Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)

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Francois:
„Du bist bereits von sämtlichen anderen Diensten freigestellt. Mach dich fertig, pack deine Sachen und dann los. Ach ja: vorerst zu niemandem ein Wort über die Umstände. Du erledigst Dinge für mich, mehr müssen die anderen ersteinmal nicht wissen. Das Gerede kommt früh genug.“

Francois stand auf und reichte André die Hand.
„Gute Reise und... viel Erfolg klingt falsch... du weisst was ich meine.“

Yorik:
"Bien sur", erwiderte André auf die Anweisung des Weibels, "isch werde misch bedeckt 'alten." Mit klopfendem Herzen, aber voller Entschlossenheit stand er nun ebenfalls auf und ergriff die ihm dargebotene Hand. "Isch weiß was Ihr meint", bestätigte er, "danke." Und mit diesen Worten verließ er die Schreibstube in Richtung der Quartiere.

André ging zügig, denn er hatte einiges zu erledigen, bevor er aufbrechen konnte: Er musste sich Zivilkleidung zusammenlegen, Valet aus den Ställen holen - und bei seiner Mutter vorbeischauen. Wenn sein Plan für die Nachforschung funktionieren sollte, brauchte er ein paar Dinge, die seinem Vater gehört hatten...

Francois:
Nachdem André den Raum verlassen hatte machte Francois noch einige Papiere fertig und verschloss dann seinen Schreibkasten. Da er noch etwas Zeit hatte, begab er sich für einen Kaffee zur Küche. Dort hatte man die Nachricht wohl bereits vernommen. Zwar sagte niemand etwas, aber das Schweigen war ohrenbetäubend...

Eponine:
In der Küche herrschte bereits rege Beschäftigkeit, aber die übliche Leichtigkeit, mit der dem Gesinde die Arbeit sonst von der Hand ging, fehlte, nachdem Eponine auf dem Weg zu Alexane dort Bescheid gegeben hatte, dass man Gaben für eine Trauerfeier am Abend brauchte. Entsprechend waren die Meisten still über ihre Arbeit gebeugt, anstatt sich die Zeit mit hin- und hergeworfenen Scherzen und dem neusten Klatsch zu vertreiben, während die Hände ihre Arbeit taten.
Von Edouard hatte die Femme de Chambre kein Wort verloren, auf eine direkte Frage hätte sie ohnehin nur geantwortet, dass er noch nicht wieder in Goldbach eingetroffen war - was ja wohl allen Bewohnern auch mehr als offensichtlich sein musste.
Mit ernster Miene eilte sie von der Küche weiter zur Tür der Soeur und konnte sich dabei des Gedankens nicht ganz erwehren, dass sie die traurige Nachricht wie ein wehendes Tuch hinter sich herzog, das im Vorbeigehen das lebhafte Summen der Burg dämpfte. Natürlich wusste ein Teil von ihr, dass ihre Schritte in diesem Gang immer laut hallten, jedes Mal, wenn sie ihn entlang ging, aber diesmal war es, als fehlten die Hintergrundgeräusche, das Lachen, das durch die Fenster vom Hof heraufdrang, selbst die Vögel schienen für den Moment zu schweigen. Mit einen halb ärgerlichen Kopfschütteln blieb Eponine stehen und schalt sich, sich auf die Aufgaben, die vor ihr lagen zu konzentrieren. Und da, hatte da nicht ein Vogel angeschlagen draußen? Die durchdringende Stimme einer Elster hatte sie sich sicher nicht eingebildet. "Und Elstern sind auch Singvögel", murmelte sie leise, bevor sie an Alexanes Tür klopfte.

Isabeau Lioncoeur:
Die Stimmung am Abend war gedrückt: das Haus hatte Trauer angelegt, die Wappen waren verhüllt worden, die Feuer in der Kapelle angefacht. Botenreiter hatten bereits am Nachmittag die Burg gen Osten und Norden verlassen, kurz darauf gefolgt von einem Wagen mit hastig angefertigtem Sarg und einem Ballen feinstem Leinen für das Leichentuch. Aimée de la Riviere sollte mit allen Ehren die letzte Reise nach Hause antreten.
Die femme des Chambres war nicht lange Teil des Goldbacher Haushaltes gewesen, aber ihre stille und kompetente Art war von allen wohlwollend angenommen worden und man wusste, dass man bei Problemen egal welcher Art bei ihr ein offenes Ohr fand. Der Verlust traf die Baronin am härtesten. Sie ließ selten jemand neues in ihren inneren Kreis und jemanden nach vergleichsweise kurzer Zeit wieder zu verlieren war schäbig.
Was das Verschwinden des Marschall d'Hotel betraf, so überschlugen sich die Spekulationen: niemand traute ihm wirklich zu, dass er von sich aus ferngeblieben sei, aber die Alternativen waren auch nicht viel besser. War er überfallen worden und lag seit Wochen in einem Straßengraben? War er ins Wasser gegangen, weil er heimlich in die Mademoiselle verliebt war? Hatte er einen Schlag auf den Kopf bekommen und seinen Namen und Herkunft vergessen?
Sobald die Baronin in Sichtweite war, verstummte das Geschwätz, aber so lange es keine konkreten Informationen gab, würde es nicht vollends aufhören.

Das Totenopfer war eine ruhige Angelegenheit: Soeur Alexane sprach die Totengebete und empfahl Aimées Seele Lavinia, sprach ein Bittgebet für ihre Familie und Freunde und mahnte alle an die Hoffnung nicht zu verlieren, dass zumindest Eduard zu ihnen zurück kehren würde.
Isabeau opferte goldene Münzen und kostbare Spezereien für ihr Seelenheil und versprach an Aimèes Statt für ihre Familie da zu sein.
Bedrückt und gesenkten Hauptes verließen alle die Kapelle und begaben sich ausnahmsweise früh zur Ruh.

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