Part I
Am Sechsten Tage des ersten Mondes 256 nach Jeldrik bereits erreichte ein kleiner Treck aus dem fernen Lodrien die Grenze Engoniens nahe Caer Conway. Wo sie von einer Hand voll Söldner an der Grenzwacht in Empfang genommen wurden um Sie über verschneite Pässe und auf nicht verzeichneten Strecken, um den Drachenrücken herum an schmalen Hängen entlang und durch mächtige Schluchten die diesen durchzogen schließlich an Ihr Ziel zu führen. Die Stadt Zarbon der silvanaischen Provinz, bis vor einem Jahrzehnt als eine der Hochburgen der tiorschen Söldner tituliert und bis heute eine der ältesten Städte dieses Landstriches.
Stämmige Tagelöhner und bärtige Holzfäller mit Ihrem schweren Kaltblut hatte der Söldner Hauptmann geworben, fähige Zimmermänner und auch einige Steinmetze, nebst Ihren Söhnen und dem ein oder anderen Lehrling Hand verlesen. Gleich drei Wagen nur für Werkzeuge, Ihre karge Habe und die vierzehn Männer. Ein Jahr feste Anstellung, Obdach und Essen, nur Briefe und Ihr Lohn sollten Ihre Heimat das nun ferne Lodrien erreichen.
Nachdem Sie die gesamte Strecke schwer beladen in 68 Tagen überwunden hatten sahen Sie endlich die Stadt vor sich. Die von Entbehrungen, Deichselbrüchen und nicht zuletzt dem Verlust eines jungen Ochsen und der eisigen Kälte gezeichnet war. Durch das winterlich hart getroffene Silvanaja waren Sie gereist in eine trostlose urtümliche Gegend. Heimat der Söldner und Barbaren hatte man Ihnen erzählt, wo Mörder und Barbaren am selben Feuer saßen und doch war das Angebot verlockend genug. Weiß so weit das Auge blickte, die Eichen so hoch das sie Jahrhunderte erlebt haben mussten. Berge die sich in den Himmel kämpften und nahezu unpassierbar waren. Nicht zuletzt hatten sie keinen einzigen Pflasterstein auf den wilden kaum befahrbaren Strecken entdeckt, die sich bis zu Ihrem Ziel geschlängelt hatten. Keine Blätter an den Laubbäumen, lediglich das Nadelgehölz trug die schwere Last des Schnees und beugte sich.
Wie der riesige Barbar namens Jakati überhaupt Ihren Weg fand war unerklärlich für einige der Ihren.
Kurz vor Ihrem Ziel, erblickten die wenigen Söldner des tiorschen Banners, die den Treck abgefangen hatten, des Hauptmannes Heimat, die Heimat Ihrer Vorgänger und einen Teil Ihrer Geschichte den die meisten nie vorher erblickt hatten. Ja tatsächlich nur aus Erzählungen des Hauptmannes, des Barbaren und ein paar weniger Ihrer Männer gehört hatten die hier durchgereist waren auf Ihrem Weg nach Lodrien. Tief verborgen irgendwo in der silvanaischen Provinz.
Hier gab es weit und breit nur Wälder und hügeliges Terrain, keine zwei Tage entfernt begannen die Vorläufer des Drachenrückens die eine prächtige Kulisse boten. Wie Zacken auf dem Rücken eines solchen, erklärte es sich. Keine Hütte, Raststätte oder auch nur einen einsamen Hochsitz gab es hier. Wer ohne Führer ging der würde sich verlieren, den würde das Wetter töten und wer es dennoch weit genug schaffte, solle von Wölfen gejagt werden bis zur Erschöpfung. Wenn die Barbaren nicht schneller waren. Selbst die Söldner verhielten sich ruhiger und angespannt als sie sich nur noch wenige Tage entfernt der Stadt glaubten.
