Autor Thema: Die Stille des Winters  (Gelesen 10480 mal)

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Offline Vanion

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Die Stille des Winters
« am: 01. Dez 20, 22:37 »
Nichts schien sich verändert zu haben. Der Gutshof von La Follye wirkte aus der Ferne klein, doch der helle Rauch, der aus den Kaminen aufstieg, erzählte von dem Leben, das die Firngarder hier oben führten. Obwohl er früh von Voranenburg im Süden aufgebrochen war, hatte es ihn nicht überrascht, die Schneeflocken zu erblicken, die hier im Norden den Regen vertrieben hatten. Der Schnee hatte eine weiche, weiße Decke über die Hügel gelegt, die die Landschaft hier prägten. Sanft stupste Vanion seinem Rappen die Fersen in die Seite, sodass das brave Pferd lostrottete.

Als er den Gutshof erreichte, fand er das Tor geöffnet vor. Er lenkte sein Pferd in den Innenhof, und niemand hielt ihn auf. Sein Wappen verriet den Menschen hier, wer er war, und immer noch gab es genug, die ihn mit Misstrauen, ja, offener Verachtung ansahen. Ihm schien, als seien es weniger als früher, die die Stirn in Falten legten, doch waren es wohl noch genug. Dennoch wurde er höflich begrüßt. Man half ihm vom Pferd herab, das man in die Stallungen brachte, und begleitete den Chevalier aus Roquefort hinein. Ihm wurde eine Waschschüssel gereicht, dessen warmes Wasser mit Kräutern versetzt war, und man reichte ihm ebenfalls gewürzten und erwärmten Wein. Vanion bedankte sich höflich, dann fragte er: "Où est le vieil armurier Fulk? Ce serait un plaisir pour moi de lui parler."

« Letzte Änderung: 01. Dez 20, 22:38 von Vanion »
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Lorainne

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Antw:Die Stille des Winters
« Antwort #1 am: 06. Dez 20, 20:29 »
Die Magd, die ihn noch als Knappe kennengelernt hatte, unterdrückte ein Grinsen. Sein Firngardisch strotzt zwar nicht mehr vor Fehlern, doch die Aussprache klang immer noch wie die eines Mannes, der die Sprache des engonischen Nordens fremd war.
Sie hängte seine Sachen nach ans Feuer, damit sie trocknet und antwortete freundlich:"Er liest den Kindern gerade etwas vor, schätze ich. Das tut er immer um diese Zeit. Kennt ihr den Weg zur Bibliothek noch?"
Bibliothek war zwar übertrieben, es war eher ein grosses Schreibzimmer, allerdings befanden sich dort auch sämtliche Bücher LaFollyes. Der ganze Stolz der verstorbenen Catherine de LaFollye.

Offline Vanion

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Antw:Die Stille des Winters
« Antwort #2 am: 06. Dez 20, 20:32 »
"Aber natürlich!" Vanion bedankte sich freundlich. Der Weg zum Schreibzimmer dauerte länger, als er angenommen hatte - da er sich am Ende doch nicht mehr so recht erinnerte. Aber nachdem er einmal in einem Zimmer gelandet war, das offensichtlich nicht die Bibliothek war, hatte er es geschafft. Leise betrat er den Raum und lauschte der Geschichte, die Fulk den Kindern erzählte. Er verstand nicht alles, dafür war Fulks Akzent zu sehr von diesem Land geprägt - aber er machte auch keine Anstalten, den alten Mann zu stören. Die Kinder hingen gebannt an seinen Lippen.
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Antw:Die Stille des Winters
« Antwort #3 am: 06. Dez 20, 20:42 »
Es war warm in dem Raum, Funk saß in einem bequemen Stuhl,  sein Rücken war krumm geworden, die Haare weiß und Eine Haut schien fast durchsichtig. Doch seine blauen Augen waren immer noch klar und seine Stimme fest.
"...und dann rannten sie den Hügel hoch, pour la reine riefen sie, und standen der Hexe gegenüber. Und wie das weitergeht, erfahrt ihr morgen. Jetzt husch, tragt das Essen auf, wie ihr seht haben wir einen Gast."
Funk klappte den Lederband zu und nickte Vanion zu.
Die Kinder beäugten den Mann neugierig, und ein Mädchen lächelte den Vanion an. "Monsieur, Wie geht es Jeanne?"
 Ein kleineres Mädchen, etwa halb so alt, legte schüchtern hinter dem Rücken der älteren hervor.
"Mademoiselle, wo bleibt Dein benehmen?" tadelte Fulk.
Er deutete Vanion, sich zu ihm zu setzen.
"Verzeih, aber diealten Knochen tragen mich nicht mehr so gut."

