Das Kontor- nach der Eröffnung der Akademie

[Jelena]

Jelenas Stimme zeigte einen Hauch von Ungeduld:
"Was mich erzürnt ist die Tatsache, dass du mich anlügen wolltest. Das ist kein guter Start zwischen Meister und Schüler! Und auch wenn es nur ein Verschweigen sein sollte, dann wird es dadurch nicht besser! Es tut mir leid, was du erlitten hast, aber sei ehrlich zu mir und vor allem zu dir: du hast dich von deiner Heimat losgesagt? Hast deiner Familie den Rücken zugekehrt?"

[Wydh]

"Verzeiht mir Jelena.... ich weiß das war Falsch. Es wird nicht wieder vorkommen! Und
ja ich habe mich von Callandur und meiner Familie aus Furcht losgesagt... das ich Richtig.

[Jelena]

Jelenas Gesicht bewölkte sich und sie sah eine Zeitlang grübelnd aus dem Fenster, statt auf Wydh. Schließlich sah sie ihre neue Schülerin wieder an, aber es war ein strenger Blick: "Alvias wird bestraft werden, denn was er getan hat war falsch. Er ist mein Lehrling. Ich werde sehen, das dir von ihm Genugtuung erfährt. Ich bin weiterhin bereit dich als Schülerin aufzunehmen. Das bedeutet, dass du mir gegenüber verantwortlich bist. Ich denke, dass diese Sache nicht aus der Welt geschafft ist und ich nun mit hineingezogen werde. Wenn das so ist, dann will ich wissen, ob du dich meiner Entscheidung beugst. Das ist meine Bedingung, wenn du hierbleiben möchtest."

[Wydh]

"Ja das werde ich Jelena." sagte Wydh

[Jelena]

"Dann heißt es ab jetzt Meisterin." sagte die Heilerin sanft, aber bestimmt.
"Geh zu Anica, sie wird dir zeigen wo die benutzten Verbände und Waschzeug ist. Luthor wird dir nachher helfen, wenn er Zeit hat. Ich denke, dass ich morgen wieder aufstehen kann, dann gehen wir in die Lazarette und dein Unterricht beginnt. Alles weitere sehen wir im Verlauf der nächsten Tage."

[Wydh]

"Ja Meisterin." sagte Wydh mit einem Lächeln und die Erleichterung war ihr deutlich anzusehen. Sie stand auf, nickte ihr nocheinmal zu und ging dann zu Anica.

[Jelena]

Jelena starrte noch eine Zeitlang aus dem Fenster, offenbar tief in Gedanken versunken. Man konnte ihr ansehen, dass ihr die Situation ganz und gar nicht gefiel. Einige Zeit später klopfte es sacht an der Türe und Anica steckte den Kopf herein.
Sie brachte eine Kleinigkeit zu essen und mehr Tee und reichte Jelena dann ein Bündel Papiere, die offenbar heute angekommen waren.
Jelena sah die Absender und Siegel kurz durch und stockte, als sie Alvias' präzise Handschrift erkannte.
Sie faltete das Schreiben auseinander und las es sorgfältig durch.
Ihr Gesichtsausdruck wurde grimmig.

Probleme, genau wie sie es vorhergesehen hatte.

[Alvias]

'das war eine gute Idee' denkt sich Alvias. Er war schon ein wenig stolz darauf, auf die Idee gekommen zu sein, sein Schreiben in der morgentlichen Post unterzubringen. Anica, die die Post seit er hier ist, jeden Tag der Meisterin bringt und sie vorher nicht genau liest. Mittlerweile sollte sie das Schreiben haben, denkt sich Alvias noch so und wartet dann darauf, die Erlaubniss zu bekommen den Breif in die Heimat abschiacken zu können. Die ganze Zeit spielt er dabei mit eben jenem Brief.

[Jelena]

Er muss nicht lange warten, denn schon nach kurzer Zeit bittet Anica ihn nach oben in Jelenas Zimmer zu gehen.

[Alvias]

Alvias nickt ihr zu: "Habt Dank." Oben angekommen klopft er an die Tür. Nachdem er hereingebeten wurde und die Tür hinter sich geschlossen hatte: "Ihr habt mich rufen lassen?"

[Jelena]

Jelena hielt wortlos seinen Brief hoch und wies ihm einen Platz auf dem Schemel, der vor dem Feuer stand.
Sie sah ihren Lehrling eine Zeitlang stirnrunzelnd an, so als ob sie mit sich selbst debattieren würde, was sie ihm sagen solle.

"Ich habe deinen Brief gelesen und ich verstehe deine Position. Nichtsdestotrotz bringst du mich in eine schwierige Situation. Was wird mit Wydh geschehen, wenn Xern sie nach Calandur zurück bringt?"

[Alvias]

"Bei dieser Frage bin ich mir nicht sicher was die Antwort ist. Es gibt da mehrere Möglichkeiten. Aber alle enden nicht gut für Wydh. Die schnellste Variante ist die direkte Hinrichtung und die langsamste die, dass sie in der Heimat vor Gericht gestellt wird, was auch zur Folge hätte, dass sie bestraft wird, je nachdem wie der Richter entscheidet kann es etwas milder oder wieder Lebens beendend sein."

Alvias ist nicht wohl dabei dieses zu berichten, aber die Strafen bei Übertretungen des Gesetzes sind in Calandur hart. Das hält die Ordnung.

[Jelena]

Jelena schwieg verblüfft.
Diese ganze Geschichte zeigte alle Anzeichen um zu einer ausgewachsenen Katastrophe zu werden!
Sie räsuperte sich einmal und dann noch einmal, bevor sie endlich antworten konnte:
"Das ganze steuert mit Riesenschritten auf eine Katastrophe zu, Alvias! Was soll ich jetzt tun? Wydh hat mich um Schutz gebeten. Ich werde sie sicherlich nicht an ihren Henker ausliefern. Und auch du hast Unrecht an ihr getan. Aber ich verstehe auch deine Verpflichtungen. Was geschieht, wenn du nicht meldest, dass sie hier ist?"

[Alvias]

"Das würde dann für zwei Elfen nicht gut ausgehen, sobald jemand dies mitbekommt. Wydh würde die gleiche Strafe treffen und ich würde mich einer Art Mittäterschaft schuldig machen. Wie dafür die Strafe aussieht ist mir nicht bekannt, aber sicherlich würde ich min. für einige Zeit eingesperrt werden und alle bisher erworbenen Privilegien verlieren."

[Jelena]

"Das habe ich mir gedacht..." murmelte Jelena und verschränkte die Arme, während sie wieder für eine Zeitlang in Grübeleien versank.
"Wie ich es drehe und wende, es wird nicht nur Probleme geben, es wird Blut fließen. Auf die eine oder andere Weise. Du bist mein Lehrling, aber ich respektiere deine Schwüre. Sende den Brief. Wer auch immer kommt um Wydh zu holen, wird zuerst mit mir sprechen. So gebietet es die Höflichkeit. Wydh steht unter meinem Schutz. Das bedeutet nicht, dass sie nicht die Verantwortung für das tragen muss, was sie getan hat. Im Gegenteil, niemand wendet ohne weiteres seinem Heimatland den Rücken zu! Aber ich werde nicht zulassen, dass sie für eine kopflose Tat das Leben verliert, die sie aus Verzweiflung begangen hat."