Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Bibliothek (Sommer 268 n.J.)

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Rikhard Kraftweber:
Rikhard warf einen prüfenden Blick auf Kydora. Sie war unverbindlich wie eh und je. Aber sie trug die farbigen Male im Gesicht. Mittlerweile störte Rikhard sich nicht mehr daran, im Gegenteil. Er hatte nun einige Jahre an der Ayd'Owl verbracht, und wirklich weitergebracht hatten ihn seine Studien nicht. Sicher, er konnte Theoreme noch und nöcher herunterbeten, seine Noten hatten sich wieder gefangen (in manchen Kursen hatte er Runa zumindest eingeholt, wenn auch längst nicht überholt), sein Stand als Assistenz der Akademieleitung war gefestigt.

Er hatte allerdings immer noch niemanden an sich herangelassen. Das war für ihn schon ein gewaltiger Fortschritt, schließlich hatte er früher nicht nur Menschen nicht an sich herangelassen, sondern sie eben möglichst weit weggestoßen. Aber wirkliche Freundschaften konnte er nicht schließen. Und analytisch, wie Rikhard eben war, hatte er sich auf seinen Stuhl gesetzt und nachgedacht. Gut, das hatte etwas seltsam ausgesehen, aber er hatte eben keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten der anderen Schüler im Gemeinschaftsraum nehmen können. Rikhard musste nachdenken, und wenn Rikhard sich zu etwas entschlossen hatte, dann musste das auch geschehen.

"Darüber will ich aber gar nicht streiten. Vielleicht ist es die Gewohnheit, aber ich bin diese Mauern satt geworden. Also, versteh mich recht - ich werd meine Studien gewiss nicht abbrechen." Unwillkürlich musste Rikhard an einen gewissen Magier denken, mit dem er einen Handel abgeschlossen hatte. "Aber ich bin nunmal, was ich bin: ein Magier aus Silvanaja. Und es ist gewiss nicht gesund, dass ich meine Herkunft verstecke, mich nicht damit auseinandersetze. Als ich hierhin gekommen bin, da hab ich kein Selbstvertrauen gehabt. Hab mich in meine Arroganz gehüllt und mein Können dazu genutzt, andere herunterzumachen. Gut, ich kann nun auch einfach mehr als die meisten, schließlich bin ich ein Genius, auch wenn meine Ausbildung noch lange nicht abgeschlossen ist. Ich frage mich schon, welche bahnbrechende Entdeckung ich vornehmen werde, mit welch' abenteuerlich gewagtem Zauber mein Name in Verbindung gebracht werden wird. Aber ich schweife ab. Ich habe mir hier ein Fundament aufgebaut, dass es mir erlaubt, einen Schritt ins Ungewisse zu wagen, denn nun habe ich einen Boden, auf den ich fallen kann. Den hatte ich vorher nicht. Also..." Rikhard holte tief Luft. "...also werd ich nach Silvanaja reisen."

Kydora:
Als Rikhard zu sprechen begann, setzte Kydora immer mal wieder an, etwas zu sagen. Doch stellte sich das vermeintliche Ende seiner Worte immer nur als kurze Redepause heraus. Und so schloss sie den Mund wieder und starrte ihn ungeduldig an, bis er eine längere Pause zu machen schien. Ein Moment der Stille legte sich auf diesen schmalen Gang zwischen den Bücherregalen, die aktuell noch mehr Regal als Buchanteile hatten. Diese Stille verlieh Rikhards Worten irgendwie eine zusätzliche Gewichtigkeit, welche jedoch von dem leichten unruhigen Wippen Kydoras durchbrochen wurde. Da Rikhard scheinbar doch nicht weiterreden wollte, holte Kydora wieder Luft, um ihrerseits zum Reden anzusetzen.
„Das kling nach einer wundervollen Idee.“ kam es mit einem Kopfnicken von der Silvanaja. „Wirklich. Ich finde das echt toll, dass du hier ein Zuhause gefunden hast. Also das mit dem Boden auf den du fallen kannst, was du gesagt hast. Auch wenn ich das nicht als Fallen und Boden bezeichnen würde.“ Sie blickte nachdenklich zur Seite. „Eher… hmm… eher wie ein warmes Heim in das man zurück kehren kann, wenn man im Winter einen Tag draußen im Schnee verbracht hat und ganz durchgefroren ist. Und dann kuschelt man sich in ein paar Felle und trinkt Tee. Verstehst du was ich meine? Das ist ein Abenteuer. Und dabei kann man mit ganz vielen Erfahrungen herausgehen.“

