Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

Ein Gasthaus in Engonia

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Vanion:
"Habe ich das?" Etwas zerstreut blickte Vanion auf, dann wanderte sein Blick schuldbewusst zu der schon recht leeren Karaffe. "Ich meinte natürlich Lavinia, richtig."
Dennoch griff er erneut zu, leerte die Karaffe in seinen Becher.

"Konrad glaubte, dass der Krieg ausgebrochen war, weil Tior beiden Seiten gleichermaßen seinen Segen erteilt hatte. Der Segen eines Kriegsgottes, eines blutdürstigen Schlächters. Verbittert, wie er mir erschien, machte er den Geschwistern Tiors Vorwürfe, dass sie ihm nicht Einhalt geboten hatten. Und dann erzählte er mir von einem Priester Alamars, der kurz vor dem Ausruf des Pilgerzuges von den Toten wiederkehrte."

Vanion legte eine Kunstpause ein.
"Eine überraschende Wende, n'est-ce pas? Aber während ich mich damals noch mühte, zu fassen, was der alte Ritter da von sich gegeben hatte, machte er schon weiter: wie Jeldrik war dieser Priester von den Toten wiedergekehrt, und wie in Jeldrik setzten die Jeldriken, oder zumindest dieser eine Jeldrike, ihre Hoffnungen in ihn. Hoffnung, das Reich zu einen, wieder zu altem Glanz zu führen, zu Frieden und Wohlstand.

Und dann rief dieser Priester den Pilgerzug aus, gemeinsam mit einem Priester Tiors, mit einer Dienerin der Lavinia, und auch in Nadurias und Aines Namen wurden Eide geschworen. Doch der Täuscher, der blieb außen vor. Verstehst du, warum das Konrad zuwider war?"

Arienne:
Arienne konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: "Das passiert bestimmt jedem mal!" Sie schob ihren Becher zu Vanion, der aber die Karaffe in seinen Becher leerte, woraufhin sie den Becher wieder zurückzog.
'Naja vielleicht besser so, dann kann ich besser zuhören und bin morgen frischer.'
Sie schwieg dann eine ganze Weile und ließ sich Vanions Worte durch den Kopf gehen.
"Also war Konrad enttäuscht von den Göttern, dann hat er die Hoffnung durch den Alamar-Priester wiedererlangt, wenn ich deine Worte "dieser eine Jeldrike" richtig deute. Aber wie der Täuscher da jetzt reinpassen soll ist mir schleierhaft."

Vanion:
"Nun, ganz einfach. Zwei böse Götter, wie ich eben sagte. Konrad gab Tior die Schuld, und machte dem Pilgerzug den Vorwurf, im Namen ebendieses Gottes zu streiten - und dann kommt dieser Alamarpriester daher, ruft den Pilgerzug aus - und verdammt im Namen des Herrn des Lichts den Gott des Schattens dazu, abseits des Bundes seiner Geschwister zu lauern. So war der Pilgerzug von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie sollte das Land geeint werden, wenn Tior weiterhin wüten würde? Wie ein Gleichgewicht finden, einen Frieden, wenn der Herr Alamar seinen finsteren Bruder Szivar jagte?

Konrad hatte Jeldrik selbst in diesem Priester gesehen. Die Jeldriken warten auf des Kaisers Rückkehr, und Konrad gehörte zu denen, die dachten, dass es nun soweit wäre. Umso härter muss es ihn getroffen haben, als sich herausstellte, dass es wohl nicht Jeldrik war, der da auf andarranischem Boden wandelte."

Nun griff Vanion zum Becher und trank einen beherzten Schluck. Der Wein breitete sich wohlig in seinem Magen aus. "Vielleicht hätte ich damals einfach den Mund halten sollen. Dann wäre es nicht zu diesem unseligen Duell gekommen." Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch.
"Was hilft es, diese Frage zu stellen? Es ist gekommen, wie die Götter es gefügt haben, und nun sitze ich hier, um zu berichten.

Nun, du musst wissen, dass ich in besagtem Pilgerzug selbst fleißig gekämpft hatte. Ich war zwar nur ein Knecht, nichts weiter als eine weitere Klinge in des Herrn Simon Gefolge, aber in diesem Krieg bin ich vom Bauern zum - naja, zum Knappen gereift, wenn man das so ausdrücken kann. Stell dir vor, ein Junge verschwindet vom elterlichen Hof, um Heldentaten zu begehen, und landet in einem blutigen Schlachtgetümmel. Mit der Zeit weichen der Durst nach Heldentaten einem Durst nach Frieden, denn vom Töten hat der Junge rasch genug. Aber er verrichtet seinen Dienst, tut, was er für das Richtige hält, und auf dem Felde wird ihm das Tor zum Knappenstand geöffnet. Dieser Knappe, stolz auf seine Taten, wissbegierig und forsch, hört den Herrn Konrad so über den Pilgerzug reden. Und närrisch, wie dieser Knappe eben war, geigt er dem Herrn Ritter die Meinung. Der Krieg sei kein Werk Tiors gewesen, predigte ich. Allein Szivar sei es gewesen, der seine Geschwister täuschte und einen gegen den anderen ausspielte. Für jedes Götterwirken fand ich ein Beispiel, wahrlich, man hätte mich für einen Prediger gehalten, hätte ich Lorainnes Wappen nicht getragen.