Die Ankunft selbst bot einen völlig anderen Anblick als sie erwartet hatten, der Hauptmann hatte von prächtigen Türmen vor der Stadt gesprochen in Ihren Farben gestrichen. Tatsächlich standen die Wehrtürme dort, aber sie waren Grau von der Sonne des Sommers und dort wo sie es nicht waren weiß vom Schnee und Eis des Winters. Fasst so hoch wie fünf Männer, konnte man bereits jetzt abschätzen. So weit offenes Feld, das die schwerste Speerschleuder nicht zu ihnen in Reichweite gebracht werden konnte aus Ihrer Richtung und sich Ihre Feinde auf offenes Feld stellen sollten. Tatsächlich prangten auf der zur Stadt hin ansteigenden Ebene bereits Unterschenkel dicke Bäume. Weiße Birken, junge noch recht kleine Eichen und schnellwachsendes Nadelholz das sich seinen Platz erobert hatte in den letzten zehn Jahren. Hohes schneebedecktes Gras ließ Wall um Wall, Graben um Graben zu einer hübschen Kulisse werden. Doch bis heute erkannte das geschulte Auge, die lange gefallenen Rossspieße. Die Hügel von denen Feuer auf die Barbaren geschickt worden war. Die eingestürzten Fallgruben und schlussendlich die Wehrtürme die den Angreifer erwarteten. Um so viel Erde zu bewegen, so viel Holz zu fällen mussten Hunderte von Männern über Generationen diese Stadt zu einer einzigen Wehranlage ausgebaut haben. Manches hohen Herrn Feste war vielleicht einfacher zu knacken als diese Stadt hier nur zu erreichen. Fast konnte man erahnen was Ihr aus bedeutet hatte. Es musste unglaubliches Blut geflossenen sein auf beiden Seiten.
Als sie näher kamen entdeckten sie den vereisten Fluss, Aber wurde er genannt den jeder der seine Quelle suchte sollte mit vielen Fragen über sich selbst heimgekehrt sein aus dem verwunschenen Gebirge. Als wären Sie für viele Jahre weg gewesen, oder gar Generationen vergangen. Im Sommer sollte er die Gräben füllen und hier sein Delta besitzen. Über dem Strom selbst führte eine gut vierzehn Schritt lange Brücke aus stämmiger Eiche errichtet. Auf beiden Seiten flankiert mit schwarzen basaltenen Türmen, in die Arm dicke Ketten eingelassen worden waren, und gespannt den Handlauf bildeten. Fasst einen Schritt im Quadrat maßen große Platten dem anreisenden zugewandt und präsentierten stilisierte Wolfsköpfe aus blutrotem Marmor in den schwarzen Basalt gesetzt. Woher dieser einst herangeschafft worden war konnte wohl keiner mehr ergründen, vielleicht eine Gabe vergangener Herrscher denen Sie gedient hatten, vielleicht auch Beute aus einem fernen Land. Vielleicht eine Generation alt oder seid Errichtung der Stadt.
Die Geländer waren wohl seit Jahren nicht erneuert worden, früher waren sie wohl reich verziert wie man hier und da noch an einem freistehenden Pfosten erahnen konnte. Kaum breit genug um einen großen Wagen herüber zu lassen, nicht breit genug das ein Mann sich noch daneben bewegen konnte. Errichtet auf Stämmen die wohl wie die Basalttürme für immer stehen würden. Der vereiste Boden der Brücke brachte die Hufe der Tiere zum abgleiten. Lediglich die angerosteten schweren Ketten, verhinderten ein abstürzen. Eine kleine Meisterleistung alter Tage, dachten Sie.
