Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

[SPOILER-ALARM!!] Ein letzter Weg

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Kydora:
Trauer in den Gesichtern der Anwesenden war es, was ihr begegnet war in den späten Stunden des vergangenen Tages. Lange hatte es nicht gedauert, bis Kydora die Gründe dafür erfahren hatte. Danach hatte sie einfach nur versucht da zu sein. Eine Schulter zum Anlehnen zu bieten für jene, deren Herz von Trauer fest umklammert wurde. Doch jetzt, da sie hier oben am Fenster stand und auf die Leute unten vor dem Haus sah, wurde ihr bewusst, dass sie längst nicht mehr dazu fähig war.

Die Silvanaja wendete sich von der Scheibe ab und ihrem leichten Reisegepäck zu. Bis in die frühen Stunden hatte sie am Abend noch mit Destus gesprochen. Es hatte gut getan nach all der Zeit und doch hatte es ihr auch einige Dinge aufgezeigt. Sie seufzte als sie sich aufs Bett sinken lies und den Kopf nachdenklich hin und her streckte. Was war nur aus ihr geworden? Ein erneutes Seufzen als sie sich wieder grübelnd ihren Sachen widmete, welche doch zügiger als gedacht fertig gepackt waren. Dann setzte sie sich nach einem erneuten kurzen Blick aus dem Fenster wieder auf ihre Bett. Sie würde warten bis der Trauerzug und auch die meisten der anderen Anwesenden abgereist waren bevor sie sich selber auf den Weg machen würde, um sich wieder ihren Geschäften zu widmen. Roberts Testament heraussuchen, die Bücher der Häuser zum Jahresende durchgehen, Gespräche führen, Ressourcen verwalten und planen… Es gab genug zu tun und hier konnte sie ohnehin nichts Sinnvolles beitragen.

Ihr Blick glitt zum Fenster. Lorainne und sie hatten kaum miteinander zu tun gehabt. Und doch konnte Kydora sich noch so klar als sei es gestern gewesen an den Moment erinnern wie sich die Ritterin zu ihr an den Boden gekniet hatte als sie selbst von Schmerz und Trauer über den Verlust von Robert zerrissen war, und ihr Trost spendete. Sie alle hatten Dinge, die sie mit Lorainne teilten - die einen mehr, die anderen weniger. Kydora bedauerte den Tod der Ritterin, die Lücke, welche nun gerissen war. Doch war dies leider der Lauf der Dinge, welcher niemand von ihnen zu ändern vermochte…

Ein weiterer prüfender Blick aus dem Fenster verriet Kydora, dass es sicher noch ein paar Augenblicke dauern würde. Sie begab sich wieder zu ihrem Bett und widmete sich vorerst ein paar Schriftstücken, welche sie dabei hatte.

Berengar von Thurstein:
Derweil waren die Pferde der Lichttaler von ihrem ursprünglichen Lager aus hergebracht worden, von dem aus sie vor drei Tagen die Patrouille begonnen hatten, aus der ihr Zusammentreffen mit den Inquisitionstruppen erwachsen war. Die aus dem Königreich im hohen Norden stammenden Männer und Frauen luden den Tieren ihre Habe auf und als Berengar gerade im Sattel gesessen hatte, war Lorainne hinaus gebracht worden. Der Ritter straffte sich, führte die zur Faust geballte Waffenhand zum Herzen und senkte in stiller Andacht das gerüstete Haupt zum Gruß an die Gefallene.

Dann ließ er den Blick über die Anwesenden schweifen und auf einigen verharrte der Blick länger als auf anderen. Yorik, den Äxten, Vanion, Arienne und einigen mehr versuchte er ein Lächeln zu schenken, doch lag Schmerz darin. Als Bandobras, sein Schlachtross, eine Bewegung mit dem Kopf vollführte, durchzuckte ihn ein körperlicher Schmerz, als die Zügel seine versengten Hände peinigten, doch der körperliche Schmerz riss ihn kurz aus seinem seelischen Leiden.

