Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt
[SPOILER-ALARM!!] Ein letzter Weg
Ulrich:
Den Weg zur Burg war er, wie viele andere auch, stumm geritten. Bis auf das ein oder andere Mal wo er schwer Luft eingesogen hatte als sein Pferd etwas ruppiger als sonst aufgetreten war.
All seine Tränen und seine Trauer hatte er zurück am Gasthof gelassen. Er war Offizier und wusste das der Tod sein ständiger Begleiter war. Er respektierte ihn doch fürchtete ihn nicht. Und doch war da nun eine Leere die er nicht zu füllen wusste. Er kannte das Gefühl, erst vor kurzem war eine ähnliche Lücke entstanden und auch diese war längst nicht geschlossen. Es würde Zeit brauchen, sehr viel Zeit.
Als sie die schweren Tore der Burg durchquert hatten wurde er von einigen Männern des Ordens ins Lazarett ,welches eingerichtet worden war nachdem die Boten die Burg erreicht hatten, gebracht und dort versorgt.
Der Wundarzt schluckte schwer als er die beiden Schnitte sah. Einer hatte sich von der Linken Talie über den Bauch gezogen. Der andere verlief vom rechten Schulterblatt unter dem Arm bis auf die Brust. Sie waren zwar versorgt und genäht worden aber während dem Ritt hatten sie wieder ein wenig angefangen zu bluten. Auch außer diesen beiden Wunden war der Körper schwer mitgenommen, Quetschungen, kleinere Schnitte und Blaue Flecken.
Nach etwa einer Stunde begab sich Ulric wieder hinab zu den aufgebahrten Toten und begegnete auf dem Weg Berengar von Thurstein und Vanions Kapppin. Er nickte beiden kurz zu, es bedarf keiner Worte, und betrat den Raum in dem Lorainne und der verstorbene Großmeister lagen. Der Eingang wurde von zwei Männern in Ordensroben bewacht und wurde durch ein einfaches Fenster und zwei Fakeln erhellt. Auf einer Bank an der Wand unter dem Fenster nahm er Platz und nahm eine gerade Haltung an soweit ihm dies möglich war und versank in Gedanken.
Jeremias:
Arius war wie einige andere erfahrene Tiorsritter unterwegs gewesen, um die Bewegungen der Inquisition aufzuklären oder gar einzuschränken. Er war frühmorgens zurückgekehrt und konnte den Einzug der Anwesenden beobachten.
Sein erster Blick erfasste seine Ordensschwester, doch noch bevor er sein breites Grinsen aufsetzen konnte, erfasste sein Blick die beiden Leichen. Er zog die Augenbrauen zusammen und schaute genauer hin. Dann sog er tief Luft ein. „Das wird Blut kosten.“ Als die übrigen Ordensmitglieder gewahr wurden, was genau passiert war, verfinsterten sich viele Gesichter.
Arius ließ seinen Blick weiter über die Ankömmlinge streifen. Als er Stella sah, marschierte er auf sie zu. Er warf einen Blick auf den sanft atmenden aber bewegungslosen Körper von Gorix, der gerade weggebracht wurde. „Stella.“ Er hielt ihr die Hand hin, aber mit einer leichten Drehung, so als ob er sie jederzeit auch in den Arm nehmen würde, wenn sie das jetzt braucht.
Arienne:
--- Zitat von: Berengar von Thurstein am 14. Dez 18, 23:15 ---Der Ritter wandte sich Arienne zu und sah sie ein paar Augenblicke ruhig und ernst an. Dann lächelte er. "Danke für deine Gesellschaft im Gebet. Und danke für deine Sorge um mein Wohlergehen." Sein Blick wanderte zu Lorainne und er sprach leise weiter. "Sie war den schönen Dingen im Leben und dem leiblichen Wohl genau so zugetan, wie sie in ihren Tugenden und Werten fest und unerschütterlich war. Ich ziehe mir besser nicht ihren Missmut zu, indem ich mich selbst bis zur vollkommenen Erschöpfung schinde." Er deutete auf die Tür des Raumes und sah sie dann wieder an. "Ich kenne mich hier überhaupt nicht aus. Willst du die Güte besitzen und mir den Weg zeigen?"
Während sie ihm voraus ging folgte er ihr leicht seitlich versetzt und schweigend nach. Er sah sich um, nahm nun die baulichen Besonderheiten des Ortes in sich auf, verglich die Löwenburg mit anderen Bollwerken und hieß einiges gut, anderes nicht. All zu moderne Elemente hielt er schlicht für Verschwendung, andere wirklich historische Elemente hätte selbst er inzwischen von einem Trupp Steinmetze ausbessern lassen. Mit derlei Nichtigkeiten befasst konnte er die düstere Schwere wenigstens zeitweise aus seinen Gedanken vertreiben. Schließlich blieb er abrupt stehen und sagte leise "Es tut mir Leid Arienne, dass ich Vanion keine bessere Stütze sein konnte an ihrem Totenbett, und dass ich auch für dich nicht da sein konnte, als du ihm diese Stütze sein musstest. Es wäre meine Pflicht gewesen, und ich habe es versäumt sie auszufüllen."
