Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Auf der Reise nach Silvanaja
Kydora:
Kydora ging ein paar Schritte und näherte sich dem festen Stamm. Dieser Ort schien wirklich etwas besonderes zu sein, doch so ganz konnte sie es nicht erfassen. Es war wie ein Schatten, den man im Augenwinkel subtil wahrnahm, aber sobald man sich hinwendete und genauer hinsah, sah man nichts.
Sie spürte die Besonderheit dieses Ortes, doch fehlte ihr schlichtweg der Zugang. Dies hier waren eben nicht ihre Wurzeln.
Kydora drehte sich zu Rikhard um und sah ihn freundlich an. „Wann warst du das letzte mal dort oben?“
Rikhard Kraftweber:
"Ist eine ganze Weile her."
Er legte seine Hand an den Stamm des ehrwürdigen, respekteinflößenden Baumes.
Nachdenklich und leise sprach er:
"Dieser Ort ist Teil meines Wesens, und viel zu lange habe ich verleugnet, wo ich herkomme. Das war dumm von mir, anmaßend und schlicht falsch."
Mit nüchternem Gesichtsausdruck drehte der Magier sich um und sah die beiden Frauen unverwandt an, die ihn ihrerseits musterten.
"Kyra, ich bitte dich um Vergebung. Was ich dir angetan habe, tut mir so leid."
Es dauerte Minuten, bis Kyra eine Regung zeigte. Dann trat sie auf Rikhard zu und schloss ihn in seine Arme. Herzlich erwiderte er die Geste, und ein breites Lächeln trat auf sein Gesicht. Der Moment dauerte nur kurz, nach wenigen Sekunden machte die Weberin einen Schritt zurück.
"Es ist schön, dass du hierhin gefunden hast, Rikhard. Und ich vergebe dir, natürlich tue ich das. Aber ich bin nicht blind, und ich kann deutlich sehen, dass du nicht hier bleiben möchtest."
Rikhard nickte.
Rikhard Kraftweber:
Eine ganze Weile war es still. So still, wie es hier eben sein konnte: ein naher Bach gluckerte vor sich hin, während sein Wasser den See speiste. Vögel zwitscherten, und über den hohen Baumwipfeln flogen manchmal ganze Schwärme auf und machten sich auf den Weg, dem nahenden Winter zu entkommen. Der Wind rauschte in den Bäumen, und über allem lag ein seliger Frieden. Worte gab es keine, die diese Momente schöner hätten machen können, und nach einiger Zeit fasste Rikhard sich ein Herz.
Erstaunlich behend schwang er sich in die Alte Weide hinauf, seine Füße fanden den Weg von selbst. Sein Körper erinnerte sich, und je höher er kam, desto weiter konnte er sehen. Schließlich fand er sich in einer Astgabel sitzend wieder, und von dort schweifte sein Blick weit über den See hinaus, über die Rauchfäden, die aus dem Zeltdorf der Weber aufstiegen, hin zu der Schönheit, die sich im Sonnenschein vor ihm entfaltete.
Gewiss eine Stunde saß er dort oben, Kyra und Kydora sich selbst überlassend. Als er wieder herunterkam, hatte sich ein neuer, frischer Glanz seinen Augen bemächtigt. Er winkte Kyra zur Seite, und gewiss zehn Minuten sprach er mit ihr, ohne dass Kydora etwas hören konnte. Dann umarmten die beiden sich herzlich, kamen wieder zu Kydora herüber und schauten sich an.
"Aine auf deinem Weg und Naduria in deinem Herzen, Rikhard. Und auch dir, Kydora, wünsche ich eine gute Heimreise und den Segen der Götter."
Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte Kyra sich um und war bald zwischen den Sträuchern und Büschen des Hügels verschwunden.
Rikhard lächelte. "Also dann - wollen wir?"
Kydora:
Kydora hatte sich angenehm mit Kyra unterhalten. Die meiste Zeit drehte sich das Gespräch um Silvanaja und die Traditionen ihre Stämme.
Als Rikhard sich dann mit Kyra zurückzog hatte sich Kydora dem See gewidmet und ihre Gedanken treiben lassen...
Die Verabschiedung der Silvanajer war kurz aber freundlich und nun stand sie mit Rikhard dort und erwiderte sein Lächeln.
"Wenn du alles getan hast, was du tun wolltest, können wir los. Lass uns zurück nach Fanada gehen."
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