Knappe Zweihundert Schritt weiter, wurde der Weg von je einem der Wehrtürme flankiert die sie aus der Ferne erblickt hatten, bis heute waren die Rossspieße um die Türme schwarz vor dem Feuer in das sich die Männer bis zu Ihrem Tod hüllten, wussten sie. Auf Ihren gut drei Schritt höher liegenden Hügeln, waren die Türme ungeschmückt aber mit immer hin zwei verschlossenen Ebenen mit winzigen Scharten aus der stämmigen silvanaischen Eiche errichtet worden, wie alt Sie waren war schwer zu schätzen, die Zimmermänner und Holzfäller staunten nicht schlecht womit sie es zu tun kriegen würden. Feuerfest sollten sie sein, ja das waren sie wohl. Winzige kaum handlange Schießscharten, die einzigen Öffnungen der Ebenen und auch die mächtige gusseiserne Feuerschale war oben zu erahnen auch wenn die Dächer längst zusammen gefallen waren. Noch näher dran entdeckten sie rostige Bastardschwerter die tief in den gefrorenen Boden gerammt worden waren, an Ihnen lagen bis heute anscheinend ein paar einzelne Blumen und an den Parierstangen flatterten bunte farbige Bänder im Wind. Ein Andenken an die Männer die wohl geliebt worden waren, wie man jetzt sagen musste. Auserwählte Streiter die Ihr Leben für Ihren Gott, Ihre Stadt und Ihre Schätze geopfert hatten. Grün schimmernde Helme hatten auf Spießen überdauert und blickten in Richtung der Wälder als würden sie immer noch Wachen und beobachten wer auf diese Ihre Stadt zuging. Die Bürger erinnerten sich immer noch, hatte es den Anschein.
Langsam kamen sie dem Pfahlwall näher der die Stadt umgab. Ein verschlossenes großes Tor bald fünf Schritt breit aus zwei Flügeln bestehend. Davor ein schweres Guseisernes Gitter, dass in gut zweieinhalb Schritt breite Eichenstämme eingelassen war. Der Pfahlwall selbst maß vielleicht vier Schritt an Höhe und wirkte durchaus in Takt. Ein seltsames Bild boten die Haus hohen Eichenstämme die es flankierten und die Funktion war schwer zu erkennen, im Inneren der Stämme musste wohl eine Art Mechanismus existieren, der das Gitter hob. Auf dem Tor erkannten sie die große Darstellung eines Wolfskopfes aus einer massiven fingerdicken kupfernen Platte darauf geschlagen, dort wo jeder einen Rammbock ansetzten würde, schützte Tior seine Städte. Den Einlass in die Stadt mit seinem Zeichen. Der Wert musste unglaublich sein, allerdings wer sollte das Ding klauen, es war viel zu schwer wahrscheinlich sogar für vier Kaltblüter der Holzfäller.
Erst kurz bevor sie das riesige Gitter erreichten hob es sich langsam immer eine Elle an. Davor angekommen hörten Sie bereits eine Stimme lautstark brüllen aus dem inneren. Diese tiefe und rauhe Stimme befahl in herrscherischem Tonfall langsam aber bestimmt. „Und zieht !“ ... „Und zieht !“ ... „Und zieht !“ ... „Jetzt die Stangen einschlagen, macht schon !“ ... „Entlastet die Tiere !" und schwere Hammerschläge ertönten längere Augenblicke, die wohl auf massive Eisenstangen geschlagen wurden. „An den Riegel Männer !“ ... „Setzt eure Hebel an !“ ... „Und zuuuu gleich!“ ... „Zuuuuu gleich !“ ... „Zuuuuu gleich !“ ... „Und Weeeg jetzt, er kommt!“ es ertönte ein sonderbares krachen, ein riesiger Balken musste im Inneren aufschlagen sein. Minuten vergingen, ehe man die Stimmes des Mannes wieder vernahm, „Loß und zieht Männer, zieht jetzt sag ich. Guuuut, Pause!“