Offline Vanion

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Antw:Die Stille des Winters
« Antwort #4 am: 06. Dez 20, 20:56 »
"Jeanne geht es hervorragend, junge Dame. Sie ist frecher als je zuvor."
Vanion grinste bei seinen Worten, dann widmete er sich Fulk und nahm seine Einladung, sich zu setzen, an.

"Es ist schön, dich zu sehen, Fulk. Wie steht es um La Follye?"
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« Antwort #5 am: 06. Dez 20, 21:02 »
Die mädchen machten keine Anstalten zu gehen, erst, als fulk ihnen einen bösen Blick zuwarf  zogen sie sich murren zurück.
Als sie außer Sichtweite waren, lächelte fulk.
"Irgenwann werde ich sie über das Knie legen, aber ich fürchte, ich werde nicht schnell genug sein, um sie zu fassen.
Es geht gut in LaFollye. Sonst wären die mädchen nicht hier. Aber ich werde alt. Ich werde dir später meinen Nachfolger vorstellen. Randolf wird die alle fragen beantworten können. Er führt die Geschäfte hier nun."

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Antw:Die Stille des Winters
« Antwort #6 am: 06. Dez 20, 21:14 »
"Nach den Diensten, die du La Follye erwiesen hast, hast du dir einige Jahre Ruhe mit einem warmen Kamin mehr als verdient. Und trotzdem mag ich mir diesen Ort nicht ohne dich vorstellen. Du bist zu einem Teil einer Geschichte geworden, die noch viele Jahre erzählt werden wird."

Vanion schwieg kurz.
"Wie steht es um Blanchefleur? Um Marnois? Gibt es Neuigkeiten aus Oscronne, und von Bourvis? Man hört nur noch wenig dieser Tage aus dem Norden, dabei brodelt der Krieg zwischen Voranenburg und Hanekamp nach wie vor. Allein diese Blüten halten uns davon ab, aufeinander loszugehen."
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Antw:Die Stille des Winters
« Antwort #7 am: 06. Dez 20, 21:24 »
"Wenn du ein paar Tage bleiben kannst, kannst du Simon de bourvis selbst fragen, wenn er leah wieder zu sich holt. Er bringt sie jedes Jahr, wenn sich... ihr Todestag nähert und zieht sich ins Gebet zurück. Aber du hast sie gesehen, sie entwickelt sich prächtig, ist neugierig und treibt alle in den Wahnsinn." Fulk lachte und seine Augen blitzten wie die eines Kindes, das sich einen Streich erlaubt hat.
"Der Frieden zwischen Marions und blanchefleur ist brüchig,  aber noch hält er.  Vielleicht  könnte eine Eskalation im Süden hier zum Frieden beitragen. Wenn man wieder Seite an Seite kämpft. So oder so werden einstige Brüder gegeneinander kämpfen. Ob hier oben, oder unten im Süden. "

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« Antwort #8 am: 06. Dez 20, 21:34 »
"Dennoch wird der Krieg im Süden dazu beitragen, das Land wieder zu alter Größe zu führen. Das hoffe ich zumindest."
Vanion musste schmunzeln.
"Es wundert mich nicht, dass einen Kampf braucht, um Firngarder zusammenzuschweißen. Dennoch hatte ich gehofft, dass wir an einem weiteren Bürgerkrieg vorbeikommen würden. Dazu ist es wohl zu spät."
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« Antwort #9 am: 06. Dez 20, 21:42 »
"Das ist es wohl."
Fulk musterte den chevalier, versuchte seine Gedanken zu ergründen. Führte ihn nur das gedenken hier her, oder war da noch etwas anderes?
"Erinnerst du dich, vor mehr als drei Jahren standen wir genau hier in diesem Raum. Ich prophezeite dir, dass du hier nie wieder willkommen sein wirst. Und doch bist du hier, wirst warm empfangen, dein Schild schmückt die Halle und ich bitte dich, ein paar Tage zu bleiben. Also sag mir, was genau führt dich hierher? Möchtest du lorainnes Tochter kennenlernen?"

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Antw:Die Stille des Winters
« Antwort #10 am: 06. Dez 20, 21:54 »
"Ebendieser Schild, der in der Halle hängt, bringt mich hierhin zurück. Was wäre ich für ein Beschützer, würde ich mich nicht ab und an selbst vergewissern, wie es hier um die Dinge steht? Außerdem rückt der Tag ihres Todes nah. Ich will es zur Sitte werden lassen, ein jedes Jahr hier einzukehren und ihr zu gedenken - so denn ein Roquefort hier so häufig willkommen ist."

