Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
Früjahr 272 n.J. - An den Ufern des Alva-Sees
Bran:
Die Anspannung im Raum war beinahe zu greifen. Sogar Beorn schien die berühmte Frohnatur der Thorwaller abhanden gekommen zu sein und so hing jeder seinen Gedanken über die anstehende Nacht nach.
Als Yorik schließlich aufstand und die Sanduhr verstaute, erhob sich auch Branwin und streckte sich.
"Nundenn, ich wünsche uns viel Erfolg. Ayla, Beorn, Lasst euch nicht umbringen. Das ist ein Befehl." Sagte er zu den beiden Streitäxten. Und obwohl er dabei grinste, war aus dem Unterton doch eine gewisse Ernsthaftigkeit dieser Worte herauszuhören.
Der Weg zum Boot, welches Schangra und er gemeinsam fahren würden war etwa eine halbe Stunde lang. Es war nicht überraschend, dass ihnen unterwegs bis auf einer kleinen Gruppe Rehe niemand begegnete.
Am Kahn angekommen überprüften sie kurz die Ausrüstung, welche dort verstaut war. Unter einigen Decken fanden sie wie besprochen einen Korb mit Proviant und Wasser, drei einfache Tunikas, zwei Paddel, einen großen Bottich der arg nach Fisch roch sowie Fischerausrüstung, um ihnen wenn nötig eine Ausrede zu verschaffen.
Nachdem die kleinen Beutel der beiden Söldner ebenfalls verstaut waren, ließ Branwin Schangra auf der vorderen Bank Platz nehmen. Er selbst hatte ein wenig Erfahrung im Umgang mit Ruderbooten und würde die Steuerung von der hinteren Bank aus übernehmen. Dann schob er das Boot aus dem Schilf hinaus ins Wasser und sprang hinein.
Beorn:
Aye... Murmelte Beorn.
Gemeinsam mit Ayla machte er sich zu dem vom Ziel entlegensten Boot auf, da die beiden nicht besonders gut aufs Schleichen verstanden, aber recht gut mit Booten umgehen konnten.
Das Boot war alt und nicht gut in Schuss, würde seinen Zweck aber erfüllen. Versuchsweise schwang Beorn das Paddel. Könnte auch Kopfschmerzen verursachen.
Schweigend ließen sie das Boot zu Wasser und machten sich auf den Weg.
Yorik:
Die Fahrt über den See verlief relativ ereignislos. Die Sonne war mittlerweile untergegangen, um einer nahezu sternenlosen Neumondnacht Platz zu machen und außer einigen Fischerbooten befand sich in der Tat niemand auf dem Wasser, zumindest nicht soweit dies zu sehen war. Der Mangel an natürlichem Licht machte es den Gefährten schwer, in der Dunkelheit zu navigieren, doch letztendlich näherten sich alle drei Boote aus verschiedenen Richtungen der Ahrnburger Seite. Yorik, der die gesamte Überfahrt damit verbracht hatte, ein stilles Stoßgebet nach dem anderen zu Lavinia zu schicken konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf das vor ihm liegende Ufer, bis er irgendwo vor sich in der Finsternis das erwartete Aufblitzen einer Lichtreflexion wahrnahm. Dies war das vereinbarte Zeichen. So gut sie konnten, folgten Yorik und die Äxte in den anderen Booten dem Signal und auch wenn es nicht ganz einfach war, fanden sie letztendlich alle die von Tahrani und Enid markierten Anlaufstellen. Die Boote wurden an Land gezogen, die Umgebung überprüft und erste Schritte ins Landesinnere gemacht. Es dauerte nicht lange, bis die sieben Gefährten sich wieder zusammengefunden hatten, nun begleitet von den Männern und Frauen, die Enid auf ihrer ersten Tour aus den Höhlen geholt hatte.