Endlich öffnete sich ein Flügel Mann breit, vor Sie trat ein gut zwei Schritt hoher Mann, mit dunklem Vollbart und Normannischem Helm in Uniform der Reichsgardisten ungewohnt verschmutzt und abgenutzt, in schwerer Rüstung, mit geschulterter Kriegsaxt. “Willkommen in Zarbon Reisende, was ist euer Begehr?“
Ein junger Kerl fasst 9 1/2 Spannen groß, in schwarzer Kluft, mit brünierter Kette und dicken in der Wintersonne glänzenden Messingplatten an Arm und Bein sprang vom Bock des vordersten Wagens, der ebenso Schwere schwarze Umhang, flatterte im eisigen Wind. Schulterlange verfilzte dunkelbraune Haare und drei Tage Bart. Ein schweres Bastardschwert gegurtet, einen Rundschild am Arm, einen Langdolch in seiner Beinscheide, schritt arrogant zu Ihm. „Herzstecher heiß ich, ich führe diese Männer. Zweiter Hauptmann des 3. tiorschen Söldnerbanners. Wir wollen Einlass zu unserer Kaserne, der tiorschen Söldner und Ich will den Hohepriester Tiors sehn! Gewährst du jetzt immer noch Einlass?“
Mit verwunderten Augen, blickte er der stämmige Mann über den Haufen „Die Männer gehüllt in blutiges Eisen unter dem Zeichen des Wolfes kehren in Ihre Städte zurück, wahrhaftig.“, „Die Barbaren haben euch angekündigt, ich dachte acht Sommer es sind Märchen. Wartet hier.“ Kaum hatte er sein Wort beendet ging er ins innere und brüllte los. „Schließt das Tor, Gitter runter, jetzt ! Verriegeln und Sichern, Männer auf die Palisaden, Armbruster und Bogenschützen aus der Garnison holen, wir haben Besuch. Du glotz nich so doof, schafft mir den alten Hohepriester, her!“
Stunden vergingen, und schließlich durchzog der Tross mit seiner Ehrengarde könnte man es fasst nennen, die engen Gassen zur verwitterten Kaserne wo der Hohepriester sie erwartete. Kaum war das Tor der Kaserne vom Priester und den Söldnern geöffnet, erwartete die angereisten ein schockierender Anblick. Das Haupthaus war zusammengefallen, Dach und erster Stock lagen in Trümmern die Mauern des Erdgeschosses standen. Einhundert Mann sollte es einst Unterkunft geboten haben. Selbst das Vordach war nun eingestürzt.
Der große Stall Maß gute 40 Schritt Länge und 30 in der Breite, auch hier Standen nur noch die tragenden Balken, es war wohl einst abgefackelt worden wie das Haupthaus. Auf der dritten Seite zum Tempel angebaut, fanden sich jedoch die alten Schmieden und Werkstätten aus Stein bis auf die Dächer schienen sie intakt. Der riesige Hof war gesäumt von Schlagbalken und seltsamen verwitterten Trainingsgeräten, Gruben und komischen Holz Konstruktionen. Es würde lange dauern bis die mitgebrachten Handwerker, erst mal alle ins Auge gefasst hatten und den Schutt aus den Häusern geholt hatten. Niskolf drehte sich zu den mit Ihm angereisten Männern um und ohne die Reichsgarde eines Blickes zu würdigen, die im Tor stehen geblieben waren als der letzte Wagen es passierte, brüllte er neben dem Hohepriester los, so laut seine Stimme hergab, ja sie überschlug sich schon fasst. „Bringt mir den Scheiß Laden in Schuss ! Das sieht ja aus wie beim Hauptmann inner Schmiede ! Ich will hier Bewegung sehen ! Wenn ich euch nich augenblicklich schwitzen seh, passiert euch was! Du da hol Kreuzbrecher außer Taverne ! Ihr da ladet die Wagen ab ! Ihr spannt die Tiere aus und guckt euch den Stall an, sag ich ! Betten in die Werkstätten rein! Los ! Los ! Los ! Auf was wartet Ihr eigentlich ! Soll ich euch erst mal eine rein haun, Ihr Saubande ! Genug Urlaub gehabt verdammt !!!“
und so begann es von neuem was lange gewährt hatte ...