Der Städtebund von Tangara > Fanada

Kontor im Frühjahr 269 n.J

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Ulrich:
"Ja, aber sind nicht  auch Barmherzigkeit und das Maß Tugenden des Ritters? Ist es das rechte Maß jemanden vielleicht zu töten für eine Lüge und wäre es nicht Barmherzig gewesen eine andere Art der Bestrafung zu wählen... aber wie gesagt dafür kenne ich Simon nicht gut genug.
Aber wie verlief dieses Duell und wer gewann?"

Jelena:
"Barmherzigkeit kann viele Gesichter haben, Ulrich. Es wäre in Simons Recht gewesen Lorainne zu verstossen und sie der Schimpf und Schande ihres gesamten Standes auszusetzen, sie und ihre gesamte Familie mit Schmach zu überziehen. Das hat er nicht getan. Er hat den Weg gewählt, der sie alle in dem Augenblick ihre Ehre wahren ließ: sie in ihrem Stand als Knappe und erste Frau Firngards seit Generationen die ihn tragen durfte und er in seinem Stand als Ritter, der sich seiner Verantwortung wohl bewusst ist und zeigt, dass ihn niemand ungesühnt narren darf. Du vergisst, dass wir von Firngard sprechen, Ulrich. Simon konnte seinen Namen genau so wenig riskieren, denn sonst wären beide zu Ausgestoßenen geworden."
Sie groß noch einmal Tee nach und nippte an ihrem Becher, offenbar überlegte sie wie sie weiter machen sollte.

Jelena:
"Die Schlacht um Engonia wurde geschlagen. Sie war... furchtbar. Wir waren nicht bei der eigentlichen Schlacht, wir haben dafür gesorgt, dass das Kraftfeld, hinter dem sich die Stadt befand, ausgeschaltet wurde. Es war wie durch Melasse waten, bis wir endlich erreichten was wir erreich wollten. Der falsche Kaiser starb und Kassos trennte seinen Kopf ab und spießte ihn auf... damit auch jeder sah, was mit ihm geschehen war und keiner Legenden über seine vermeintliche Flucht spinnen konnte."
Sie schauderte leicht und begann sich die Ärmel runter zu rollen. Weniger weil ihr kalt war, als vielmehr weil die Erinnerungen sie überrollten.
Sie war bereit gewesen dort zu sterben. Bereit ihren jahrelangen Kampf gegen Tior aufzugeben, ihm endlich zu geben wonach ihm jahrelang gelüstet hatte. Aber Kassos hatte das nicht akzeptieren können und stattdessen eine Verbindung zwischen ihnen geschmiedet die nicht einmal der Tod aufheben würde.
"Nachdem die Kämpfe vorbei und die Verwundeten gesichtet waren, ließ Simon Lorainne nieder knien und schlug sie zum Ritter. Sie stand auf als Chevalier Lorainne de la Folie des Joux und nahm die doch sehr verhaltenen Gratulationen entgegen. Denn wir alle wussten was als nächstes geschehen würde: Simon schlug ihr ins Gesicht und forderte sie zum Kampf bis zum Tode, auf das die Götter entschieden wer von ihnen beiden die größere Sünde begangen habe."

Ulrich:
"Ich habe von dem Duell natürlich von Simon erfahren. Allerdings wusste ich nie das es dabei um beider Leben ging. Wie kam es nun das beide lebend daraus kamen? "

Inzwischen waren die Sterne am Himmel zu erkennen und ein leichter Wind fuhr durchs Blattwerk der nahen Bäume.

Jelena:
Jelena rieb sich die Stirn und stützte ihr Gesicht schließlich in ihrer Hand, sie wirkte müde und ausgelaugt von den Erinnerungen.
"Der Kampf fand auf der Grenzwacht nach dem Fall von Engonia statt. Simon hatte Gorix das Versprechen abgerungen, dass er dafür sorgen würde, dass niemand in den Kampf eingreifen konnte. Und Gorix hielt sein Wort. Er nahm zwei seiner Magierkollegen und sie bauten ein Kraftfeld um den Duellplatz: niemand konnte hinein, niemand konnte hinaus, bis das Duell eindeutig entschieden war. Der Kampf wogte hin und her, die beiden schenkten sich nichts..."
Ihre Stimme verlor sich und Ulric konnte ihr ansehen, dass sie wieder da war, vor den Toren Engonias: der laue Frühsommerabend, der auf einen heißen Tag folgte, der Geruch von Lagerfeuern und vielen Menschen in der Luft, die Kakophonie von Feiernden und Betrunkenen...
Sie räusperte sich und fuhr fort:
"Schließlich ging eine Parade fehl und Lorainnes Schwert sauste mit ungebremster Kraft auf Simons Schädel herab. Er fiel in das blutgetränkte Gras und stand nicht mehr auf, Lorainne wie von Sinnen schreiend über ihm... es waren vielleicht nur ein paar Augenblicke bis das Kraftfeld fiel, aber sie waren wie eine Ewigkeit. Als wir endlich zu ihnen herankamen, stürzten sich Damian und Leonie und Kassos auf Simon und versuchten zu retten was zu retten war... ich riss Lorainne von ihm fort, damit sie in ihrer Verzweiflung keine Dummheit machte, hielt sie fest, während sie sich wand um ihre Schreie in meinen Ohren gellten... Ich weiß nicht ob der Segen der Geweihten ihn tatsächlich im Leben hielt oder Lavinia selbst ihre Hände im Spiel hatte, aber Simon war nicht tot."
Sie seufzte tief.
"Er war nicht tot, aber in den nächsten Tagen zeigte sich, dass er es vielleicht besser gewesen wäre, denn er wachte nicht auf. Kein Gebet, keine Magie, kein Trank brachte ihn dazu die Augen zu öffnen. Seine Seele hatte seinen Körper verlassen und konnte, oder wollte, nicht zurück kehren."

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