihrem Weg nach Donnerheim an.
Und ein weiterer gast war hinzugekommen, den niemand vorhergesehen hatte, und der selber zu Beginn der Tage nicht gedacht hatte, die Gastfreundschaft Goldbachs so intensiv geniessen zu dürfen.
Lilac:
Julienne hatte sich während ihres Aufenthalts ausgiebig um die Pferde gekümmert und war nur selten im Lager gewesen. Eines der Zugtiere hatte sich beim Versuch, den Wagen auf der Hinreise aus einem Schlammloch zu ziehen ein Band gezerrt und so war die Gardistin damit beschäftigt gewesen, dem armen Ross regelmäßig neue Umschläge zu machen. Zum Glück waren die Tage der Ruhe genau das richtige gewesen und das Pferd erholte sich gut, so dass es auf dem Heimweg wieder den Wagen ziehen konnte.
Julienne wäre am liebsten vorgeritten, so sehr sehnte sie sich nach... Hause.
Doch der Tross zog in seiner üblichen, gemächlichen Reisegeschwindigkeit durch die Lande und es war ihre Aufgabe, die Augen und Ohren offen zu halten, um etwaige Gefahren frühzeitig zu bemerken und abzuwehren.
Die Gardistin hatte sich sehr gefreut, Andarin erneut zu begegnen und war voll des stillen Stolzes auf den jungen Mann, der seiner Pagenzeit nun offenbar entwachsen war.
Während sie durch einen leichten Niselregen reisten, der aufgrund seiner Beständigkeit so langsam aber sicher auf die Gemüter schlug, dachte Julienne an den Junker Jacques de Bucherôn. Sie musste in letzter Zeit oft an ihn denken
Die letzten Nachrichten aus Riche de Chêne hatten nichts gutes über seinen Gesundheitszustand verlauten lassen und die Gardistin fragte sich, ob sie diesen Mann, der ihr so ans Herz gewachsen war, noch einmal in dieser Welt sehen würde. Plötzlich schauderte sie. Ob es von der unerwarteten Windböe, die ihr den Regen ins Gesicht trieb kam, oder von einer dunklen Vorahnung, mochte sie nicht zu sagen.
Sie schüttelte die düsteren Gedanken fort und konzentrierte sich wieder auf ihre Umgebung...
Anders:
Springer trottete gemächlich im Tross der Goldbacher Gesandschaft dahin. Der feine nieselregen machte dem stämmigen Pferd nichts aus genau so wenig wie die Tatsache, dass es durch die diversen Bänder und Federn die in seine Mähne eingeflochten waren aus der Masse heraus stach wie ein Pfau in einer Gruppe Tauben.
Anders hingegen hatte sich erst mit der Zeit an die neue Umgebung einigermaßen gewöhnt. Ihre erste Handlung am Abend vor dem Aufbruch war gewesen sich von unnötigem Gepäck und anderen Dingen zu befreien und kurz nach Sonnenaufgang hatte alles zusammen gepackt um sich dann zügig am Lager der Goldbacher einzufinden. Das Lager hatte zu dem Zeitpunkt mehr einem Ameisenhaufen geglichen, kontrolliertes Chaos. Sie hatte sich bemüht nicht im Weg zu stehen und dort zu helfen wo man sie ließ. Viel gesprochen hatte sie nicht und tat es auch immer noch nicht.
Sie beobachtete und versuchte sich daraus zu erschließen wie diese Leute untereinander funktionierten.
Lilac:
Julienne hatte den Platz an der Tête, ritt gelegentlich etwas voraus und ließ sich zurückfallen, wenn sie meinte etwas gesehen zu haben. Hexe war nicht gut auf das Wetter zu sprechen und schlug mit dem Kopf und tänzelte unnötig herum. Ihre Reiterin gab acht, nicht zu dicht an die anderen Pferde zu kommen, damit Hexe sie in ihrer miesen Laune nicht beißen oder gar treten konnte.
Auf dem großen Platz in Caer Conway, wo die Tiere untergebracht worden waren, hatte Julienne sich angewöhnt, Hexe als Warnung für alle anderen eine Schleife in den Schweif zu flechten und diesem Brauch folgte sie auch jetzt noch.
Allem Rumgehampel zum Trotz genoss die Gardistin die Zeit mit der Stute. Hatte sie in Goldbach stets Mühe gehabt, Hexe an andere Reiter zu gewöhnen, war es hier nun ganz selbstverständlich, dass sie das Tier ritt. Und der lange Reiseweg gab ihr und dem Pferd jede Menge Möglichkeiten, Zeit miteinander zu verbringen.