Yorik atmete erleichtert auf. "Lavinia sei mit euch", grüßte er die Geflüchteten. "Es ist gut, euch endlich wohlauf zu sehen, aber wir haben nicht viel Zeit. Nehmt unsere Boote und fahrt zur Mitte des Sees, dort wartet ein Floß auf euch. Diejenigen von euch, die aussteigen, werden dann von unseren Verbündeten abgeholt und in Sicherheit gebracht, mindestens einer pro Kahn sollte aber übrig bleiben, um diesen zurückzubringen. Wir werden in der Zeit die Anderen holen und sicher hier her geleiten, auf dass auch sie bald übersetzen können." Mit diesen Worten wandte der junge Geweihte sich an Enid. "Wie ist der Stand?", fragte er sie. "Wenn ihr eine angemessene Route gefunden habt, um die anderen Flüchtlinge herzubringen, sollten wir so schnell wie möglich aufbrechen. Wir haben keine Zeit zu verlieren." Im spärlichen Licht seiner winzigen Laterne war Yoriks Mine sehr ernst. Seine Freunde hatten sich um ihn gesammelt, bereit ihm ins Landesinnere und zu den Schwarzen Steinen zu folgen. Wenn nur die Inquisition ihnen nicht auf die Spur käme, jetzt wo sie deutlich mehr Leute sein würden...
Bran:
Bran und Schangra saßen schweigend im Boot während sie durch das schwarze Wasser glitten. Außer dem Platschen wenn ein Fisch aus dem Wasser sprang und wieder eintauchte war es insgesamt sehr ruhig auf dem See.
Einmal kamen sie an einem kleinen Nachen vorbei, auf dem ein einsamer bärtiger Mann mit einer Angel saß. Die drei nickten sich nur stumm zu und fuhren aneinander vorbei.
Als das westliche Ufer des Alva-Sees ungefähr 200 Schritt entfernt war, legten die Söldner die Paddel in den Bauch des Bootes und Branwin nahm eine Angelrute zur Hand. Auf dessen Haken spießte er ein Stückchen Wurst, bevor er sie auswarf. Und so verbrachten sie erneut einige Zeit wartend, während dessen tatsächlich vier Fische anbissen.
Als Schangra, der Ausschau gehalten hatte, dann das Blitzen vom Ufer sah, gab er Bran schnalzend das Zeichen zum Aufbruch. Sie griffen wieder zu den Paddeln und schipperten an den Rand des Sees, wo sie sich mit den anderen zusammenfanden. Alle hatten es ohne Probleme geschafft und Bran erblickte sieben Schatten, die in der Dunkelheit nur dünn und gebückt zu sehen waren. Doch sie sahen kräftig genug aus, um die Boote samt Insassen zu Estas Floß zu bringen.
Nachdem Yorik seine Ansprache gehalten hatte blickte der Prieser in die Runde. Dann straffte dieser sich und folge Enid in die dunklen Ebenen und Wäldchen, welche den Rand des Sees säumten. Bran überprüfte den Sitz den Jagdmessers am Gürtel, streckte sich selbst noch einmal und schritt dann zügig hinter ihnen her.
Tabea:
Erleichtert hatte Enid aufgeatmet, als das letzte Boot mir den Magiebegabten vom Ufer abgelegt hatte. Die Gruppe am See schaute ihnen hinterher, wie die Boote mit jedem Ruderschlag mehr im Dunkel verschwanden. Einmal zuckten alle zusammen, als ein Ruder mit einem zu lauten Platscher ins Wasser tauchte. Nervöse Blicke suchten das Ufer und das Wasser ab, doch es blieb still.
Yorik deutete auf das Landesinnere, doch Enid hob die Hand. "Die nächste Fahrt wird schwieriger" informierte sie die anderen im Flüsterton. "Zwei aus der Gruppe scheinen verwundet oder völlig erschöpft, sie lagen vorhin am Boden und rührten sich kaum. Wir müssen schauen, wie wir sie transportieren können. Folgt mir"
Auf leisen Sohlen huschte die Gruppe durch den Wald, der verborgenen Höhle entgegen.
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