Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
La Follye- Besuch im Spätherbst
Anders:
Anders nickte mitfühlend. Ihr Blick sprach von Wärme und leichter Trauer. "Diese Fragen kenne ich. Ich kenne sie sehr gut."
Sie griff an ihren Hals und zog eine lange silberne Kette aus ihrem Ausschnitt hervor. Daran hing ein silberner Anhänger der teuer aussah und ein filigrane Muster zu scheinen schien welches ausgesägt worden war. Stumm betrachtete sie einen Moment das Wappen der La Follye.
"Auch mir geht es so. Wenn ich liebe gebe ich einen Teil von mir meinen Freunden, meiner Familie. Ich kann nicht anders. Ich kann nur von ganzem Herzen lieben und fühlen. Deshalb teile ich deinen Schmerz. Ich weiß wie es dir geht."
Noch einmal schwieg sie dann hob sie den Blick und sah Enid an." Enid... Was ist deine Aufgabe? Also hier in deinem Leben. Hast du eine? Hast du deine Aufgabe gefunden? "
Tabea:
Enid lauschte Anders Worten aufmerksam und betrachtete den Anhänger. Ihr Blick war weicher und wärmer geworden. Als Anders die nächsten Fragen stellte hob sie abwehrend eine Hand. "Anders! Du löcherst mich ja wie einen verdammten Käse!" Sie schenkte sich erneut Wein ein, änderte ihre Sitzposition und wandte sich de Kenderin wieder zu. "Du machst dir scheinbar um die halbe Welt Sorgen, sogar um mich, die du ja kaum kennst. Du öffnest dein Herz ganz weit. Wie aber schützt du dich?"
Anders:
Sie lächelte breit. "Manchmal muss ich die Fragen laut stellen die andere die ganze Zeit quälen. Manchmal muss ich die Dinge laut sagen die andere ganz geheim denken. Wenn es niemand will muss wenigstens einer tun."
Sie drehte sich zu Enid um und lehnte sich an einen stützenden Pfosten.
" Das ist meine Aufgabe. Ich habe sie mir damals gegeben, genau so wie ich mir irgendwann meinen Namen gegeben habe. Ich bin hier um zu helfen. Auch dir."
Sie lächelte Enid an." Ich bin nicht gut darin andere von außen abzuhalten. Aber ich kann mich davor schützen, dass andere mich verletzen oder hier drin Unfug anstellen. "Sie tippte sich leicht gegen die Stirn." Niemand kennt sich da so gut aus wie ich. Aber du weichst meiner Frage aus." Sie schmunzelte." Vielleicht weil du etwas Zeit brauchst. Willst du eine Geschichte hören? Über sie? "
Tabea:
"Du bist also eine Art Stellvertreter und sprichst Worte von außen aus, die andere in ihrem Innern verschlossen halten. Damit sie nicht irgendwann daran ersticken. Hm. " Sie musste etwas grinsen. "Du bist wie eine Wühlmaus. Und dabei stellst du schneller Fragen als ich Pfeile verschießen kann." Ernster fügte sie hinzu " Ich glaube, da ist es besonders wichtig sich zu schützen. Nicht vor Klingen, sondern, naja, dem was man da wohl so fühlt." Sie zuckte die Achseln.
Anders Angebot eine Geschichte zu erzählen freute sie. "Ja, ich möchte sehr gern eine Geschichte hören. Am liebsten Hunderte, aber du sollst ja nicht heiser werden."
Anders:
"Ein ...Stellvertreter? Nein. Ich bin einfach nur ein Freund. Hast du keine Freunde die das für dich machen?" erstaunt blickte Anders Enid an, ehe sie ungläubig den Kopf schüttelte.
"Manchmal vergesse ich, dass es so viel bei euch Menschen gibt das anscheinend nicht normal ist."
Sie begann mit einem langen Ast etwas im Feuer herum zu stochern.
"Also eine Geschichte hm. Weißt du als ich damals Lorainne kennen gelernt habe, da ging es ihr nicht gut. Sie war ehrlich gesagt gar nicht da. Die anderen haben mir damals erklärt, dass nur ein Teil ihrer Seele da war. Der gebrochene Teil. Der den sie zwingen konnten nach ihrem Willen zu handeln. Ich weiß nicht wie viel du von ihrer Geschichte kennst. Lorainne sollte damals Savaric de Roquefort heiraten. Ihr Lehnsherr hielt es für eine besonders schlaue Idee, da sich die beiden immer um das Land von La Follye Stritten, dass die beiden heiraten sollten und damit wäre alles gut. Die Idee an sich ist vielleicht ganz gut, aber Menschen teilen nicht gerne. Und La Follye und Roquefort haben sich damals abgrundtief gehasst. Sie wollten sich gegenseitig umbringen. Also war es eine sehr, sehr schlechte Idee die beiden verheiraten zu wollen. Aber der Lehnsherr hatte anscheinend keine Freunde die gesagt haben, dass es eine furchtbare Idee ist, also ist es so gekommen.