Vanion begleitete seine letzten Worte mit einem Lächeln und nahm ihnen so erkennbar die Spitze. Er hatte keinerlei Interesse daran, den alten Konflikt wieder aufflammen zu lassen, und Fulk wusste das.

"Ich will gerne ein paar Tage hier bleiben. Ich kenne auch die eine oder andere Geschichte, die die Kinder vielleicht hören wollen - und Leah ist mir ans Herz gewachsen. Ich habe mich oft gefragt, wie es ihr geht, wenn ich Jeanne gesehen habe. Und Judith ist wohl so groß geworden. Außerdem dachte ich mir, dass man in La Follye gerne hört, dass ich um eine Dame werbe."
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« Antwort #11 am: 06. Dez 20, 22:03 »
"Eine schöne Sitte. Solange Leah und Judith in Freundschaft aufwachsen, bist du hier willkommen. Niemand hat vergessen, was war, aber auch wir hier oben können verzeihen- aber wir tun es nicht leichtfertig. Umd jetzt erzähle  mir von deiner dame- so wie ich dich kenne, ist es gewiss kein mädchen, dass nur Schmuck an deiner Seite ist."
Er hielt inne und schien zu überlegen, welche der ihm bekannten Damen in Frage kämen, doch er war sich schnell sicher, dass sie keine firngarderin war. Etwas verzeihen war eine Sache, vanion aus roquefort zu ehelichen eine andere.
"Woher kommt sie, ich denke, sie weiß  mit einem Schwert umzugehen? "

Offline Vanion

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Antw:Die Stille des Winters
« Antwort #12 am: 06. Dez 20, 22:10 »
"Sie ist die Ser Iriann Tamyra von der Falkenwacht. Eine Baronin aus Lodrien - und ich werbe zwar um sie, aber ... sagen wir, es ist eine Schlachtfeldminne gewesen. Wir haben öfters Seite an Seite gestritten, als dass wir höfisches Brimborium betrieben hätten. Mir ist bewusst, dass zwischen Lodrien und Engonien einige Spannungen herrschen - aber das ist über ein Jahrzehnt her. Außerdem geht es nicht um Politik."
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« Antwort #13 am: 06. Dez 20, 22:23 »
"Schlachfeldminne..."
Fulk versuchte höflich zu bleiben und ein anschein der Weisheit des hohen Alters zu wahren, aber es platzte doch aus ihm heraus.
Er lachte laut und lange und im Haus verharrte jeder erschreckt in seinem Tun, hatte man den alten schon lange nicht mehr so Lachen gehört.
Nach einer Weile hatte er sich beruhigt und blickte in vanions ausdrucksloses Gesicht.
Er atmete tief durch und übertünchte das erneute Lachen mit einem Husten.
"Bon. Schlachtfeldminne. Du eifersüchtig ihr in vielem nach. Es ist gut, jemanden zu heiraten, der einem ebenbürtig ist, der Gefährte, Freund, vertrauter und Seelsorger ist. Und manchmal auch Feind."
Fulks lächeln wirkte einen Moment lang entrückt, als wüsste er, wovon er spricht.

"Nun, sie hat dich erhöht. Wie ist sie? Ich hörte, sie soll hübsch sein, nobel und kampfestüchtig."

Offline Vanion

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« Antwort #14 am: 07. Dez 20, 14:18 »
"All das ist sie in der Tat. Sie übertrifft mich in vielem, was sie tut. Wir ... haben uns vor Jahren schon kennengelernt. Fast immer war es zur Grenzwacht, dass wir uns gesehen haben. Irgendwann kam es dazu, dass wir einfach die ganze Nacht miteinander verbracht haben. Wir redeten und redeten und redeten und das Feuer brannte herunter. Ich weiß es auch nicht, wir haben uns einfach verstanden. Versteh mich recht - wir haben nichts Unziemliches getan. Aber wir fühlten uns eben zueinander hingezogen. Irgendwann lud sie mich nach Steinshard ein. Es gab ein Bankett, einen Empfang, es wurde getanzt - sie war die Gastgeberin. Und wie wir tanzten ..."

Vanion lehnte sich zurück. Sein Gesichtsausdruck war plötzlich warm und träumerisch, als er sich erinnerte.

"Bis tief in die Nacht hinein. Manche tuschelten schon, weil wir verdächtig oft zueinander fanden. Nun, dann stand sie uns in Feuerklinge bei, und ich kämpfte für sie im lodrischen Grenzland - und irgendwann fanden wir dann den Mut, einander unsere Gefühle zu gestehen. Dabei war es vielen längst offensichtlich geworden; so, wie wir umeinander herumgetänzelt sind. Nun bereite ich den, sagen wir, offiziellen Teil vor. Ich möchte sie ehelichen, so sie mich denn will."
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