Arienne weilte nun auf dem Fest der Drachen.
Vanion fragte sich, wie es ihr erging. Er schloss sie in seine Gebete ein, morgens wie abends. Gewiss würde sie ihre Aufgaben gut erfüllen und dem Hause Voranenburg zur Ehre gereichen. Sie war
nur eine Knappin, ein kleines Teilchen in der großen Geschichte des Rittertums. Aber sie spürte die Verantwortung, die damit einherging, dessen war sich Vanion gewiss.
Es war nicht lange her, dass die
Nachricht auch in Feuerklinge eingetroffen war.
"Raubritter schimpfen sie mich, Mutter."
Er kniete vor dem Laviniaschrein des Gutes. Der Mater Noster glitt durch seine Finger.
"Den Eidbruch werfen sie mir vor."
Er schloss die Augen.
"Diesen Schmutz werden sie bezahlen."
Seine Stimme war ein heiseres Zischen. Seine Hand ballte sich zur Faust, quetschte die Holzkugeln zusammen. Wut erfüllte ihn. Eine Wut, die an diesem Ort fehl am Platze war, und er wusste es - doch scherte es ihn nicht.
Die Beschimpfungen kratzten an ihm. Hier, in Feuerklinge, in Voranenburg, im Kreise seiner Freunde würde es niemanden geben, der die Anschuldigen aus Hanekamp glauben würde. Und doch hatte der Herzog seiner Ehre einen Schlag versetzt. Einen Schlag, den er niemals unvergolten lassen konnte.
Und der Sippenmord.Er sprach es nicht aus. Wagte es nicht. Er wusste, Lavinia würde seine Gedankenschreie hören. Den Schmerz, die Reue darin wahrnehmen, die er empfand. Die Erinnerung an jenen Moment, der sein Schicksal bestimmt hatte, kehrte zurück. Kein Traum hatte es geschafft, das scharfe Bild zu mildern, kein Alptraum hatte vermocht, an die Stelle jener schlimmsten Stunde zu treten.
Savaric hatte unter ihm gelegen. Völlig wehrlos. Unbewaffnet. Besiegt.
Und er hatte ihn gemordet.
"Ich reite in den Krieg, Mutter."
Die Worte waren unflätig an diesem Ort.
"Dort will ich einer gerechten Sache dienen. Dort will ich zuschlagen, hart und schnell, und nur gegen jene, die Schuld auf sich geladen haben. Ich gelobe, meine ganze Kraft aufzuwenden, um die Unschuldigen vor Leid und Schmerz zu bewahren. Sieh herab auf deinen Diener und urteile über ihn. Kehre ich nicht wieder, so schütze die Meinen mit all deiner Liebe und all deinem Segen. Gewähre Ihnen, was mir versagt ist."
Am nächsten Morgen ritt Vanion fort, als einer der wenigen Streiter, die Feuerklinge nach Pfauengrund sandte.