Der Mann, der ihm Bandobras übergeben hatte, kam auf einen Wink des Ritters noch einmal zu ihm und erhielt ein ordentliches Bündel Briefe sowie einen kleinen Beutel mit Münzen. Ein stummes Nicken, und er begab sich sofort daran, Boten zu finden, die Berengars Nachrichten zu ihren Bestimmungsorten bringen würden.

Dann durchbrachen Vanions Worte die Stille, und er sah den Mann an, dem er selbst im Otterbachtal auf Lorainnes Bitten hin gegürtet hatte. Er nickte dem Ritterbruder stumm zu und lenkte dann sein Schlachtross mit bedachten Schritten an den Spänner heran, der die kostbare Fracht in die Heimat tragen sollte.

Und wieder versagte ihm die Stimme, als er sie so daliegen sah. Drei, viermal versuchte er sich zu sammeln, doch brachte er die Worte nicht heraus. Schließlich gab er sich im Ringen mit sich selbst geschlagen und wandte den Blick ab. Nun galt es Haltung zu wahren und eine gefallene Freundin, die sich nie geschont hatte in ihrem Bestreben, andere zu schützen, sicher nach Hause zu geleiten. Mit der Zeit würden die Worte zu ihm zurück finden, und dann würde er sie aussprechen.

Doch noch immer schienen nicht alle bereit, und so warteten sie alle, denn es würde niemand zurück gelassen, der sich ihnen anschließen wollte.

Lyra:
Lyra war in der Nacht wesentlich später in ihr Bett gekommen als geplant. Nun war sie müde, traurig und fast steinern. Den abend zuvor hatte sie versucht dort eine Schulter zum anlehnen zu bieten, wo sie gebraucht wurde, nun hatte sie das Gefühl, dass diese Schulter eher einem unbequemen Felsen glich. Aber das Erz, dass sie wieder in sich gesammelt hatte, half ihr das zu tun, was anfiehl und zu funktionieren.
Schweigend hatte sie sich in eine der ruhigen hinteren Ecken des Schankraumes gesetzt. Sie hatte keine Lust und keine Kraft sich zu unterhalten.
Sie wartete mit starrem Blick, in ihre Gedanken vertieft, darauf dass Svenja oder Stella auftauchten und sie sich nützlich machen konnte.

Sandra:
Mit einem Nicken beantwortete Svenja Stellas Frage, woraufhin diese sich langsam in Richtung Schankraum aufmachte.
Erst nahm sie die Fee gar nicht wahr, die dort in der Ecke saß, füllte die Humpen und wandte sich wieder zum gehen, als sie Lyra wahrnahm.
Sie nickte der Fee zum Gruß zu und verschwendete dann keine weiteren Worte, dafür fehlte ihr einfach die Kraft.
“Kannst du uns mit Gorix helfen?”
Svenjas Verletzung ließ es nicht zu, dass sie mit anpacken könnte und die meisten waren einfach auch zu schlimm verletzt als dass sie ihr helfen könnten.
Außerdem war Lyra stärker als sie aussah, das wusste sie nur zu gut, gerade, wenn das Erz wieder Überhand gewonnen hatte.
Falls gleich Nefron oder Marek noch eine helfende Hand hätten, würden sie auch die Treppe meistern können.

Dann kämpfte sie sich die Treppe wieder nach oben, reichte Svenja ihren Humpen und trank gierig aus ihrem, den sie in einem großen Zug leerte, um ihn dann ihrem Reisegepäck hinzuzufügen.

Lyra:
Als Stella und Svenja ihre Humpen gefüllt hatten, erhob sich auch die Heilerin und kam zu ihnen herüber.
Stella knappe Frage beantwortete sie mit einem ebenso knappen Nicken. Irgendwann würde sie ihre Worte schon wiederfinden, doch jetzt war sie einfach nur müde und traurig.

Auch sie füllte und leerte ihren Krug noch einmal, das Wasser tat gut. Es weckte zumindest ein wenig die erschöpften Gleider. Dann folgte sie ihrer Freundin nach, um ihrer Herrin und ihrem Herrn zu Helfen.

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