Savaric ließ Lorainne damals entführen. Natürlich wusste man damals nicht, dass es er gewesen war. Sie verschwand einfach und niemand wusste wohin. Er tat sehr besorgt um seine Braut und schickte irgendwann ihren Knappen aus um sie zu finden. Dieser Knappe war... Vanion."
Anders schmunzelte leicht.
"Er stellte damals eine Gruppe zusammen und sie zu suchen. Da hab ich ihn übrigens kennen gelernt. Schon merkwürdig oder. Vielleicht hatten die Götter damals schon ein Auge auf mich oder uns. Vielleicht sollte alles so sein. Da musst du wahrscheinlich jemanden fragen der sich besser mit Göttern unterhalten kann als ich. Wir zogen aus Lorainne zu suchen und wurden bald überfallen, von Leuten die genau wussten das wir da waren. Damals hat Vanion erfahren, das Savaric versucht hatte ihn umzubringen. Damit niemand Lorainne jeh findet."
Anders machte eine kurze Pause und beobachtete die Flammen.
"Ich könnte noch viel mehr erzählen was an dem Tag geschehen ist, aber das würde zu weit gehen. Wir haben nicht aufgegeben. Obwohl die Leute die er um sich gescharrt hatte jetzt nicht mehr bezahlt würden und von ihrem Auftraggeber gejagt gingen wir weiter und wir fanden Lorainne und eine Laviniapriesterin Namens Rania. Aber ihre Seelen waren gebrochen, Teile schienen verloren. Deshalb brachte man sie an einen sicherne Ort und Stella arbeitete ein Ritual aus mit dem wir in die Köpfe der beiden gelangen könnten um ihre Seelen zu heilen und zu retten. Und das taten wir. In der Dunkelheit ihrer Gedanken durchlebten wir ihre Vergangenheiten, ihre Träume, ihre Wünsche, ihre Schmerzen und Hoffnungen. Manchmal sah ich nur zu, aber an anderer Stelle war ich Lorainne. Ich saß bei ihrer Mutter, ich bekam einen Antrag, ich trainierte mit ihrem Waffenmeister, ich war bei ihrer Schwester. Vielleicht war Lorainne deshalb diejenige, von der ich immer am ehesten wusste was genau sie gerade denkt. Irgendwie gelang es uns ihre Seelen zu retten und wir kehrten in unsere Körper zurück. Wir warne müde, erschöpft aber wir hatten es geschafft und alle warteten darauf das Lorainne endlich aufwachen würde. Und da fanden sie uns."
Sie griff nach einem kleinen Holzscheit und legte ihn nach.
"Der Hexenzirkel der Lorainne und Ranja entführt hatte tauchte mit einigen Kultisten auf. Sie wollten die beiden zurück und griffen unbarmherzig an. Lorainnes Vater war es damals der die Versammelten in den Kampf führte. Ich weiß es noch sehr genau, denn ich konnte damals nicht kämpfen und habe mich versteckt."
Anders Lächeln wurde trauriger.
"Julé... Lorainnes Vater war ein offenherziger und guter Mann. Die Firngarder sind nicht gerade offen Fremdrassen gegenüber musst du wissen. Sie mögen nichts was andersartig oder fremd ist. Aber mir gegenüber war er immer freundlich und liebenswürdig. Er hat mir oft zugehört während wir im Lager des grünen Ritters waren, hat mir viele Geschichten erzählt und mir das ein oder andere gezeigt. Vielleicht habe ich ihn damals an die jüngere Lorainne erinnern? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich ihn in der kurzen Zeit in der ich ihn kannte sehr ins Herz geschlossen habe.
An diesem Abend kämpfe Julé um das Leben seiner Tochter, die er gerade erst wiedergefunden hatte.
Und Julé wurde tödlich verwundet. Und in dem Moment als sein Körper auf das nasse Gras niederfiehl, schlug die Tür de kleinen Klosters auf. Licht flutete von drinnen auf die Wiese und in der Tür stand Lorainne! Nur im Nachthemd, Schwert in Händen stürmte sie nach draußen auf die Wiese mitten in den Kampf."
Ein etwas hilfloses Lachen wurde von rudernden Händen begleitet.