Konrad sagte nichts dazu. Er fragte mich lediglich eines: ob ich Zeuge von Konars Tod geworden war, vor den Mauern Engonias."

Arienne:
Arienne machte sich zu Anfang notizen, dann wurde ihr die Erzählung zu wirr um gleichzeitig zu schreiben und aufmerksam zuzuhören.
"Ah ja das verstehe ich. Also Konrad war unzufrieden damit das der Pilgerzug nicht wie die Jeldriken alle Götter um Beistand bat sondern Szivar außen vor ließ...Was mich verwirrt ist Konrads Aussage, dass dadurch der Pilgerzug zum Scheitern verurteilt gewesen ist. Aber der Pilgerzug war doch erfolgreich und hat das Land von Barad Konar befreit, auch wenn es seit dem kein vereintes Engonien wie vor Barad Konar mehr gibt. Ist es ein geeintes Kaiserreich Engonien, dass sich Konrad vom Pilgerzug erhofft hat?"
Sie machte eine Pause und trank den letzten Schluck Wein aus ihrem Becher.
"Ah du warst also auch im Pilgerzug, es war für meinen Bruder der erste Krieg als Knappe, er kam verändert wieder..... Du hast dich also mit Konrad angelegt weil du anderer Meinung warst als er? Und bist du dabei gewesen?"

Vanion:
"Konrad sah den Pilgerzug zum Scheitern verurteilt, weil der dazu genutzt wurde, die weltlichen Interessen vieler, allen voran der Imperatorin, durchzusetzen. Etwas Heiliges, entweiht durch schnöde Machtspiele. Und das, was wir einen Frieden nennen, nannte er Zerfall. Und gewissermaßen hat er Recht: das Kaiserreich gibt es nicht mehr. Wie heißen die Reiche nun alle? Middenfelz, Hanekamp, Tangara, das Protektorat, Silvanaja, und natürlich das Imperium, das aber nur noch einen Bruchteil seines früheren, vorjeldrikischen Glanzes besitzt."

Der Ritter legte eine Pause ein, bevor er Ariennes letzte Frage beantwortete.
"Ja, das war ich."
Vanion sah kurz auf, sein Blick begegnete den neugierigen Augen Ariennes. Kurz zögerte er, ob er es erzählen sollte, aber dann gab er sich einen Ruck.
"Als der Pilgerzug vor den Mauern Engonias eintraf, wussten wir, dass wir uns auf eine monate-, vielleicht jahrelange Belagerung einstellen mussten. Wenn das geschieht, beginnt das Volk zu leiden. Essen und Wasser wird knapp, Krankheiten breiten sich aus, tagsüber wird gekämpft und nachts brennen die Dächer. Am wichtigsten ist es, die Kämpfer zu versorgen, und die Schwachen, allen voran die Alten und die Kinder, müssen das Schlimmste ertragen. Ganz davon ab, dass die eigenen Toten kaum zu bestatten sind, man verbrennt sie oft, um Seuchen zu vermeiden. Dieses Leid galt es, kleinzuhalten. Wir waren schließlich die Guten, verstehst du? Wir wollten die Stadt, das Land befreien. Also gab es einen Plan. Stauffer, der Kanzler der Ayd'Owl, hatte vor Jahren die magischen Verteidigungsanlagen der Stadt entworfen, wenn ich mich recht entsinne. Und er kannte eine Schwachstelle, die wir zu nutzen gedachten.

Also entsetzten wir einen kleinen Trupp unter dem Kommando des Herrn Simon de Bourvis. Auch ich war Teil dieser Gruppe, als Knecht in seinem Gefolge. Viele, wenn auch nicht alle der Gesichter, die heute als Helden Engoniens gefeiert werden, waren schon damals dabei. Zwei Tage dauerten die Kämpfe dort, und am zweiten gelang es uns, mithilfe - tja, ich weiß auch nicht, wie genau das funktioniert hat. Es gab einen mächtigen Zauber, vermischt mit Gebeten an Tior, und diese Beschwörung ließ Barad Konar in unserer Mitte auftauchen. Er wurde - teleportiert."

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