--- Ende Zitat ---
Arienne spürte den Blick des Ritters auf ihr ruhen hob aber erst den Kopf als er sie ansprach. Sie erwiederte sein Lächeln und ihr Blick folgte seinem zu Lorainne.
"Selbstverständlich kann ich rüber zum Speisesaal bringen," sagte sie mit einem Nicken, als er um ihre Führung bat und ging vor.
Gemessenen Schrittes ging sie den Gang entlang der von der Kammer zum Hauptflur führte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass der Ritter stehen geblieben war. Sie hörte seine leisen Worte und drehte sich zu ihm. Ihr entfuhr ein leiser Seufzer ob seiner Worte: "Herr Berengar ihr solltet euch darum keinen Kopf machen. Ich weiß auch nicht ob das was ich getan habe gereicht hat, das weiß nur er selbst. Ich denke eure bloße Anwesenheit war ihm schon Stütze genug. Ich habe während des Bürgerkrieges Menschen vom Totenbett förmlich reißaus nehmen sehen, die Trauernden hat das sehr getroffen.
Angesichts seiner Reaktion als Vanion Lorainne dort aufgebahrt liegen sah, war ich anfangs geschockt, überfordert und habe mich hilflos gefühlt.....Ich bin froh, dass ich das überwinden konnte. Ich muss gestehen, es hat mich gewundert, dass ihr nicht zum Chevalier auf den Boden seid, aber euer Gesichtsausdruck sprach von ... " sie suchte das passende Wort "...Schock und vieleicht auch etwas Hilflosigkeit. Angesichts dessen seiner Pflicht nicht nachzukommen ist nichts wofür ihr euch bei mir entschuldigen müsst, es ist menschlich sich angesichts der Situation gestern selbst zu vergessen. Ich nehme eure Entschludigung dennoch an, denn ich kann nicht zulassen wie diese Last auf euch liegt." Sie rang sich ein Lächeln ab und wartete auf eine Antwort des Ritters.
Berengar von Thurstein:
"Ich... ich knie selten, und wenn, dann niemals überstürzt." Er sah sie an und schien etwas zu unterdrücken. "Zerschmettertes Knie. Ist nie ganz verheilt." Er wirkte sehr erschöpft und das ging über die körperliche Erschöpfung hinaus. "Würdest du mir schreiben, wenn Vanion sich seltsam verhält oder seine Verlorenheit allzu lange andauert? Davon ab, dass ich ihn auf Lorainnes Bitte beim Ritterschlag gegürtet habe, ist er mir auch ein Freund. Und wenn er Hilfe braucht, dann will ich, dass er sie erhält."
Gedankenverloren strich sein Daumen über etwas in seiner linken Hand. Dann, wie zu sich selbst, sagte er leise "es ist nicht recht, dass die Alten überdauern und die Jungen sterben... Jakop, Yanis, Tarnuran, Lorainne… vier seit dem Sommer... und nun zieht der Tiorsorden in den Krieg mit der Inquisition und reißt damit jeden in den Abgrund, der mit der einen wie der anderen Seite verbunden ist... Uns steht erneut eine Zeit der Krähen und der Gräber bevor..."
Plötzlich wurde er sich der Gegenwart Ariennes wieder bewusst und sah sie kurz deutlich bestürzt an. "Ich..." Wie er diesen Satz beenden wollte, war ihm offenbar nicht klar.
Vanion:
--- Zitat von: Nicole am 14. Dez 18, 16:55 ---Klara versuchte nicht ihn aufzumuntern oder irgendwas zu sagen. Sie kannte diesen Moment...
Also sorgte sie dafür, dass er nach dem Gewürzwein noch etwas aß.
Lies ihn einfach sein und lies sich irgendwann ein Buch bringen.
Sie war einfach anwesend, falls er sprechen wollen würde.
--- Ende Zitat ---
An diesem Abend sprach Vanion lange nicht. Er saß einfach nur da und verlor sich nach und nach in den Erinnerungen. Stück für Stück durchlebte er die gemeinsamen Jahre, und Clara ließ ihn gewähren, drängte sich nicht auf. Niemand wusste, wieviel Zeit vergangen war, als der Ritter irgendwann endlich zu sprechen anhob.
"Verzeih mir, Clara. Ich bin keine gute Abendunterhaltung, und Lorainnes Tod drückt mir zu sehr aufs Gemüt, als dass ich Euch Konversation bieten könnte. Der Tod ist mir nicht unbekannt, seit Jahren sehe ich Kameraden fallen. Selbst Maugrims Tod, so schrecklich er war, konnte ich ... fernhalten. Doch Lorainne hat mir mehr bedeutet. Sie war mir Mutter wie Schwester, sie war alles, was ich sein wollte. Es war nicht vorgesehen, dass sie stirbt. Ich hielt sie für unverwüstlich, und ich hab nie begriffen, dass sie menschlich und sterblich ist, wie wir alle."
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