"Sie war immer so, weißt du? Wenn sie konnte war sie die Erste in der Schlachtreihe und die Letzte die zurück kam. Sie kämpfte wie besessen, damit andere gar nicht erst zum Schwert greifen mussten und um die zu schützen die die neben oder hinter ihr standen. In dieser Nacht wusste Lorainne nicht, dass ihr Vater dort auf dem Schlachtfeld lag. Sie erkannte ihn erst als die Hexen in die Flucht geschlagen oder getötet worden waren. Sie stürmte da raus um uns zu beschützen. Dabei war sie gerade erst aufgewacht und sie hatte nicht mal eine Rüstung... oder eine Hose! Sie lief einfach raus. Weil es das war... was sie machen wollte. Sie wollte immer Ritterin werden, schon als kleines Mädchen. Und obwohl dieser Traum sie so viel gekostet hat... hat sie stehts daran festgehalten. Darin ist sie sich immer treu geblieben, egal wie sehr sie sich sonst verändert hat."
Anders schwieg. Die Traurigkeit war wieder da. Der Schmerz pulsierte mit ihrem Herzschlag im Gleichtakt. Ihre Sicht verschwam.
"Ich vermisse sie unglaublich, weißt du. Und ich glaube... jeder gibt sich ein wenig die Schuld an ihrem Tod. Ich mir auch. Ich habe sie immer gefunden, weißt du... egal wo sie war ich konnte sie immer aufspüren. Ich habe es gefühlt wenn sie mich gebraucht hat... oder wenn ich sie finden wollte wusste ich einfach in welche Richtung ich gehen muss. Aber ich war nicht da. Ich habe es nicht einmal gespürt, dass sie nicht mehr da ist."
Jetzt kullerten zwei stille Tränen über Anders Gesicht, aber als sie den Blick hob lächelte die sie Enid mit so einer melancholischen Freunde an, dass es ein ganz merkwürdiges Bild gab.
"Weißt du was sie damals gesagt hat als sie mich kennen gelernt hat?" Anders lachte hell und ehrlich auf, obwohl ihr die Tränen über die Wangen liefen. "Sie hat Vanion ganz giftig angefahren Du 'ast einen Kender in MEINEN KOPF gelassen??. Das war alles. Mehr nicht. Ich glaube wir haben an dem Abend gar nicht richtig miteinander gesprochen. Aber ich durfte für Julé singen an seinem toten Bett. Und danach durfte ich sie auch begleiten. Ich weiß nicht wieso. Vielleicht weil ich gesagt habe, dass ich helfen will. Sie hat mich nie weggeschickt und ob du es glaubst oder nicht damit war sie mit Vanion die erste die mich nie weggeschickt hat."
Anders wischte sich über die Augen und schniefte leise.
"Sie war so unglaublich sturr und gleichzeitig so liebenswert. Wusstest du das sie Angst im Dunkeln hatte? Manchmal wenn sie nicht schlafen konnte, durfte ich für sie singen um die bösen Gedanken und Träume zu vertreiben. Das schien sie zu beruhigen. Sie sagte damals, dass ich ihr Licht sei. Das ich Licht sei für alle die sie damals um sich gescharrt hätte und das das meine Aufgabe wäre. Es fällt mir heute noch manchmal schwer zu verstehen was sie damit gemeint hat."
Anders seufzte leise. Da war immer noch Traurigkeit in ihrem Blick, aber Enid konnte sehen, dass sie Frieden mit diesem Schmerz geschlossen hatte der immer da sein würde wenn sie an Lorainne denken würde.
"Natürlich hätte ich es mir anders für sie gewünscht. Ich habe alles versucht was ich konnte um ihr Leben glücklicher zu machen weißt du? Ich habe schreckliche Dinge gelernt um sie beschützen zu können, ich habe versucht immer für sie da zu sein, immer irgendwo in ihrem Schatten um helfen zu können. Damit sie das erreicht was sie erreichen wollte. Damit ihre Träume war werden. Damit die Dunkelheit nicht zu groß wächst in ihr. Damit es immer irgendwie hell ist... vielleicht? Und irgendwie habe ich das vielleicht auch, vielleicht aber auch nicht. Aber... ich konnte es nicht... und wenn ich ganz ehrlich bin, ich glaube keiner von euch konnte es wirklich verhindern. Denn weißt du...Die Lorainne die ich kannte, hat sich von niemandem vorschreiben lassen, was sie zu tun hatte. Selbst in diesen verfluchten Orden einzutreten konnte ihr keiner Ausreden. So war sie einfach nicht... "
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