Julienne ging mit weichen Knien über den Hof. Ihr Blick war gesenkt - sie wollte niemanden hören oder sehen.
Ihre Schritte führten sie wie ganz selbstverständlich zum Stall.
Dort angekommen, begab sie sich zu dem Verschlag, in dem das Pferd stand, mit der sie schon so viel erlebt hatte - die Stute Hexe.
Hier war es ruhig und warm, einzig die Tiere machten ein paar Geräusche.
Hexe kam zur Türe ihres Verschlags und kippte ihre Ohren vor und zurück. Dann stupste sie Julienne unsanft an.
"Es tut mir leid, isch 'abö nischts für disch mitgebracht...", sagte die Noch-Gardistin traurig und streichelte dem Pferd über die Nase.
Die Stute schnaubte und kratze mit dem Huf über den Boden.
Julienne öffnete den Verschlag und huschte hinein. Für jeden anderen wäre das nicht ohne Risiko gewesen, doch die Frau und das Pferd hatten eine besondere Beziehung, die sie verband.
Julienne stellte sich neben Hexe und begann, die Stute am Widerrist zu kraulen. Nach einer Weile begann das Pferd mit der Oberlippe zu zucken, wandte den Kopf und gab die Streicheleinheiten "zurück".
Julienne lehnte sich gegen das Tier und endlich flossen die Tränen. All die Verunsicherung und Überforderung der letzten Stunde brachen aus ihr heraus, während sie an das Pferd gelehnt dessen Schulter kraulte und im Gegenzug von ihm beknabbert wurde.
Leise schluchzend sank sie schließlich ins Stroh - ein Irrsinn bei dem Temperament des Tieres, doch das kümmerte Julienne gerade nicht.
Während Hexe sie von oben bis unten irritiert beschnupperte, versteckte die Frau ihren Kopf in ihren Armen.