Während ihrer Zeit auf dem Fest der Grenzen hatten sich etliche Leute angeboten, ihr Können auf Hexe zu demonstrieren. Doch Julienne hatte immer verneint. Vor allem dann, wenn sie martialische Sporen oder Peitschen an den potentiellen Reitern gesehen hatte. Ein junger Recke niederen Adels war besonders hartnäckig gewesen und hatte mit seinen Fähigkeiten, jedes Pferd brechen zu können, geprahlt.
Schließlich war der Gardistin der Kragen geplatzt und sie hatte ihm ein Wettreiten vorgeschlagen. Kein Rennen - oh nein, diese Lektion hatte sie gelernt! Sie suchten den hochgelobten Rittmeister eines kleineren Hofes auf und baten ihn, den Posten des Jurors zu übernehmen. Der Jüngling höhnte, es könne ihm niemand etwas vormachen, und damit war das Interesse des besagten Rittmeisters geweckt.
Man traf sich also auf der Wiese, an der an langen Leinen all die Tiere untergebracht waren, die mit den Gruppen angereist waren.
Der junge Kerl bestieg seinen Hengst, ein wunderschönes Tier, das jedoch, bei näherem Hinsehen, an Maul, Nasenrücken, Kinn und Flanken unschöne Narben aufwies. Das Pferd kam aus einer der besten Zuchten, das war gleich zu erkennen.
Der Rittmeister besah sich zunächst mit kritischer Mine die Pferde und gab dann Kommandos vor, nach denen sie reiten sollten.
Hexe spürte Juliennes Nervosität und war unruhig, doch mit der Zeit wurde alles zur Routine. Schritt, Trab, Galopp, Wendungen, aus dem Stehen in verschiedenen Tempi anreiten...
Während der Hengst des Adligen dies unter Zwang vollführte und von ihm mit Maulgereisse, Sporentritten und Geschrei traktiert wurde, blieben Hexe und ihre Reiterin ganz ruhig. Nur Juliennes freudige Ausrufe, wenn Hexe mal wieder besonders folgsam war, kamen aus ihrer Richtung.
Zum Schluss lobte der Rittmeister die Gardistin und ihre Stute und er lachte, als Hexe versuchte, ihn zu beißen. Der gute Mann gab Julienne noch ein paar freundliche Ratschläge, die sie dankend annahm.
Den jungen Adligen hingegen bedachte der Rittmeister mit strengen Belehrungen, die dieser wutschnaubend zurückwarf.
Es war der Freitag gewesen. Julienne zog äußerst gutgelaunt vom Platz, nur um am nächsten Tag festzustellen, dass ihr, als sie gerade die Bandagen des Zugtieres wechselte, drei Recken entgegenkamen. Sie beschimpften sie, doch als sie sich aufrichtete, gewahrten die Burschen das Wappen und ihre Farben. "Der hat uns nicht gesagt, dass sie Goldbacherin ist!", rief einer und ein anderer schlug vor, dass sie lieber wieder gehen sollten, was die anderen beiden gerne befolgten...
So war Julienne am Samstag äußerst gut gelaunt zum Bankett gegangen und der Rest des Abends war unheimlich schön geworden.
Grinsend tätschelte die Gardistin Hexe den Hals. Sie war irre stolz auf das Lob des Rittmeisters und nahm sich fest vor, sich seine Ratschläge zu Herzen zu nehmen.
Francois:
Francois hielt sich entgegen seiner Angewohnheit und seines Postens weiter vorn bei Madame. Kleinere Bedeckung bedeutete auch weniger Schutz, also hatte er nun seine "zweite Aufgabe" zu erfüllen. Edouard hatte die Spitze, während Reynard den Abschluss machte. Alle anderen hatten sich gemäss ihrer Position oder aufgrund freier Plätze auf den Wagen eingereiht. Francois hatte Anders direkt vor Madame´s Wagen einen Platz gegeben. Dies eher um die anderen zu beruhigen, als um sie im Auge zu behalten. Die weiteren Gäste waren direkt hinter ihnen.
Sie kamen gut voran, der leichte Regen war nur nervig, aber nicht störend für den Marsch, noch nicht.
Der Waibel und Madame tauschten hin und wider ein paar Worte. Auch Julienne gab dann und wann, wenn sie ihre Position etwas verschob, einige Dinge von sich. Die letzten Tage hatten an einigen von ihnen ziemlich genagt, obwohl es ein Fest und keine Kampfhandlung war. Die ständige Präsenz und die mit Terminen und Programmpunkten angefüllten Tage waren anstrengend. So zogen sie dahin, gen Westen. Einige Wochen lagen vor ihnen, bis sie ihr Zuhause sehen würden.
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