Es freute Kydora wirklich, dass Rikhard, wenn auch auf seine ganz eigene Art, sich machte… irgendwie. Aber dass er überhaupt davon sprach, nochmal einen Fuß nach SIlvanaja zu setzen war ein enormer Fortschritt. Wie gut konnte sie sich noch an seine unfassbare Ablehnung ihr gegenüber Erinnern. Sie schmunzelte bei dem Gedanken wie sie ihn damals im Bregaholz kennen gelernt hatte. Er schwafelte über Wein und hatte für die junge SIlvanaja nichts als Verachtung übrig. Und doch stellte sich heraus, dass er aus dem selben Landstrich wie sie selbst kam. Er war ein sonderbarer Kerl gewesen, gut das war er immer noch, aber die Tatsache, dass sie nun hier stehen und eine normale Unterhaltung führen konnten, sprach Bände. Apropos Bände, hatte Kydora das Buch über Silvanaja schon eingepackt, dass Rikhard ihr geschenkt hatte? Ob er es vielleicht wiederhaben wollte, wo er doch entschlossen hatte, sich mit seiner Herkunft nochmal auseinander zu setzen? Sie schüttelte innerlich den Kopf. Erstmal abwarten, was sein Ausflug für Erfahrungen mit sich bringen würde.

„Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Spaß und positive Erlebnisse auf deiner Reise.“ fuhr Kydora fort. „Aber wenn du dich auf deinen Instinkt verlässt, sollte das schon klappen.“ Sie beugte sich leicht zu ihm rüber und gab ihm einen aufmunternden Klaps auf den Oberarm. Umarmungen waren ja nicht so seins.
Gerade als sie sich umgedreht hatte, um sich mit einer kurzen Verabschiedung wieder auf den Weg zu machen, hielt sie inne und machte auf der Stelle wieder kehrt. Mit einem aufgeregten Funkeln sah sie ihn an. „Was dagegen wenn ich mitkomme?“ fragte sie frei heraus. „Ich wollte ohnehin mal wieder meine Familie besuchen. Ich könnte dich ein Stück begleiten, also bis sich unsere Wege dann halt trennen.“

Rikhard Kraftweber:
"Ich würde mich sogar freuen."
In Rikhards Stimme schwang ein unsicherer Unterton mit. Es war ihm anzumerken, dass er sich nicht gerade auf die Reise freute, aber der Magier wirkte entschlossen.
"Ich würde gerne deine Familie kennenlernen. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass du meine kennenlernst. Ich weiß nicht einmal, ob ich sie sehen werde."

Kydora:
"Du... echt jetzt?" kam es von ihr und sie sah ihn sichtlich überrascht an. "Ehm... also wenn du magst, kannst du gerne mitkommen. Aber-" sie hob ermahnend den Finger in die Luft und sah Rikhard ernst an. "Du solltest Appetit mitbringen." Kydora nickte bestätigend. "Und davon nicht zu wenig."

Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und grinste ihn an. "Das wird ein lustiges Abenteuer. Da bin ich mir sicher. Allerdings solltest du andere Kleidung für die Reise wählen als das da." erklärte sie und deutete auf seine Robe. "Das ist eher unpraktisch."

Rikhard Kraftweber:
"Wohl wahr. Die wird im Urwald ohnehin nicht lange überleben, die Robe lasse ich besser hier. Ich brauche wahrscheinlich eine gute Woche, wenn nicht zwei, zur Vorbereitung. Kleidung einkaufen, Dinge regeln, Urlaub beantragen, du kennst das doch. Bist du noch eine Weile hier in der Stadt oder hast du's eilig?"

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